von Bob Buchheit
Moneycab.com : Herr Rhyner, die Zuger Kantonalbank konnte den Geschäftserfolg um 5,8 Prozent auf 110,6 Millionen Franken steigern. Liegt das hauptsächlich am Dienstleistungsgeschäft?
Hanspeter Rhyner: Ja, das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft hat sich im letzten Jahr sehr erfreulich entwickelt. Im Vergleich zum Vorjahr konnten wir diese Erträge um 20,1 Prozent auf rekordhohe 65,3 Mio. steigern. Haupttreiber in dieser Geschäftssparte waren die höheren Einnahmen aus den Zuger Kantonalbank-Fonds und der Vermögensverwaltung. Auch der Handelserfolg konnte um 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden.
Beim Jahresabschluss fiel mir besonders das gute Kosten-Ertrags-Verhältnis von 46,3 Prozent auf. Wie ist das möglich im teuren Kanton Zug?
Wir sind schlank aufgestellt und arbeiten kontinuierlich an unserer Kosteneffizienz. In den letzten Jahren haben wir ausserdem konsequent in die Digitalisierung unserer Produkte und Dienstleistungen investiert. Diese Bemühungen zahlen sich nun aus. Natürlich hat aber auch die überproportionale Ertragssteigung zu diesem guten Kosten-Ertrags-Verhältnis geführt.
«Natürlich hat aber auch die überproportionale Ertragssteigung zu unserem guten Kosten-Ertrags-Verhältnis geführt.»
Hanspeter Rhyner, CEO Zuger Kantonalbank
Auf Ende Januar erfolgte die Liberierung Ihrer achtjährigen Anleihe zu 0,3% bei einem Volumen von 140 Millionen Franken. Wozu dient das Geld?
Mit dieser Anleihe stellen wir die langfristige Finanzierung unserer Ausleihungen sicher.
Wieso hatten Sie sich für einen variablen Platzierungspreis während der Zeichnungsperiode entschieden?
Dieses Vorgehen ist keine Besonderheit. Die Platzierung erfolgte im üblichen Bookbuilding-Verfahren.
Der Zinsaufwand fiel letztes Jahr um fast 60%. Wird er wieder steigen?
Sofern sich das aktuelle Zinsumfeld nicht verändert, wird der Zinsaufwand weiter sinken. Auslaufende langfristige Verpflichtungen, wie beispielsweise Obligationenanleihen und Pfandbriefdarlehen, können zu einem tieferen Zinssatz aufgenommen werden. Andererseits werden die Zinserträge weiterhin stark sinken. Hoch verzinsliche Festhypotheken werden auf dem heutigen viel tieferen Zinsniveau verlängert. Das führt zu bedeutenden Rückgängen in einer wichtigen Ertragskomponente. Diesem Effekt sind alle nachhaltigen Anbieter von Hypotheken ausgesetzt.
Der Steueraufwand erhöhte sich im letzten Geschäftsjahr um 41,6 Prozent auf 13,8 Millionen, weshalb der Reingewinn mit 75 Millionen gleichblieb. Worauf war die höhere Steuerlast zurückzuführen?
Im Berichtsjahr 2020 konnte die erfolgsneutrale Umbuchung aus dem versteuerten Eigenkapital in unversteuertes Fremdkapital für die Bildung von Wertberichtigungen für inhärente Ausfallrisiken vom steuerbaren Gewinn abgezogen werden. Dies war ein einmaliger Vorgang. Der Steueraufwand war im Vorjahr ausserordentlich tief, womit wir hier von einem Basiseffekt sprechen.
Vor zehn Jahren kostete eine durchschnittliche Wohnung im Kanton Zug weniger als eine Million Franken. Mittlerweile liegt der Preis bei 1,6 Millionen. Wie ungesund ist das?
Ich sehe keine Gefahr einer Immobilienblase. Die starke Preisentwicklung über die letzten Jahre ist eine schweizweite Beobachtung, die im Kanton Zug im Vergleich zu anderen Kantonen auf einem höheren Niveau stattfindet.
