Silvano Grimaldi, Grimaldi & Partners AG, Zürich.
Zürich – Ist nun das Börsengewitter vorbei? Die Aktienmärkte sind, technisch gesehen, kurzfristig überverkauft. Die Erfahrung zeigt, dass ein schnelles Überschiessen nach oben wie auch nach unten normalerweise eine stärkere Gegenbewegung zur Folge hat. Daher ist kurzfristig, d.h. in den kommenden zwei bis vier Wochen, eine Aufhellung der Schlechtwetterlage zu erwarten.
von Silvano Grimaldi, Grimaldi & Partners
Konjunktursorgen um die chinesische Wirtschaft waren bereits vergangenen Sommer für eine grössere Aktienkorrektur besorgt, ehe sich die Lage sich wieder beruhigte. Dazu trugen unter anderem die Bereitschaft des chinesischen Regimes zu allfälligen Stützungsmassnahmen sowie positive Konjunkturdaten (bspw. der Anstieg der Industrieproduktion im Oktober 2015) bei.
Handelseinstellungen der chinesischen Börse sorgten für Unruhe
Ausgelöst von wieder aufkeimenden Sorgen um den Zustand der chinesischen Wirtschaft fielen die Börsen in der ersten Jahreswoche um einige Prozentpunkte. Ausserdem sorgte vorübergehende Handelseinstellungen der chinesischen Börse für Unruhe, nachdem Grossinvestoren ihre Aktienpakete nach Ablauf eines Verkaufsverbots loswerden wollten. Die entsprechenden Überangebote an Aktien sorgten für einen kaskadenhaften Kursrutsch der chinesischen Börse.
Aktienmärkte sind, technisch gesehen, kurzfristig überverkauft
Ist nun das Börsengewitter vorbei? Die Aktienmärkte sind, technisch gesehen, kurzfristig überverkauft. Die Erfahrung zeigt, dass ein schnelles Überschiessen nach oben wie auch nach unten normalerweise eine stärkere Gegenbewegung zur Folge hat. Daher ist kurzfristig, d.h. in den kommenden zwei bis vier Wochen, eine Aufhellung der Schlechtwetterlage zu erwarten. Die Aktienmärkte befinden sich seit Ende letzten Jahres in einer Abstiegsphase („Bärmarkt“). Entsprechend wird die Gegenbewegung wohl von kurzer Dauer (einige Wochen) sein. Ab spätestens April/Mai dürfte sich wieder der Haupttrend durchsetzen, nämlich der Bärmarkt!
Fortsetzung der Abstiegsphase nach Bärenmarktrally
Die Aktienmärkte haben in der Vergangenheit nach einer Zinswende (die US-Notenbank hat im vergangen Dezember das erste Mal seit mehreren Jahren wieder die Leitzzinsen erhöht) häufig zu Korrekturen geneigt. Diese sind vor allem kurz nach einer Zinswende passiert. Eine Erhöhung der Zinsen bewirkt eine neue Bewertung aller Anlageklassen. Dazu belasten die derzeitigen Unsicherheiten betreffend die chinesische Wirtschaft und der Zerfall der Rohstoffpreise (insbesondere des Ölpreises). Daher rechnen wir mit einer Fortsetzung der Abstiegsphase nach der bevorstehenden Bärenmarktrally.
Gegen eine ausgewachsen Baisse sprechen die akzeptablen Fundamentaldaten: steigende Unternehmensgewinne, die konjunkturelle Erholung in den USA und in der Eurozone sowie die anhaltend lockere Geldpolitik der wichtigsten Notenbanken. Echte Ertragsalternativen zu einem Engagement in Aktien sind nicht in Sicht.
Nach einem Bereinigungsprozess dürfte im kommenden Frühsommer der derzeitige Abwärtstrend die Talsohle erreichen. Vor der im Herbst anstehenden Präsidentenwahl in den USA erwarten wir aber keinen massiven Anstieg der Aktienkurse.
Fazit:
Die Anleger sollten im Laufe der anstehenden Markterholung, voraussichtlich Ende Januar bis Mitte März, ihr Aktienexposure stark reduzieren, um die Aktienquote während schwächeren Marktphasen (April bis Herbst) wieder zu erhöhen. (Grimaldi/mc/hfu)