Höhere Preise beflügeln Hannover Rück
Hannover – Der weltweit drittgrösste Rückversicherer Hannover Rück ist trotz teurer Schäden durch das Erdbeben in der Türkei überraschend gut ins Jahr gestartet. «Mit dem Ergebnis des ersten Quartals haben wir mehr als ein Viertel der Jahresprognose von mindestens 1,7 Milliarden Euro erreicht und liegen damit sehr gut im Plan», sagte Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz bei der Vorlage der Zwischenbilanz am Donnerstag in Hannover. Höhere Preise bei der jüngsten Vertragserneuerung im Schaden- und Unfallgeschäft stimmen ihn zusätzlich optimistisch.
An der Börse wurden die Neuigkeiten positiv aufgenommen. Die Hannover-Rück-Aktie gewann am Morgen rund 1,6 Prozent auf 192,50 Euro und gehörte damit zu den stärksten Titeln im Dax . Zwar wurde das Papier damit nur knapp vier Prozent teurer gehandelt als zum Jahreswechsel. Allerdings kratzt sein Kurs wieder an seinem Rekordhoch von 194,10 Euro von Anfang Mai.
Im ersten Quartal verdiente die Hannover Rück unter dem Strich 484 Millionen Euro – 13 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und mehr als von Analysten im Schnitt erwartet. Dabei schlugen die Zerstörungen durch das Erdbeben in der Türkei bei der Hannover Rück mit rund 200 Millionen Euro zu Buche. Ein heftiger Zyklon und schwere Überflutungen in Neuseeland kosteten den Rückversicherer jeweils rund 50 Millionen Euro.
Grossschäden auf Vorjahresniveau
Die gesamten Grossschäden blieben mit 334 Millionen Euro praktisch auf dem gleichen Niveau wie ein Jahr zuvor, als die Hannover Rück unter anderem Geld für die Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine zur Seite gelegt hatte.
Die Zahlen der Hannover Rück wurden im ersten Quartal erstmals nach den neuen Rechnungslegungsstandards IFRS 17 und IFRS 9 berechnet, die seit Anfang 2023 für grosse Versicherer gelten. Die Vorjahreswerte wurden entsprechend angepasst.
Den Rückversicherungsumsatz konnte der Konzern im ersten Quartal mit 6,6 Milliarden Euro nur knapp stabil halten. Die Kennzahl löst in der neuen Rechnungslegung die Prämieneinnahmen ab und soll besser zeigen, welche Zahlungen von Erstversicherern wie Allianz und Axa tatsächlich beim Rückversicherer landen. Provisionen und Gewinnbeteiligungen für die Kunden werden nun direkt herausgerechnet.
Von den Einnahmen im Schaden- und Unfallgeschäft blieb nach Abzug der Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb im ersten Quartal deutlich mehr übrig als ein Jahr zuvor. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich nach neuer Rechnungslegung von 95,6 auf 92,3 Prozent.
Umsatzsteigerung im Fokus
Im laufenden Jahr will der Vorstand den Rückversicherungsumsatz währungsbereinigt weiterhin um mindestens fünf Prozent steigern. Dass der Umsatz im ersten Quartal stagnierte, erklärte Finanzvorstand Clemens Jungstöfel mit der Erneuerung der Verträge im Schaden- und Unfallgeschäft zum 1. Januar. Da hatte die Hannover Rück bei ihren Kunden zwar kräftig an der Preisschraube gedreht, dafür aber auf Geschäft verzichtet.
Bei der Vertragserneuerung zum 1. April weitete das Unternehmen sein Geschäft hingegen wieder aus. Bereinigt um die Inflation und veränderte Risiken stiegen die Preise den Angaben zufolge um sechs Prozent und damit nicht so stark wie zum 1. Januar, als die Erhöhungen im Schnitt bei acht Prozent gelegen hatten. Dafür wuchs das erneuerte Geschäftsvolumen diesmal um gut sieben Prozent. (awp/mc/ps)