GRIMALDI & PARTNERS: Kommt bei den europäischen Aktienmärkten und beim DAX die positive Wende?

Silvano Grimaldi, CEO Grimaldi & Partners. (Foto: zvg)

Zürich – Als Referenzindex für die Aktienmärkte der Eurozone ist der deutsche Leitindex DAX seit Ende Mai 2018 von einem Hoch um die 13’150 Punkte auf ein Tief um die 12’000 Punkte zurückgefallen oder hat ca. 9% eingebüsst. Nun, seit Anfang September hat sich der deutsche Aktienbarometer DAX, wie auch die europäischen Aktienmärkte im Allgemeinen, erholt. Ist diese Erholung nur ein kurzes Strohfeuer oder der Beginn einer nachhaltigen Wende? Silvano Grimaldi, Geschäftsführer der Schweizer unabhängigen Vermögensverwaltung Grimaldi & Partners, gibt Ihnen die Antwort.

Charttechnik: Welche Rückschlüsse in Bezug auf den weiteren Verlauf des DAX sind möglich?
Trotz der aktuellen Erholungsphase liegt der DAX-Index seit dem Hoch vom vergangenen Mai kurzfristig immer noch in einem Abwärtstrend (Grafik 1). Wirft man einen Blick auf die vergangenen 18 Monate, dann ist nicht zu verkennen, dass der DAX sich zurzeit eher in einem Seitwärtstrend mit einer Bandbreite um die 13’000 Punkte (oberer Rand) und um die 12’000 Punkte (unterer Rand) befindet (Grafik 2). Damit dürfte man bei einem mittelfristigen Rückblick nicht von einem Abwärtstrend sprechen. Und bei einem langfristigen Rückblick fällt die Parallelität der DAX-Entwicklung zwischen Ende 2015 bis Mitte 2016 mit dem aktuellen Verlauf des DAX (Grafik 3) auf: Heute wie damals erreichte der DAX ein Jahrestief im Frühjahr, erholte sich kurzfristig, um dann in den Sommermonaten wieder auf ein neues, wenn auch höheres Tief zurückzufallen. Erst im Herbst gelang es dem DAX, die fallende Tendenz des Sommertiefs nachhaltig von unten nach oben zu durchbrechen. Vertraut man dem damaligen Treppenanstieg des DAX, dann wäre aktuell mit einem gleichen Verlauf im DAX zu rechnen, nämlich mit einem Durchbruch nach oben.

Realwirtschaftliche Entwicklung: Bremse oder Stütze für den DAX?
Selbstverständlich wirken die aktuellen Handelsspannungen zwischen den USA und China auf die hiesigen, exportorientierten Volkswirtschaften der Eurozone bremsend, wie auch die Währungskrisen in der Türkei und in Argentinien und der europäische Rechtspopulismus. Die „Old Economy“ (Rohstoffkonzerne und Banken), die in Europa immer noch tonangebend ist, wächst nicht so stark wie die Sektoren der „New Economy“, allen voran die Technologie- und Gesundheitsbranche, die in Europa gegenüber den USA viel weniger Gewichtung hat.
Allerdings gibt es Faktoren, die das Wachstum der europäischen Wirtschaft stützen. Die weiterhin ultratiefen Zinsen, die niedrige Inflation und der schwächere Euro (zum Dollar und zum Schweizer Franken) wirken unterstützend. Die Konjunkturindikatoren liegen immer noch in der Expansionsphase, was zur Aufhellung der Wachstumsaussichten in der Eurozone für die kommenden Monate beiträgt. Schliesslich ist Europa, wenn auch nicht so beliebt, wie andere Märkte günstig: Gemessen am Kurs-Buchwert-Verhältnis von europäischen zu US-Aktien weisen die hiesigen Valoren einen Bewertungsabschlag wie zuletzt vor vierzig Jahren auf!

Psychologische Verfassung: Wie wirkt sich die grössere Skepsis der Anleger auf den DAX aus?
Die Anlegerstimmung ist zurzeit eher gedämpft. Auch ist in der Tagespresse gar von „Crashszenarien“ zu lesen. Tatsache ist, so Silvano Grimaldi, dass ein Crash nie im Pessimismus entstanden ist, sondern im Gegenteil, als die Anleger euphorisch waren. Und von Euphorie kann bei der aktuellen eher „fragilen“ Marktverfassung gar keine Rede sein. Allerdings liefert gerade diese Vorsicht der Anleger den idealen Nährboden für eine positive Wende. Sollten sich der Handelskrieg und die politischen Traktanden in Europa etwas entspannen, sind angenehme Überraschungen an den europäischen Aktienmärkten zu erwarten.

Fazit
Wie lange der DAX im Seitwärtstrend gefangen bleibt, ist noch offen. Charttechnisch dürfte sich das Bild deutlich aufhellen, wenn dem DAX ein nachhaltiger Durchbruch um die 12’450 Punkte gelingt. 2016 gelang dem DAX der Durchbruch nach oben. Verhält sich der DAX heute gleich, dann ist im Herbst der Beginn eines Aufwärtstrends zu erwarten. Zumal die Publikation der Unternehmensgewinne für das dritte Quartal im Oktober frische Impulse liefern kann. Und schliesslich: „Buy under guns“ lautet eine altbekannte Börsenweisheit. Die aktuelle Vorsicht der Anleger spricht ebenfalls für (unerwartet) steigende Notierungen an den europäischen Aktienmärkten! (Grimaldi & Partners/mc/ps)

Grimaldi & Partners AG

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