St. Gallen – Raiffeisen hat ihre Beteiligung an der Helvetia Holding vollständig verkauft und stärkt so ihre Kapitalbasis. Die Vertriebskooperation zwischen den beiden Unternehmen bleibt jedoch bestehen. An der Börse verlieren die Helvetia-Papiere am Freitag deutlich an Wert.
Man habe sich dazu entschlossen, den 4%-Anteil zu veräussern, teilte Raiffeisen am Donnerstagabend mit. Der nach Börsenschluss eingeleitete Verkaufsprozess wurde im Rahmen eines Accelerated-Bookbuilding-Verfahrens bei institutionellen Investoren durchgeführt. Am Freitag folge dann die Vollzugsmeldung: Die Aktien wurden zu 513,40 CHF das Stück verkauft.
Raiffeisen hatte die Papiere aber laut ZKB zu einem Preis zwischen 513,40 und 526,50 CHF offeriert. Damit konnte das Aktienpaket nur am untersten Ende dieser Preisspanne komplett losgeschlagen werden. Der Abschlag von rund 2,5% auf den Schlusskurs vom Donnerstag drückt auch die Helvetia-Aktie ins Minus.
Neuausrichtung – Kooperation bleibt
Der Schritt steht in Zusammenhang mit der Neuausrichtung der Netzwerkstrategie, begründete Raiffeisen den Schritt. Für eine erfolgreiche Kooperation gebe es keine Notwendigkeit einer finanziellen Beteiligung. Die Bank wolle ihre Kapitalallokation verstärkt auf das Kerngeschäft ausrichten, auch mit Blick auf steigende regulatorische Kapitalanforderungen. Mit dem Verkauf werde die Eigenmittelbasis von Raiffeisen gestärkt.
Die langjährigen guten Geschäftsbeziehungen mit Raiffeisen seien von diesem Schritt nicht betroffen, bekräftigte die Helvetia in einem eigenen Communiqué. Die Kooperation beim Vertrieb von Produkten und Dienstleistungen bleibe bestehen, unterstrich der Versicherer.
Mit dem Verkauf der Beteiligung verlässt Raiffeisen auch den Aktionärspool mit der Patria Genossenschaft. Die Ankeraktionärin Patria hält weiterhin 34,1% an Helvetia, während sich der Freefloat auf nunmehr 65,9% beläuft.
Aktie unter Druck
An der Börse reagieren Helvetia am Freitag Abschlägen. Gegen 10.45 Uhr büssen die Titel 2,0% auf 516 CHF ein, während der Gesamtmarkt nur 0,3% leichter tendiert. Kurz nach der Eröffnung erreichten die Helvetia-Papiere das bisherige Tagestief der Aktie gar 506 CHF (-3,9%).
ZKB-Analyst Georg Marti begrüsst die Platzierung im Grundsatz, denn damit erhöhe sich der Freefloat, was aus Aktionärssicht positiv sei. Erfreulich sei auch, dass sich an der Kooperation der beiden Unternehmen nichts ändern soll, schliesslich sei Raiffeisen ein wichtiger Absatzkanal für Helvetia. Marti bestätigt das Rating mit «Marktgewichten».
Die Helvetia-Aktie sei unterbewertet und biete gute Einstiegschancen, so Daniel Bischof von BaaderHelvea. Die Titel hätten sich im laufenden Jahr verglichen mit dem SPI klar schlechter entwickelt. Dennoch bleibt Bischof bei seinem «Hold»-Rating, denn das bis 2018 angestrebte Gewinnziel von 500 Mio CHF dürfte die Gruppe voraussichtlich nicht erreichen. (awp/mc/ps)