GRIMALDI & PARTNERS: Jahresanfangsrallye nur Strohfeuer?

GRIMALDI & PARTNERS: Jahresanfangsrallye nur Strohfeuer?
Von Silvano Grimaldi, CEO Grimaldi & Partners. (Foto: zvg)

Zürich – Erleben wir aktuell eine Bärenmarktrallye oder den Anfang eines nachhaltigen Anstieges an den Aktienmärkten? Silvano Grimaldi, CEO der Schweizer bankenunabhängigen Vermögensverwaltung GRIMALDI & PARTNERS in Zürich, gibt Ihnen Aufschluss über diese Frage.

Gutes Durchstarten ins 2019
Anstatt eines Jahresendrallyes im Dezember 2018 ist es nun zu einem Jahresanfangsrallye gekommen: Die internationalen Aktienmärkte sind in den ersten Januar-Wochen mit Elan durchgestartet und haben ein paar Prozentpunkte zugelegt. Auslöser waren versöhnliche Töne des Chefs der US-Notenbank bei der Konferenz in Atlanta vom 4. Januar, an der er Flexibilität bei der Zinspolitik signalisierte und damit an den Finanzmärkten Sorgen vor zu aggressiven Zinserhöhungen gedämpft hatte. Auch die Hoffnung auf eine baldige Lösung im Handelskonflikt zwischen den USA und China hat zur Aufhellung der Anlegerstimmung beigetragen. Ist nun mit den Kursavancen von Anfang Jahr der Abwärtstrend der Börsen vom vergangenen Jahr vorbei?

Lampe hat von Rot auf Gelb gewechselt
Der gute Jahresauftakt ist ermutigend und stellt bestimmt einen Silberstreifen am Horizont dar. Damit sich jedoch die Aufwärtsbewegung als nachhaltig erweist, muss die Marktbreite, also die Anzahl der Marktteilnehmer, grösser werden. Die immer noch durchschnittlichen Handelsvolumen deuten darauf hin, dass noch nicht alle Anlegerschichten im Markt eingestiegen sind. Auch darf nicht übersehen werden, dass nach der Dow-Theorie der übergeordnete Abwärtstrend so lange intakt ist, wie das letzte signifikante Top von Anfang Dezember nicht überwunden wird, was im Moment noch nicht der Fall ist. Trotzdem spricht einiges dafür, dass die Lampe in den kommenden Wochen auf Grün wechseln könnte und wir mit den Tiefständen vom Dezember 2018 einen Boden gesehen haben, denn die Erwartungen der Anleger sind so tief gewesen, dass sich einige Aktien nach der Publikation der Geschäftszahlen für das vierte Quartal 2018 schnell vom Tief gelöst haben. Dies bedeutet, dass die Anleger eine Verbesserung der Ertragslage der Unternehmen erwarten. Wäre dies nicht der Fall, wären die Aktien noch mehr gefallen, weil die Anleger befürchtet hätten, dass die Unternehmensgewinne den Boden noch nicht gefunden haben.

Potenzial für positive Überraschungen
Dass die Anleger zuletzt gar positiv reagiert haben auf negative Nachrichten, wie beispielsweise die deutliche Abfuhr des britischen Parlaments zum ausgehandelten Austrittsabkommen von Grossbritannien aus der Europäischen Union, darf als Bestätigung interpretiert werden, dass das Börsentief von Ende Dezember 2018 der Boden war und dieser nun hinter uns liegt. Positives Überraschungspotenzial ist insofern zu erwarten, als nach den heftigen Kursverlusten von Ende 2018 in den Aktienkursen mittlerweile viel Negatives bereits eingepreist ist, unter anderem eine konjunkturelle Rezession. Dementsprechend wurden die Gewinnschätzungen 2019 für die börsengehandelten Unternehmen von den Analysten deutlich nach unten revidiert. Gerade das liefert den Nährboden für Kurssteigerungen: Es kann nur besser werden auf dem aktuellen Niveau. Und die zuletzt publizierten Wirtschaftsdaten stimmen zuversichtlich: starke Geschäftszahlen für das vierte Quartal 2018, der unerwartete Anstieg des Konsumentenvertrauens der Eurozone im Januar wie auch die überraschend besseren ZEW-Konjunkturerwartungen. Und beim Brexit scheint nun der Pragmatismus Fuss zu fassen, nachdem die nordirische Partei DUP sich kürzlich unerwartet zu Kompromissen bereit erklärt hat beim Brexit-Deal.

Fazit
Auf der Industrieseite sind die Vorlaufindikatoren in der Tat etwas gefallen von den Hochs, wenn sie auch mehrheitlich in der Expansionsphase liegen. Allerdings, der Motor einer Wirtschaft sind ja die Konsumenten! Und die Arbeitslosenquote liegt in Europa, in der Schweiz wie auch in den USA auf historischen Tiefständen. Damit einhergeht eine hohe Beschäftigung, die höhere Konsumausgaben zur Folge hat. Diese betragen über zwei Drittel der Wirtschaftsleistung der Industrieländer. Daher ist die Welt doch nicht so schwarz, wie sie gegen Ende vergangenen Jahres gemalt wurde! Wie 2011/2015 – wegen der Zuspitzung der Griechenlandkrise resp. des Downgrading der Schuldnerbonität der USA von AAA auf AA – folgte trotz verbreitetem Pessimismus in den Nachfolgejahren 2012/2016 ein Börsenjahr mit überdurchschnittlichen Gewinnen. So dürfte 2019 nach der Misere von 2018 der überrissene Pessimismus der Zuversicht Platz machen und für unerwartet gute Gewinne sorgen. So könnte man sagen: 2019 dürfte ein von positiven Überraschungen geprägtes Börsenjahr werden.

GRIMALDI & PARTNERS

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