Silvano Grimaldi, Grimaldi & Partners AG, Zürich.
Zürich – Der Dax sowie der Euro Stoxx 50 haben seit dem Jahreshoch im Frühling ca. 20% an Wert verloren. Der SMI liegt ca. 8% tiefer. Die US-Börsen haben ca. 10% korrigiert. Nun fragen sich die meisten Anleger, ob die Korrektur vorbei ist oder ob wir am Anfang einer anhaltenden Abwärtsphase sind.
Von Silvano Grimaldi, Grimaldi & Partners
Die Hauptmärkte erhalten weiterhin Unterstützung durch eine expansive Geldpolitik, die ECB hat kürzlich andeuten lassen, dass sie bereit wäre, das Quantitative Easing (Aufkaufen der Staatsobligationen) noch weiter auszubauen, um die Konjunktur zu stützen. Positiv stimmen ebenfalls die zuletzt publizierten konjunkturellen Daten in der Eurozone: das BIP ist im zweiten Quartal 2015 gegenüber Vorjahr um 1.5% gewachsen. In Deutschland sind für den Juli 2015 robuste Exporte ausgewiesen worden (ca. 107 Mrd. Euro).
«Die Auswirkung des Abschwungs in China auf die europäische Wirtschaft wird möglicherweise überschätzt.»
Die Aufschwungsphase der USA verstetigt sich weiter, der Arbeitsmarkt hat sich gebessert (kontinuierliche Zunahme der Beschäftigung und offener Stellen sowie Abnahme der Arbeitslosenquote). Konjunkturelle Risiken bestehen in den Schwellenländern, allen voran in China, dessen Wirtschaft im laufenden Jahr um ca. 7.4% wachsen wird, und damit weniger schnell als in den vergangen Jahren. Wie weit fortgeschritten der konjunkturelle Abschwung tatsächlich ist, bleibt offen; auf jeden Fall hat die chinesische Regierung Steuererleichterungen bekanntgegeben, die das Halten von Aktienanlagen fördern sollen. Des weiteren hat sie auch bestätigt, dass sie kein Interesse an einer Abwertung der Renminbi hat. Die Auswirkung des Abschwungs in China auf die europäische Wirtschaft wird möglicherweise überschätzt. Der Handel innerhalb von Europa und zwischen Europa und den USA ist viel bedeutender.
Niedriger Ölpreis stützt Aktienmärkte
Die Aktienmärkte erhalten auch Unterstützung vom niedrigen Ölpreis. Der niedrige Ölpreis hat einen positiven Einfluss auf die Inflation und damit auf die Zinsen, die weiterhin auf rekordtiefem Niveau liegen (in der Schweiz liegt die10 jährige Staatsrendite gar negativ). Die Dividendenrenditen von Aktienanlagen liegen aktuell höher als die 10 jährigen Bondrenditen. Dieses Umfeld würde eigentlich für steigende Aktienkurse sprechen. Warum stottern aber die Börsen nach der Sommerkorrektur?
Die auf Ende Jahr verschobene Zinsanhebung der amerikanischen Notenbank dürfte den Börsen Rückenwind geben. Historisch gesehen haben die Börsen nach einer Zinssatzerhöhung kurzfristig häufig mit Kursverlusten reagiert. Dies dürfte diesmal nicht anders verlaufen. Das charttechnische Bild der Aktienmärkte hat sich verschlechtert: die meisten Aktienindizes sind durch die Augustkorrektur unter die 200 Tagesdurchschnittslinien gefallen, was den Aktienmärkten einen negativen Ausblick verleiht.
Fazit: Aktienmärkte im fairen Bereich
Die Aktienmärkte sind nach der Sommerkorrektur wieder im fairen Bereich gelandet (wenn man das KGV als Bewertungsmassstab nimmt). Damit dürften kurzfristig neue grössere Rückschläge eher unwahrscheinlich sein. Gleichzeitig beschränkt der anstehende Zinsschritt des FED das Erholungspotential. Somit dürfte die Periode Herbst 2015 bis Frühling 2016 eher schwach ausfallen, obschon sich die Aktienmärkte während dieser Zeitperiode normalerweise von der guten Seite zeigen!