Martigny – Der Krankenversicherer Groupe Mutuel ist im vergangenen Jahr tief in die Verlustzone abgerutscht. Hohe Gesundheitskosten und Verwerfungen an den Finanzmärkten haben das Ergebnis stark belastet. Derweil wurden neue Kunden dazugewonnen.
Unter dem Strich verblieb in der Rechnung ein Minus von 486 Millionen Franken, nachdem die Groupe Mutuel bereits im Jahr davor einen Verlust von 78 Millionen hatte verbuchen müssen, wie die Gruppe am Mittwoch mitteilte. Das Ergebnis aus Kapitalanlagen war mit minus 282 Millionen Franken negativ, nach einem Plus von 107 Millionen im Jahr zuvor.
Die schwache Börsenentwicklung war geprägt vom Ukraine-Krieg, Inflation und steigenden Zinsen und dies sei in allen Anlageklassen zum Ausdruck gekommen. Bei Aktien und Obligationen gehe es aber um Buchverluste, so Groupe-Mutuel-CEO Thomas Boyer. «Solange nicht verkauft wird, entsteht kein realer Verlust.»
Schadenaufwand wächst
Strukturell zu schaffen machen dem Krankenversicherer die weiter steigenden Gesundheitskosten. Nachdem diese bereits im Jahr 2021 um 6,3 Prozent nach oben gegangen waren, zogen sie laut Groupe Mutuel im letzten Jahr um knapp 3 Prozent an.
In Franken ausgedrückt kletterte der Schaden- und Leistungsaufwand in der Rechnung der Groupe Mutuel um 2,8 Prozent auf 5,16 Milliarden Franken. Demgegenüber nahmen die Erträge aus dem Versicherungsgeschäft um 0,2 Prozent auf 5,33 Milliarden zu.
Zugleich wuchs Groupe Mutuel an der Kundenfront: In der obligatorischen Krankenpflegeversicherung kamen 67’500 Neukunden dazu und die Kundenzahl kletterte zurück über die Millionengrenze. Über alle Tätigkeitsbereiche hinweg zählte die Gruppe 1,36 Millionen (VJ 1,34 Mio) Versicherte.
Auch im Geschäft mit Unternehmenskunden legte die Groupe Mutuel weiter zu. Insgesamt waren rund 28’000 Unternehmen gegen Erwerbsausfall und Unfall versichert, darunter rund 1000 Neukunden.
Weiterer Kostenanstieg erwartet
Mit Blick nach vorn rechnet Groupe Mutuel mit einem weiteren Anstieg der Gesundheitskosen. Erste Schätzungen für das Jahr 2023 würden von einem erneuten Plus von mehr als 7 Prozent ausgehen, heisst es. Treiber dazu seien vor allem die Medikamentenpreise und Spitalleistungen.
«Ohne Massnahmen zur Eindämmung des Kostenanstiegs wird unser Gesundheitssystem zusammenbrechen», kritisiert Boyer die Politik. Da die Inflation in den kommenden Monaten auch die Gesundheitskosten weiter belasten werde, seien die Aussichten für die Prämien 2024 beunruhigend.
Einen Wechsel wird es derweil im Verwaltungsrat geben. An der Generalversammlung im Juni tritt Urs Schwaller, der seit 2015 Mitglied des Gremiums ist, nicht mehr zur Wahl an. Als Nachfolgerin ist Petra Feigl-Fässler vorgesehen. Sie leitet derzeit den Personalbereich bei Migros Industrie. (awp/mc/pg)