St. Gallen – Die Versicherungsgruppe Helvetia ist in der ersten Jahreshälfte gewachsen und hat dank Sonderfaktoren in etwa gleich viel verdient wie vor Jahresfrist. Die Sommer-Unwetter in der Schweiz belasteten derweil die Rechnung. Für die Zukunft will der neue Konzernchef Fabian Rupprecht das Geschäft ausbauen, aber nur, wenn dies profitabel möglich ist.
Rupprecht hatte im vergangenen Herbst das Ruder bei der Helvetia von Philip Gmür übernommen und im Frühjahr angekündigt, das bis 2025 laufende Strategieprogramm auf den Prüfstand zu stellen. Am Donnerstag machte er vor den Medien klar, dass er nicht alles über den Haufen werfen werde: «Wir brauchen keine komplett neue Strategie, sondern bauen auf dem bisher Erreichten auf.» Anpassungen wird es geben. Wo genau, liess Rupprecht offen.
Die bislang geltenden Ziele, wie etwa das Erreichen einer Eigenkapitalrendite von 11 bis 14 Prozent (H1: 13,4%) bleiben zumindest vorläufig bestehen. Zudem will Helvetia die Dividende weiterhin Jahr für Jahr erhöhen.
Wachstum mit Profit
Im Zentrum steht das Wachstum, das Gewinn verspricht. Derzeit seien die Marktbedingungen in der Sachversicherung, bei teilautonomen BVG-Angeboten oder bei anlagegebundenen Vorsorgelösungen gut, hiess es. Potenzial biete auch das Honorargeschäft im spanischen Gesundheitsmarkt der übernommenen Caser-Gruppe sowie der Online-Versicherer Smile, der in Österreich und Spanien verstärkt Fuss fassen soll. Vorsicht ist dagegen im US-Haftpflichtgeschäft und in der italienischen Motorfahrzeugversicherung geboten.
Im ersten Halbjahr stieg das Geschäftsvolumen der gesamten Gruppe um 3,6 Prozent auf 6,93 Milliarden Franken. Wechselkursbereinigt betrug das Wachstum gar 4,7 Prozent. Treiber war die Nichtlebensparte, wobei etwa die Hälfte des bereinigten Wachstums von 6,4 Prozent auf Preissteigerungen zurückzuführen war. In der Lebensversicherung wuchs Helvetia mit 2,3 Prozent, während die Fee-Einnahmen auch dank kleinerer Übernahmen um gut 10 Prozent in die Höhe kletterten.
Unwetter belasten
Der Reingewinn nach IFRS erhöhte sich leicht um 0,3 Prozent auf 259 Millionen Franken. Neu weist die Gruppe auch die weniger volatilen Ergebnisse aus dem Versicherungsgeschäft aus. Der Reingewinn sank um 1,6 Prozent auf 285 Millionen Franken. Die Sparten Nichtleben und Leben verzeichneten zweistellige Rückgänge, während der Wegfall der letztjährigen Moneypark-Abschreibung und das gute Rückversicherungsergebnis das Ergebnis der Sparte Übrige stützten.
Die Entwicklung im Nichtlebensgeschäft war von zahlreichen Unwettern geprägt, wobei vor allem die Schweiz davon betroffen war. Zudem sei im Zusammenhang mit den Unruhen im französischen Neukaledonien ein unvorhergesehener Schaden entstanden, hiess es. Das führte dazu, dass sich der für die Sparte wichtige Schaden-Kosten-Satz gegenüber dem Vorjahr um 1,4 Prozentpunkte auf 95,4 Prozent verschlechterte. Liegt der Wert unter 100 Prozent, dann ist das Geschäft profitabel.
An der Börse legte die Helvetia-Aktie in einem sehr schwachen Gesamtmarkt bis zum frühen Nachmittag um 3.3 Prozent zu. Analysten beurteilen die Volumenentwicklung positiv, während die Ergebnisse auch kritisch kommentiert werden. Der Fokus richte sich aber bereits auf den Investorentag im Dezember, hiess es. (awp/mc/ps)