Deutsche Bank im Visier britischer Betrugsbehörde
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann.
London – Die Deutsche Bank ist nun auch ins Visier der britischen Behörde zur Untersuchung von Betrug und Korruption geraten: Man hole derzeit Informationen darüber ein, ob Kunden beim Kauf von durch die Bank zusammengestellten Wertpapieren falsche Informationen bekommen hätten, sagte eine Sprecherin des Serious Fraud Office (SFO) am Montag in London und bestätigte damit einen Bericht der «Financial Times». Es sei aber keine formale Untersuchung im Gang. Derzeit spreche man mit Kontakten in Londons Finanzdistrikt.
Es sei nicht ausgeschlossen, dass im Anschluss eine Untersuchung eröffnet werde, erklärte die Sprecherin. Die britische Finanzaufsicht Financial Service Authority (FSA) wollte sich zu dem Fall nicht äussern. Die «FT» hatte berichtet, dass von der Untersuchung mehrere Geldhäuser betroffen seien, darunter auch Goldman Sachs. Das SFO habe Zeugen dazu aufgerufen, sich zu melden. Am Wochenende war bekanntgeworden, dass sich die Deutsche Bank wegen missglückter Hypotheken-Geschäfte zu Zeiten der Finanzkrise in den USA verantworten muss. Die US-Aufsichtsbehörde FHFA verklagt das Frankfurter Institut auf milliardenschweren Schadenersatz. Die Deutsche Bank weist die Forderungen als haltlos zurück.
Ackermann bleibt gelassen
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann liess am Montag durchblicken, dass er der Klagewelle in den USA und möglicherweise Grossbritannien gelassen entgegensieht. «Die sollen uns beweisen, dass da Betrug im Spiel ist. Ich bin sicher, das ist nicht ganz einfach», sagte er bei der «Handelsblatt»-Tagung «Banken im Umbruch» in Frankfurt. Die jüngste Klage der FHFA gegen die Deutsche Bank und eine Reihe weiterer Grossbanken bezeichnete er als eine Art «letzten Strohhalm», um die Folgen der eigenen Fehler der Finanzkrise zu verringern. Ackermann rechnet nicht damit, dass sich die derzeit im Raum stehenden Milliardensummen nur annähernd so im eigenen Zahlenwerk wiederfinden werden. Die Auswirkungen der bisherigen Klagen und Vergleiche auf die Gewinn- und Verlustrechnung seien überschaubar gewesen. (awp/mc/ps)