Helvetia Kollektivleben Schweiz: Stabiles Geschäft in schwierigem Umfeld
Philipp Gmür, CEO Helvetia Schweiz. (Foto: Helvetia)
Basel – Im vergangenen Geschäftsjahr 2014 hat Helvetia Schweiz das Prämienvolumen im Bereich Kollektivleben gegenüber dem Vorjahr um 0.8 Prozent auf CHF 2’650 Mio. gesteigert. Die gute Ertragslage ermöglichte höhere Verzinsungen und Ausschüttungen an die Kunden. Der Reformbedarf in der beruflichen Altersvorsorge ist trotzdem dringlicher denn je.
Mit dem neuen Höchstwert von CHF 2’650 Mio. Franken hat der Bereich Kollektivleben von Helvetia Schweiz wiederum rund ein Drittel zum gesamten Prämienvolumen der Helvetia Gruppe beigetragen. Während bei den Einmaleinlagen ein Rückgang um 3.3 Prozent resultierte, stieg das Volumen der periodischen Prämien um 6.1 Prozent auf CHF 1’203 Mio. an. Somit konnte Helvetia bei den periodischen Prämien erneut Marktanteile gewinnen und insgesamt die Stellung als Nummer drei festigen. Der Rückgang bei den Einmaleinlagen ist auf einen Einmaleffekt zurück zu führen. Die bisher von der Helvetia ausgerichteten Altersrenten der Swisscanto-Sammelstiftung werden seit dem 1.1.2014 durch diese selbst getragen. Dadurch entfallen die Einmaleinlagen aus dem Einkauf für die Altersrentner.
Bereinigt um diesen Effekt hätte auch bei den Einmaleinlagen ein Zuwachs des Prämienvolumens resultiert. Die Nachfrage nach sicheren Lösungen in der beruflichen Vorsorge ist bei den Unternehmen und zunehmend auch bei öffentlichen Institutionen in der Schweiz ungebrochen hoch. So stieg die Anzahl Kollektivverträge bei Helvetia Schweiz von 17’595 im Vorjahr auf 17’802 im vergangenen Jahr. Die Anzahl Versicherter nahm im gleichen Zeitraum um fast drei Prozent auf 215’847 zu.
Erfolgsgeschichte gefährdet
Das erfreuliche Wachstum vermag jedoch nicht darüber hinweg zu täuschen, dass die Rahmenbedingungen in der beruflichen Vorsorge auch für Helvetia eine immer grössere Herausforderung darstellen. Die anhaltend rekordtiefen Zinsen und der deutlich zu hohe Umwandlungssatz führen zu wachsenden Ungleichgewichten zwischen den aktiv Versicherten und den Rentenbezügern und erfordern eine weitere Verstärkung der Reserven. Philipp Gmür, CEO Helvetia Schweiz, warnt deshalb: «Der bewährte Generationenvertrag in der Altersvorsorge wird überstrapaziert. Damit ist die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte unseres Sozialversicherungs-Systems in der Schweiz gefährdet.»
Wie Berechnungen von Helvetia zeigen, hat sich die Quersubventionierung der Rentenbezüger zu Lasten der aktiv Versicherten 2014 noch einmal verschärft. Die Finanzierung dieses Ungleichgewichts erfolgt über die Verzinsung der Altersguthaben der Aktiven und die Risikoprämien. So hätten zum Beispiel die Altersguthaben der aktiv Versicherten ohne diese Quersubventionierung um zwei Prozentpunkte höher verzinst werden können. Im Vorjahr waren es noch 1.5 Prozentpunkte. «Wird die Verzinsung des Altersguthabens zu hoch angesetzt und die Höhe der Risikoprämien zu stark begrenzt, kann die Finanzierungslücke infolge der hohen Garantien zugunsten der Rentenbezüger nicht mehr gedeckt werden», zeigt Beat Müller, Leiter Aktuariat von Helvetia Schweiz, auf.
Ausschüttungsquote von 94.1 Prozent
In dem der Mindestquote unterstellten Geschäft, im Wesentlichen die Vollversicherungslösungen, konnten im vergangenen Jahr 94.1 Prozent der Bruttoeinnahmen von CHF 709 Mio. an die Versicherten ausgeschüttet werden. Davon entfielen rund zwei Drittel auf zugeordnete Leistungen und Überschüsse sowie fast ein Viertel auf die Verstärkung der Reserven. Ohne Nachreservierungen wegen der tiefen Zinsen hätte die Ausschüttungsquote nur rund 90 Prozent betragen. In dem nicht der Mindestquote unterstellten Geschäft betrug die Ausschüttungsquote 92.8 Prozent bei Bruttoeinahmen von CHF 146 Mio., wobei rund 47 Prozent auf zugeordnete Leistungen entfielen und 45.8 Prozent auf die Zuweisung an den Überschussfonds sowie die Auflösung von Reserven.
