St. Gallen – Die Helvetia ist im ersten Halbjahr 2016 gewachsen und hat mehr verdient. Nach dem Wachstumssprung mit den Übernahmen der Nationale Suisse und der Basler Österreich im vergangenen Jahr, hat der Versicherer nun insbesondere im Verkauf von kapitalschonenden Produkten in der Lebensversicherung zugelegt. Derweil erhält das hochprofitable Schweizer Geschäft ab 2017 mehr Gewicht in der Konzernleitung, wachsen will der neue CEO Philipp Gmür aber vor allem im Ausland.
«Ich habe von Stefan Loacker ein am Markt bestens aufgestelltes Unternehmen übernommen», sagte Gmür am Montag vor den Medien. In den Monaten Januar bis Juni steigerte Helvetia den Gewinn nach IFRS-Rechnungslegung um 15% auf 186,1 Mio CHF und übertraf damit die Analystenerwartungen. Die auf das Gesamtjahr hochgerechnete Eigenkapitalrendite lag mit 9,4% im Bereich der Ziel-Bandbreite von 8-11%. Das operative Ergebnis aus Geschäftstätigkeiten (nach Steuern), das die Helvetia aufgrund der Verzerrungen des IFRS-Gewinns durch Akquisitionseffekte in den Fokus stellt, erhöhte sich um 8% auf 238,3 Mio.
Integration auf Kurs
Mit ein Grund für die Ergebnisverbesserung waren Synergieeffekte aus der bereits weit fortgeschrittenen Integration von Nationale Suisse und Basler Österreich. Im Halbjahr seien bereits Synergien vor Steuern in Höhe von gut 51 Mio CHF (VJ 15 Mio) enthalten und bis Ende 2017 werde man das entsprechende Ziel von 130 Mio mit ziemlicher Sicherheit übertreffen, hiess es. Auf der Gegenseite wurden mit 25 Mio nur unwesentlich geringere Integrationskosten verbucht, als noch im Vorjahr.
In der Nichtlebensversicherung gelang es, die für die Branche wichtige Combined Ratio um 0,5 Prozentpunkte auf 91,9% zu verbessern und sie damit unterhalb der Zielbandbreite von 93% bis 96% zu halten. Äusserst profitabel präsentiert sich weiterhin der Heimmarkt Schweiz mit 83,1%. Das Spartenergebnis sank dennoch aufgrund von Anlageverlusten um 4,5% auf 151,1 Mio CHF.
Demgegenüber trug die Lebensparte dank einem verbesserten Zinsergebnis 88,4 Mio und damit 4,2% mehr zum Ergebnis aus Geschäftstätigkeiten bei, während der Verlust der «übrigen Tätigkeiten» dank der Entwicklung im Rückversicherungsgeschäft auf -1,2 Mio von -22,2 Mio eingegrenzt wurde. Mit den Kapitalanlagen erwirtschaftete die Helvetia einen um 20 Mio höheren laufenden Ertrag von 523,3 Mio CHF mit einer unveränderten annualisierten Rendite von 2,3%.
Wachstum im Lebengeschäft
Das Geschäftsvolumen steigerte die Gruppe um 4,7% auf 5,54 Mrd CHF (+3,4% in LW). Wachstumstreiber war mit einem währungsbereinigten Volumenanstieg von 5,3% die Lebensparte, wo der Verkauf kapitalschonender Produkte (+8,4%) besonders gut lief. Im Nichtleben (+1,0%) waren das Nischen- (+7,1%) und das Schweizer Geschäft (+1,8%) die wesentlichen Treiber. Das Volumen in Europa ging um 2,6% zurück.
In Zukunft setze die Helvetia nicht nur auf organisches Wachstum, sondern auch auf Übernahmen, um bis 2020 das Volumenziel von 10 Mrd CHF zu erreichen, hielt Gmür fest. Wachstumschancen sieht er in erster Linie in den Auslandsmärkten Deutschland, Italien und Spanien, wo die Helvetia noch «klein» sei.
In der ab 2017 geltenden Konzernstruktur nehmen nebst der Gruppenleitung sowie den Leitern des Europa-Geschäfts und der Specialty Markets, neu die Vertreter der Schweizer Marktbereiche Nichtleben, Einzelleben, Kollektivleben und Vertrieb in der Konzernleitung Einsitz. Damit seien nun auch die Wachstumstreiber im höchsten operativen Gremium vertreten. Das Ziel sei es, dass die Marktbereiche erfolgreiche Konzepte je nach Bedarf gegenseitig austauschen könnten und die Gruppenführung näher am Marktgeschehen sei.
«Wir verfolgen die mit ‹helvetia 20.20› eingeschlagene Richtung konsequent weiter», so Gmür weiter. Über die nächsten fünf Jahre will er die Gruppe agiler, kundenzentrierter und innovativer machen und Chancen rund um die Digitalisierung nutzen. (awp/mc/pg)