Helvetia nach Abschreiber und Anlageverlust im roten Bereich
St. Gallen – Helvetia ist im ersten Semester 2020 in die roten Zahlen gerutscht. Neben der Corona-Krise belastete ein hoher Anlageverlust sowie ein Abschreiber auf ein Informatikprojekt die Rechnung. Konzernchef Philipp Gmür sieht die Helvetia dennoch auf gutem Weg.
Den Abschreiber bezifferte der Versicherer in einer Mitteilung vom Dienstag auf rund 40 Millionen Franken. Nötig wurde er, weil ein bereits mehrere Jahre dauerndes Projekt zur Erneuerung der Datenverarbeitung gestoppt wurde.
Vor Steuern schreibt die Helvetia im ersten Halbjahr daher einen Verlust von 20 Millionen Franken. Ohne den Sondereffekt hätte somit ein Gewinn herausgeschaut, hielt der Versicherer fest. Im Vorjahr wurde noch ein Gewinn von 290 Millionen ausgewiesen.
Kein Stellenabbau geplant
Ein grösserer Stellenabbau ist laut Gmür nicht vorgesehen. Weder der Abbruch des IT-Projekts, noch die stärkere Digitalisierung des Kunden- und Partnerkontakts soll Arbeitsplätze kosten. «Wir brauchen IT-Leute für die weitere Digitalisierung und die Produktion von Standardlösungen», sagte Gmür an einer Telefonkonferenz.
Und mit Blick auf die Kunden meinte er, dass diese immer noch auf die persönliche Beratung angewiesen seien. Der Kontakt finde aber zunehmend über digitale Kanäle statt.
Börsenaufschwung verpasst
Noch stärker als das IT-Projekt schlugen die Finanzmärkte zu Buche. Der Taucher an den Börsen im Frühjahr brockte der Helvetia einen Anlageverlust im tiefen dreistelligen Millionenbereich ein.
Denn nach dem Einbruch der Aktienmärkte Mitte März machte Helvetia einen Schwenker. Um weitere Verluste zu vermeiden, wurde die Absicherungsstrategie angepasst. Diese sollte vor noch weiter fallenden Märkten schützen. Der unliebsame Nebeneffekt: Am anschliessenden Aufschwung der Aktienmärkte konnte die Helvetia nur begrenzt teilhaben.
Der Schutz der Bilanzwerte stehe über dem kurzfristigen Gewinnstreben, betonte Konzernchef Gmür. Er würde heute – auf Basis der gleichen Informationen – wieder gleich handeln. Allerdings werde das Absicherungskonzept derzeit überarbeitet.
Combined Ratio deutlich unter 100 Prozent
«Wir sind unverändert gut und Strategie-konform unterwegs», zeigte sich Gmür ungeachtet des Verlustes positiv. Das Nicht-Lebengeschäft habe sich mit einer Combined Ratio (Schaden-Kosten-Quote) von deutlich unter 100 Prozent als widerstandsfähig erwiesen. Ist die Quote kleiner als 100 Prozent, schreibt der Versicherer einen Gewinn im eigentlichen Versicherungsgeschäft.
Es resultierten allerdings Covid-bedingte Schadenzahlungen im hohen zweistelligen Millionenbereich – vor allem für Betriebsunterbrüche und Reiseversicherungen.
In diesen Schadenzahlen eingeschlossen ist die im Mai vorgestellte Vergleichslösung für Schweizer Gastro-Unternehmen mit Pandemie-Ausschluss in der Epidemie-Versicherung. Diesem Vergleich haben sich laut Gmür über 95 Prozent der Gastwirte angeschlossen.
Im Schweizer Kollektiv-Lebengeschäft führt die Einführung eines neuen Tarifs zu einem erwarteten Prämienrückgang im tiefen zweistelligen Prozentbereich. Deshalb werde das Geschäftsvolumen im gesamten Lebengeschäft unter der Vorjahresperiode liegen.
In einem gehaltenen Gesamtmarkt gaben die Helvetia-Aktien rund 1 Prozent nach. (awp/mc/ps)