Hedgefonds Elliott bittet Telecom-Italia-Aktionäre um Geduld
Rom – Der Hedgefonds Elliott hat etwas für seine Verhältnisse Untypisches getan: Er hat die anderen Aktionäre des schwächelnden Telekommunikationskonzerns Telecom Italia um Geduld gebeten. Dem Verwaltungsrat solle mehr Zeit gegeben werden, den Konzernumbau zu Ende zu führen, teilte Elliott am Montag mit. Der Hedgefonds räumte ein, dass die Entwicklung des Aktienkurses enttäuschend sei, jedoch liege dies auch zum Teil an dem Druck auf italienische Aktien und Telekomfirmen generell. Der neue Verwaltungsrat habe sein «Potenzial» noch nicht entfalten können.
Elliott hatte Anfang Mai den Machtkampf gegen Grossaktionär Vivendi um eine Neubesetzung des Verwaltungsrats bei Telecom Italia gewonnen. Damit kann Elliott 10 der 15 Mitglieder des Verwaltungsrats benennen, die restlichen fünf kommen von Vivendi. Dabei besitzt Elliott mit knapp 9 Prozent der Anteile an Telecom Italia viel weniger Aktien als Vivendi, die mit 24 Prozent grösster Anteilseigner sind.
Erst Anfang September hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Kreise geschrieben, der Hedgefonds des US-Investors Paul Singer würde am Stuhl des von Vivendi installierten Vorstandschef Amos Genish sägen. Elliott-Vertreter im Verwaltungsrat bemängelten fehlende Fortschritte bei Genishs Vorhaben, den früheren Staatsmonopolisten auf dem italienischen Telekommarkt zu sanieren. Vivendi stellte sich hingegen hinter den Manager, der bislang die Forderungen Elliotts abgewehrt hat, die Festnetzsparte abzuspalten und einen Teil seiner Strommasten zu verkaufen.
VR soll mehr Zeit erhalten «um Wert zu schaffen»
Aktionäre sollten dem Verwaltungsrat nun die Zeit geben, «um Wert zu schaffen», so Elliott, wobei der Hedgefonds darauf hin wies, dass die Strategie von Telecom Italia von Vivendi komme und von dem französischen Konzern gestützte Managern umgesetzt werde.
Genish versucht seit gut einem Jahr, bei der schwächelnden Telecom Italia das Ruder herumzureissen. Mit mässigem Erfolg: Der Aktienkurs hat seit seinem Amtsantritt rund ein Drittel als Wert verloren. Seit 2013 hat der frühere Staatskonzern keine Dividende mehr gezahlt.
Vivendi hatte vergangene Woche erklärt, der Konzern sei «tief beunruhigt» über das «desaströse Management» bei Telecom Italia, seit Elliott die Kontrolle über den Verwaltungsrat übernommen habe. Ein Auslöser für Elliott, jetzt zurückzuschlagen und dem Grossaktionär seinerseits kurzfristiges Denken vorzuwerfen. Vivendi habe den Vorstandsvorsitzenden installiert und sowohl er als auch der Finanzvorstand blieben auf ihren Posten, so der Hedgefonds. (awp/mc/ps)