Die vom Bundesrat in der Reform der Altersvorsorge vorgesehene Erhöhung der Mindestquote von derzeit 90 Prozent ist dennoch abzulehnen. Gleiches gilt für die Begrenzung der Risikoprämien, wie sie in der Vorlage ebenfalls enthalten ist. Mit beiden Massnahmen würde der Wettbewerb in der beruflichen Vorsorge zu Lasten der Lebensversicherer massiv verzerrt. «Damit würde letztlich die Wahlfreiheit der kleinen und mittleren Unternehmen beschnitten», betont Donald Desax, Leiter des Bereichs Kollektivleben bei Helvetia Schweiz. Versicherer wie Helvetia wären gezwungen, ihre Anlagepolitik noch risikoärmer zu gestalten als jetzt schon. Die Chancen auf Kapitalerträge und damit eine bessere Verzinsung der Altersguthaben würden so weiter verringert. Zudem verblieben den Aktionären weniger Erträge, um die Risiken allfälliger Verluste, welche bei Vollversicherungen alleine sie zu tragen haben, abzusichern und zu entschädigen. Mit einem Betriebsergebnis von CHF 52.6 Mio. ist der Ertrag für die Aktionäre 2014 um fast CHF 8 Mio. tiefer ausgefallen als im Jahr zuvor.
Rendite von Bundesobligationen seit drei Jahren unter Mindestzins
Die Performance zu Marktwerten auf dem Anlagevermögen von CHF 17.1 Mrd. fiel zwar mit 8,94 Prozent äusserst erfreulich aus, nachdem diese im Vorjahr mit -1.16 Prozent negativ war. Die Wertsteigerung ist jedoch auf nochmalige Kursgewinne auf Obligationen wegen der sinkenden Zinsen zurück zu führen. Die Nettorendite auf Buchwerten erreichte 2.73 Prozent nach 2.48 Prozent im Vorjahr. Dabei ist zu beachten, dass die Renditen von Schweizer Bundesobligationen, welche einen Grossteil des Anlagevermögens ausmachen, bei einer Laufzeit von 10 Jahren seit nunmehr drei Jahren deutlich unter dem vom Bundesrat fest gelegten Mindestzins liegen. Der Mindestzins, welcher dem Altersguthaben im BVG-Obligatorium gutzuschreiben ist, liegt derzeit bei 1.75 Prozent. Dennoch ist es gelungen, dank des guten Anlageergebnisses die Altersguthaben im Überobligatorium mit 2.15 Prozent zu verzinsen. Zusätzlich wurde ein Risikoüberschuss von zehn Prozent der Risikoprämien ausgeschüttet.
Mit der Aufhebung der Kursuntergrenze des Euro zum Schweizer Franken durch die Schweizerische Nationalbank und mit der Einführung von Negativzinsen haben sich die Herausforderungen für die Lebensversicherer in der beruflichen Vorsorge noch einmal akzentuiert. «Um die volkswirtschaftlich unverzichtbare Leistung in der zweiten Säule weiterhin erbringen zu können, sind die kurz- und längerfristigen Rahmenbedingungen dringender denn je den demografischen Entwicklungen und den Verhältnissen an den Kapitalmärkten anzupassen», hebt Donald Desax hervor. (Helvetia/mc/ps)
Über die Helvetia Gruppe
Die Helvetia Gruppe ist in über 150 Jahren aus verschiedenen schweizerischen und ausländischen Versicherungsunternehmen zu einer erfolgreichen, europaweit präsenten Versicherungsgruppe gewachsen. Heute verfügt Helvetia über Niederlassungen in der Schweiz, in Deutschland, Österreich, Spanien, Italien, Frankreich und Liechtenstein und organisiert Teile ihrer Investment- und Finanzierungsaktivitäten über Tochter- und Fondsgesellschaften in Luxemburg und Jersey. Seit Oktober 2014 ist die ehemalige Nationale Suisse Teil der Helvetia Gruppe. Seit dem 1. Mai 2015 werden die Geschäftstätigkeiten der ehemaligen Nationale Suisse durch die Helvetia Gruppe weitergeführt. Der Hauptsitz der Gruppe befindet sich im schweizerischen St. Gallen. Helvetia ist im Leben-, Schaden- und Rückversicherungsgeschäft aktiv und erbringt mit rund 7’000 Mitarbeitenden Dienstleistungen für mehr als 4.7 Millionen Kunden. Bei einem Geschäftsvolumen von CHF 7.76 Mia. erzielte Helvetia im Geschäftsjahr 2014 ein Ergebnis aus der Geschäftstätigkeit von CHF 421.7 Mio. Die Namenaktien der Helvetia Holding werden an der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange AG unter dem Kürzel HELN gehandelt.