Antonio Horta-Osorio, CEO Lloyds .
London – Die britische Grossbank Lloyds lässt die Finanzkrise und Sünden der Vergangenheit immer weiter hinter sich. Der harte Umbau und Sanierungskurs der immer noch teilverstaatlichten Bank zahlt sich zunehmend aus. Zum Auftakt des Jahres erzielte die Bank im operativen Geschäft weitere Fortschritte – zudem fielen dieses Mal keine neuen Kosten für die Entschädigung von Kunden wegen des Verkaufs unnützer Kreditversicherungen an. Diese hatten in der Vergangenheit oft das Ergebnis verhagelt. «Wir haben im ersten Quartal von der Erholung der britischen Wirtschaft und unserer Neuasrichtung profitiert», sagte Bankchef Antonio Horta-Osorio am Freitag in London.
Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Steuern sei im ersten Quartal um rund 21 Prozent auf 2,18 Milliarden Pfund (3,35 Mrd Euro) gestiegen. Damit verdiente Lloyds operativ mehr als Experten erwartet hatten. Horta-Osorio erhöhte zudem die Prognose für die Marge im Kreditgeschäft. An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Aktie legte mehr als drei Prozent zu. «Das ist ein sehr gutes Ergebnis», sagte ein Händler. Vor allem die besseren Aussichten im Kreditgeschäft seien sehr gut. Das dürfte zu einer Reihe von Prognoseanhebungen von Analysten führen.
Spartenverkauf drückt Überschuss
Unter dem Strich ging der Überschuss wegen des Verkaufs der Privatkundenbank TSB allerdings um 19 Prozent auf 944 Millionen Pfund zurück. Die Trennung von TSB war Teil der EU-Auflagen für die in der Finanzkrise erhaltenen Staatshilfen. Die Sparte wurde im März für 1,7 Milliarden Pfund an die spanische Grossbank Sabadell losgeschlagen. Im ersten Quartal belastete der Schritt das Ergebnis der britischen Grossbank mit 660 Millionen Pfund. Für den seit 2011 amtierenden Horta-Osorio war es zudem ein weiterer wichtiger Schritt, um die Finanzkrise abzuschütteln.
Ihm gelang es das Institut 2014 erstmals seit vier Jahren wieder in die Gewinnzone zurückzubringen. Zudem kann Lloyds nach dem bestandenen Stresstest erstmals seit der Finanzkrise wieder eine Dividende zahlen. Dank der jüngsten Fortschritte und der damit einhergehenden Erholung des Aktienkurses in den vergangenen Jahren kann sich zudem der Staat, der die Bank in der Krise mit 20 Milliarden Pfund gestützt hatte und in der Spitze bis zu 40 Prozent der Aktien hielt, immer weiter zurückziehen.
Staat will sich weiter zurückziehen
Grossbritanniens Regierung hatte erst im März angekündigt, in diesem Jahr Lloyds-Aktien für neun Milliarden Pfund auf den Markt zu werfen. Damit dürfte der Staatsanteil unter die Marke von zehn Prozent fallen. Aktuell sind es nach Bloomberg-Daten noch knapp 21 Prozent. Ein Ende der Staatsbeteiligung ist zumindest in mittelfristiger Sichtweite. Lloyds steht damit deutlich besser da als der Konkurrent Royal Bank of Scotland (RBS), der seit der Finanzkrise grossteils verstaatlicht ist und nur schwer wieder auf die Beine kommt.
Erst am Donnerstag musste die RBS einen neuerlichen Quartalsverlust vermelden – wieder einmal haben hohe Kosten für die Neuausrichtung und Rechtsstreitigkeiten für rote Zahlen gesorgt. Die RBS hatte 2014 das siebte Jahr in Folge schwere Verluste geschrieben. Insgesamt häufte sich über die vergangenen sieben Jahre ein Minus von rund 50 Milliarden Pfund an. Sowohl die Lloyds als auch RBS mussten und müssen sich wegen der Staatshilfen deutlich zurechtstutzen und sich vor allem auf das Geschäft in Grossbritannien fokussieren. (awp/mc/pg)