Gero Knüfer, Senior Department Manager bei Hays (Schweiz), zum aktuellen Fachkräfteindex Finance. (Foto: Hays)
Frage: Bei den Risikomanagern ist die Nachfrage bei allen beobachteten Spezialisierungen mehr oder weniger eingebrochen. Spüren Sie diese Veränderung auch im Alltag?
Gero Knüfer: Momentan spüren wir die Veränderung auf den ersten Blick nicht so direkt im Alltag, allerdings sieht man bei genauerem Hinschauen schon, dass die Kunden zumindest momentan wählerischer geworden sind. Es wird weiterhin rekrutiert, es wird auch weiterhin gesucht und eingestellt, aber es soll schon der richtige Kandidat sein. Die Kunden sind vorsichtiger geworden.
Die Einbrüche ereigneten sich gleich am Beginn des Jahres. Ist die Aufgabe der fixen Wechselkurs-Untergrenze zwischen Franken und Euro der Auslöser?
Das ist schwer zu sagen, aber sicherlich hat die Aufgabe der Untergrenze damit zu tun. Im Grunde kann man sagen, dass die Auswirkungen auf verschiedene Branchen natürlich unterschiedlich gross sind, aber auch die eigentlich nicht – oder jedenfalls weniger – betroffenen Branchen sind zumindest verunsichert. Somit ist man bei Investitionen vielleicht generell vorsichtiger, und es wird eher abgewartet, wie sich die gesamte Wirtschaftssituation nun entwickelt, bevor man investiert.
Kann man von einem beschleunigten Umbruch in der Schweizer Finanzwelt sprechen?
Das glaube ich nicht unbedingt, dafür ist die Schweizer Finanzwelt zu komplex. Es gibt aber Branchen und Regionen, die direkter betroffen sind als andere, genauso gibt es auch immer noch viele Firmen, die neue Mitarbeiter brauchen und einstellen. Letzten Endes kann ja eine einzelne Person die Strategie einer ganzen Firma verändern. Gerade in schlechten Zeiten kann das genau der richtige Schritt sein. Dass das dann aber gleich ein ganzheitlicher Umbruch ist, glaube ich eher nicht.
Die meisten Skillbereiche sind von einem solchen Einbruch betroffen. Was raten Sie jungen Bankern beim Berufseintritt?
Wie fast alle Berufsbilder ändert sich auch dasjenige des Bankers, und ich halte es nach wie vor für eine gute Entscheidung, Banker zu werden. Wichtig ist eher – wobei das natürlich auch für alle anderen Berufsfelder gilt –, sich bewusst zu sein, was sich ändert, wie es sich ändert, und sich dann darauf einzustellen. Das ist sicherlich sehr allgemein formuliert, aber es sind heute eben andere Dinge entscheidend als vor zehn Jahren, und das wird in weiteren zehn Jahren genauso sein. Denken Sie nur an die Entwicklung im Social-Media-Bereich und was sich seitdem alles im Berufsleben geändert hat.
Wie sieht die Zukunft auf dem Schweizer Arbeitsmarkt für Finanzexperten aus? Wagen Sie eine Prognose, wie sich die Lage in den nächsten ein, zwei Quartalen entwickeln wird? Wird der Abwärtstrend anhalten?
Ich denke, der Abwärtstrend wird noch eine kurze Zeit anhalten, sich aber bald wieder stabilisieren, wenn sich die Firmen einmal an die Situation gewöhnt und sich dieser auch angepasst haben. Ich glaube, Krisen gleich welcher Art kommen heute schneller als früher, sind aber auch schneller wieder vorbei, weil die Gesellschaft immer „krisenerprobter“ wird und dadurch auch besser und schneller auf eine neue Krise reagieren kann. Das spricht dafür, dass auch diese Krise wieder gemeistert wird. (Hays/mc/ps)