Hohe Zinsen bescheren Grossbank Santander Rekordgewinn

Hohe Zinsen bescheren Grossbank Santander Rekordgewinn
Santander-Konzernchefin Ana Botín.

Madrid – Die spanische Grossbank Santander hat im abgelaufenen Jahr dank der gestiegenen Zinsen so viel verdient wie noch nie. Unter dem Strich stand ein Gewinn von knapp 11,1 Milliarden Euro und damit 15 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das grösste Geldhaus Spaniens am Mittwoch in Madrid mitteilte.

Im neuen Jahr will Bankchefin Ana Botín die Erträge weiter nach oben treiben. Zugleich soll die Eigenkapitalrendite weiter steigen. An der Börse in Madrid kamen die Neuigkeiten gut an. Die Santander-Aktie legte bis zur Mittagszeit um rund zwei Prozent zu und gehörte damit zu den stärksten Werten im Eurozonen-Index EuroStoxx50, knapp hinter dem Papier der italienischen Konkurrentin Unicredit.

Santander will rund die Hälfte des Gewinns an die Aktionäre zurückgeben – entweder in Form von Dividenden oder Aktienrückkäufen. Mit ihrem Rekordüberschuss ist die Bank in bester Gesellschaft: Auch die grösste US-Bank JPMorgan fuhr 2023 Jahr mit fast 50 Milliarden US-Dollar den höchsten Gewinn ihrer Geschichte ein. Am Dienstag hatte die spanische Bank BBVA mit 8 Milliarden Euro einen Rekordgewinn gemeldet.

Kunden dazugewonnen
Santander gewann im vergangenen Jahr konzernweit rund fünf Millionen neue Kunden. Der Zinsüberschuss wuchs um zwölf Prozent auf 43,3 Milliarden Euro; die gesamten Erträge legten immerhin um zehn Prozent auf 57,4 Milliarden Euro zu. Dass die Bank mit 12,5 Milliarden Euro fast ein Fünftel mehr Geld für drohende Kreditausfälle zurücklegte, konnte sie mit den höheren Einnahmen wettmachen.

Manchen Kunden wurden ihre Kredite wegen der gestiegenen Zinsen jedoch zu teuer. Sie hätten deshalb überschüssige Guthaben genutzt, um vor allem Immobilienkredite zurückzuzahlen, berichtete der Konzern. So nahmen die Einlagen auf den Kundenkonten im Jahresvergleich um gut vier Prozent zu. Das Kreditvolumen stagnierte hingegen.

Rund die Hälfte des Konzerngewinns erzielte Santander in Europa, wo sie neben Spanien auch in Grossbritannien und Deutschland aktiv ist. Mit fast 5,5 Milliarden Euro warf das Europa-Geschäft 45 Prozent mehr ab als ein Jahr zuvor. In Nord- und Südamerika ging der Gewinn jedoch um ein Fünftel zurück. Bessere Geschäfte in Mexiko wurden von höheren Rückstellungen in den USA und Brasilien mehr als aufgezehrt.

Positive Aussichten
Für das laufende Jahr zeigte sich Santander-Chefin Botín optimistisch: Sie will die Erträge 2024 im mittleren einstelligen Prozentbereich steigern. Eine stärkere Digitalisierung soll dazu beitragen, dass die Kosten einen noch geringeren Teil der Einnahmen aufzehren. War das Verhältnis von Kosten zu Erträgen zuletzt von 45,8 auf 44,1 Prozent gefallen, will Botín die Quote 2024 auf unter 43 Prozent drücken.

Damit gehört Santander zu den besonders effizienten Instituten in Europa. Bei der Deutschen Bank etwa gingen in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres noch 73 Prozent der Erträge für Kosten drauf. Vorstandschef Christian Sewing will die Quote bis zum Jahr 2025 auf unter 62,5 senken. Die Commerzbank kam zuletzt auf 60 Prozent und peilt für 2027 etwa 55 Prozent an.

Santander verdient dank tieferer Kosten nicht nur deutlich mehr als die beiden börsennotierten deutschen Grossbanken. Auch die Rendite auf das materielle Eigenkapital fällt bei den Spaniern höher aus: Nach 15,1 Prozent 2023 soll sie im 2024 auf 16 Prozent steigen. Die Deutsche Bank hat erst für 2025 eine Rendite von über 10 Prozent in Aussicht gestellt und die Commerzbank setzte sich für 2027 mehr als 11 Prozent zum Ziel. (awp/mc/pg)

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