HBL Asset Management: «Foul ist, wenn der Schiedsrichter pfeift»
Lenzburg – Im Fussball kennt sie jeder, die alten Spielweisheiten: Der Match dauert 90 Minuten; Foul ist, wenn der Schiedsrichter pfeift; ein Gefoulter sollte den Penalty nie selber schiessen und so weiter. Auch für den Börsenhandel gibt es viele dieser Regeln.
Obwohl sie oftmals einfach und einleuchtend erscheinen, ist es nicht immer einfach, sie zu befolgen. Gier, Selbstverliebtheit und Emotionen sind häufig stärker als der gesunde Sachverstand und machen Anlegern vielfach einen Strich durch die Rechnung. Schauen wir uns deshalb zwei Grundregeln für Händler und Investoren genauer an.
Trends erkennen
«The Trend is your Friend»: Diese einfache aber unglaublich effektive Regel wird oft missachtet. Aber es gilt eben fast immer: Befindet sich ein Markt in einem klar definierten Trend, sollte man diesen respektieren. Positionen, mit denen sich Anleger gegen einen Trend stemmen, enden in der Regel in einer Enttäuschung.
Ein klar definierter Trend ist eine tolle Sache für den Anleger. Ein Aufwärtstrend etabliert sich zum Beispiel, wenn der Hochpunkt jeder aufeinander folgenden Kursbewegung höher liegt als derjenige der vorangegangenen Bewegung. Analog liegt jeder Tiefpunkt ebenfalls höher als der vorangegangene Tiefpunkt (erklärende Grafik im Beitrag des HBL-WebTV).
Die entgegengesetzte Situation haben wir bei einem Abwärtstrend. Hier erkennen wir sukzessive niedrige Hochs und tiefere Tiefs. Wir können aus dieser Konstellation schliessen, dass die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass der Kurs im bisherigen Trend weiterläuft, als dass er eine Trendumkehr vollziehen würde.
Verluste limitieren
Wer eine Aktie kauft, die einem Abwärtstrend folgt, handelt wie eine Person, die ein fallendes Messer zu fangen versucht. Beides ist gefährlich. Der Kauf einer Aktie im Negativtrend deshalb, weil es kaum möglich ist, den Tiefpunkt einer Abwärtsbewegung vorherzusagen. In den meisten Fällen handelt man einfach gegen den Trend. Sogenanntes «bottom fishing», also der Versuch eine Wertschrift auf dem Tiefpunkt zu kaufen, ist in den meisten Fällen zum Scheitern verurteilt. «Never catch a falling knife», heisst es deshalb im Händlerjargon.
«Discipline and Risk-Reward»: Wer sich für eine Investition oder Handelsposition entscheidet, sollte sich Obergrenzen für Gewinne und Verluste setzen. Diese zwei Parameter sollten zudem in einem logischen und nachhaltigen Verhältnis zueinanderstehen.
Was bedeutet das? Grundsätzlich kann niemand den künftigen Kursverlauf einer Position mit Sicherheit vorhersagen. Das heisst: Die Chancen, mit einer Handelsposition einen Verlust oder einen Gewinn zu machen, stehen bei 50:50.
Höhere Gewinnziele setzen
Deshalb sollten die Limiten für Kursgewinne immer höher angesetzt werden als die Limiten für Kursverluste. Zum Beispiel: Für eine Position mit einem Einstiegskurs von 100 Franken könnte man das Gewinnziel bei 50 Franken (Kursziel 150 Franken) und die Verlustlimite bei 25 Franken (Stop-Loss bei 75 Franken) festlegen. Der Gewinn wäre also doppelt so hoch wie der Verlust.
Auf dies Art verliert man mit schlechten Positionen weniger Geld, als man mit den guten Positionen gewinnt. Da aber die Wahrscheinlichkeiten eines Verlusts respektive eines Gewinns bei 50 Prozent liegen und damit gleich gross sind, heisst das: Mit dieser Strategie hat ein Investor ziemlich gute Chancen, über alles gesehen, das heisst am Ende seiner Tage als Sieger vom Börsenparkett zu gehen.
Was man unter der Regel «Stop the losses, let the profits run» versteht, und wie sie anzuwenden ist, erfahren Sie im neuen Themenfokus des HBL-WebTV. (HBL/mc)
* Reto Huenerwadel ist Ökonom, Leiter des HBL Asset Managements und Chief Investment Officer der Hypothekarbank Lenzburg AG. Auf dem Youtube-Kanal der Hypothekarbank Lenzburg finden Sie zahlreiche weitere Videos zu aktuellen Finanzmarkt- und Wirtschaftsthemen.