Zürich – Hedgefonds-Manager Rudolf Bohli rechnet damit, dass die Credit Suisse (CS) ihm nach Bekanntgabe des Aufspaltungsplans für die Bank entgegenkommen wird. «Die Chance, dass das CS-Management sich in irgendeiner Weise bewegen wird, ist extrem hoch», sagte Bohli in einem Interview mit der «Schweiz am Wochenende» (SaW).
Der Zürcher Investor hält lediglich ein Aktienpaket von rund 0,2% an der CS. Er erklärte auf die Frage, ob er auch damit zufrieden wäre, wenn nur Teile seines Plans umgesetzt würden: «Letztlich geht es uns darum, dass wir zusammen mit der Credit Suisse eine gute Lösung für das Unternehmen finden.»
Die CS-Führung habe «freundlich» auf seine Vorschläge reagiert, sagt Bohli in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger». In einem Jahr laufe die derzeitige Strategie des Managements aus. «Spätestens dann braucht es einen neuen Plan», so Bohli.
Investor ortet «Baustellen»
Der 48-jährige Investor bezeichnete seinen Plan trotz sehr verhaltener Reaktionen in der Branche als «sehr überzeugend», so das SaW-Interview weiter. Die CS habe verschiedene Baustellen. Die grösste Priorität habe ein Börsengang der Investmentbank in New York.
«Es liegt auf der Hand, dass das Investmentbanking immer noch zu gross ist. Zudem gibt es keine grossen Synergien zwischen dieser Sparte und dem Vermögensverwaltungsgeschäft», erläuterte Bohli. Seiner Meinung nach wäre «vermutlich» auch die Finanzmarktaufsicht Finma «sehr glücklich, wenn die Problematik der Bank, zu gross zu sein, um zu scheitern, entschärft würde».
Personal in Handelsabteilung um die Hälfte reduzieren
Gegenüber dem «Tagi» erklärt Bohli, dass die Anzahl Mitarbeitende in der Handelsabteilung um die Hälfte reduziert werden müsse. Wie er ausführt, seien hier 12’000 Mitarbeitende beschäftigt, die einen Umsatz von 500’000 USD pro Person erwirtschafteten. «Das ist viel zu wenig. Da werden viele Geschäfte gemacht, die nichts bringen.» In diesem Geschäftsbereich müsse die CS heute gegen Hedge Funds antreten, die einen viel grösseren Hebel ansetzen und technologisch besser ausgerüstet sind, wie er in einem Interview mit «Finanz und Wirtschaft» sagt.
Bereits am Freitag erklärte Bohli in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters, dass sein Hedgefonds RBR Capital seinen Einsatz kräftig erhöhen wolle. Bisher habe RBR 100 Mio CHF in Aktien der Grossbank investiert. «Wir sind zufrieden, wenn wir auf eine Milliarde Franken kommen. Aber wir haben nichts dagegen, wenn es mehr ist», so Bohli weiter.
Hedgefonds sucht Gleichgesinnte
Der Schweizer Fonds wolle dafür bei Anlegern Geld einsammeln und stehe in Kontakt mit 150 Investoren, darunter Staatsfonds und reiche Privatpersonen. Darüber hinaus hoffe er, andere Aktionäre von seinen Plänen überzeugen zu können.
Bohli warb deshalb auf einer Investorenveranstaltung am Freitag in New York für seinen Plan. Laut dem Plan kann der Börsenwert der Grossbank innerhalb von 18 bis 24 Monaten auf rund 80 Mrd CHF verdoppelt werden.
Die Credit-Suisse-Spitze habe bisher gute Arbeit geleistet und die Hausaufgaben gemacht. Es bestehe kein Anlass, Wechsel im Management oder im Verwaltungsrat vorzunehmen, betonte Bohli. RBR werde bei der Durchsetzung seiner Vorstellungen Geduld walten lassen.
RBR hat Anfang der Woche eine öffentliche Kampagne zur Aufspaltung der zweitgrössten Schweizer Bank in drei Teile gestartet. Credit Suisse hatte kühl auf den Vorstoss reagiert und erklärt, an der bisherigen Strategie festhalten zu wollen. (awp/mc/ps)