«Die Mehrheit der Eigenheimbesitzer hat sich mit tiefen Festhypotheken abgesichert und kann dadurch über gestaffelte längere Laufzeiten bedeutende Einsparungen realisieren.»
Aber warum dieser «Dauerbrenner»?
Aufgrund der ausgesprochen hohen Wohnqualität und der sehr attraktiven wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Kanton Zug existiert eine starke, aber auch nachvollziehbare Nachfrage nach Wohneigentum. Diese Entwicklung erfolgte kontinuierlich über die letzten Jahre. Dadurch hat sich für die Mehrheit der langjährigen Eigentümer ein substantieller Risikopuffer gegenüber möglichen Wertschwankungen ergeben. Bei Liegenschaftskäufen basieren Finanzierungen nach wie vor auf einer Berechnung der Tragbarkeit mit einem sehr vorsichtigen kalkulatorischen Zinssatz von 5 Prozent. Die Mehrheit der Eigenheimbesitzer hat sich mit tiefen Festhypotheken abgesichert und kann dadurch über gestaffelte längere Laufzeiten bedeutende Einsparungen realisieren.
Bei den Büroliegenschaften hat es ein Überangebot im Kanton. Ist das ein Problem?
Nein. Bei den angebotenen Büroflächen handelt es sich primär um verschiedene Grossprojekte mit hoher Qualität und entsprechender Nachfrage. Die Stärke des Büroflächenmarktes widerspiegelt sich in Angebotsmieten, die im Berichtsjahr 2021 gestiegen sind. Der Fokus der Investoren ist insbesondere auf die attraktiven Standorte Baar und Rotkreuz gerichtet.
Das Kommission- und Dienstleistungsgeschäft macht mittlerweile 33,5 Prozent des Ertrags aus. Ich nehme mal an, dass auch 2022 der Anlagenotstand das Geschäft weiter stark antreiben wird?
In einem Umfeld von immer noch tiefen Kapitalmarktzinsen, Negativzinsen auf Einlagen und Anzeichen für steigende Inflation bleiben die Realzinsen auf absehbare Sicht negativ. Ich bin überzeugt, dass Anlegerinnen und Anleger auch 2022 nach Anlagelösungen suchen, um diesem Umstand entgegenzuwirken. Das Anlagejahr dürfte aber volatil bleiben, wie bereits die ersten Wochen des 2022 gezeigt haben.
«Das Szenario einer Stagflation ist durchaus Teil unseres Risikoszenarios. Dessen Eintretenswahrscheinlichkeit erachten wir aber aus heutiger Sicht als klein.»
Die Anlagesumme in den hauseigenen Fonds hatte Ende 2021 erstmals die Grenze von einer Milliarde Franken geknackt. Sind neue Produkte in Sichtweite?
Wir analysieren unsere Produktepalette kontinuierlich und entwickeln unser Angebot laufend weiter. Aktuell fokussieren wir uns auf das Wachstum in unseren bestehenden, sehr erfolgreichen Angeboten. Neue Investment Fonds sind derzeit nicht geplant.
Die Zuger Kantonalbank hat für das laufende Jahr drei Portfolioszenarien definiert. In allen dreien wird eine Stagflation ausgeschlossen. Was lässt Sie da so sicher sein?
Das Szenario einer Stagflation ist durchaus Teil unseres Risikoszenarios. Dessen Eintretenswahrscheinlichkeit erachten wir aber aus heutiger Sicht als klein. Einerseits gehen wir davon aus, dass sich die hohen Inflationszahlen in den USA sowie auch im Euro-Raum im Jahresverlauf etwas zurückbilden werden. Andererseits ist die Konjunktur immer noch sehr solide abgestützt, und wir gehen weiterhin von Wirtschaftswachstum aus. Die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen sind gut und die Nachfrage ist stark. Von einer Rezession gehen wir aus heutiger Sicht nicht aus. Stagflation ist häufig eine Erscheinung in rezessiven Zeiten und Szenarien.