Stuart Gulliver, CEO HSBC Holdings.
London – Europas grösste Bank HSBC hat auch wegen neuer Rückstellungen für Rechtsrisiken in der ersten Jahreshälfte einen leichten Gewinnrückgang hinnehmen müssen. Unter dem Strich verdiente das britische Institut 9,6 Milliarden US-Dollar, 1,3 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie die HSBC am Montag in London mitteilte. Neben höheren Steuern schlugen neue Rückstellungen von 1,1 Milliarden Dollar für juristische Auseinandersetzungen zu Buche. Allein für mögliche Strafen im Skandal um manipulierte Zinssätze hat HSBC nun 1,3 Milliarden Dollar reserviert.
Im operativen Geschäft ging es dagegen aufwärts. Der Vorsteuergewinn legte um zehn Prozent auf 13,6 Milliarden Dollar zu. HSBC-Aktien kletterten am Vormittag knapp ein Prozent nach oben. Analysten sprachen von soliden Ergebnissen.
Derweil treibt die Bank ihren im Juni verschärften Schrumpfkurs voran. Das Kreditinstitut präsentierte am Montag einen Käufer für sein Brasilien-Geschäft. Es soll spätestens im zweiten Quartal 2016 für 5,2 Milliarden Dollar an die brasilianische Bank Bradesco gehen. Künftig will HSBC im grössten Land Südamerikas nur noch mit einem kleinen Geschäft vertreten sein, um Firmenkunden zu bedienen. Auf der Verkaufsliste steht neben Brasilien auch das Türkei-Geschäft.
Weiterer Stellenabbau
Vorstandschef Stuart Gulliver will in seinem neuen Drei-Jahres-Plan bis zu rund 50’000 weitere Stellen im Konzern abbauen. Seit seinem Amtsantritt 2011 hat er die Zahl der Mitarbeiter bereits um 87’000 reduziert und sich aus 78 Randgeschäften zurückgezogen. Zuletzt hatte das Institut noch gut 250’000 Beschäftigte und war in 73 Ländern aktiv.
Geprüft wird dabei auch eine Verlagerung der Konzernzentrale aus London ins Ausland. HSBC beschwert sich seit langem über die steigenden Kosten wie die Bankenabgabe in Grossbritannien. Vorstandschef Gulliver betonte nun, dass weiter alle Möglichkeiten zur Einsparung von Kosten geprüft würden. HSBC erwirtshaftet einen Grossteil seiner Geschäfte in Asien.
Im ersten Halbjahr kam die Bank auf eine Aufwand-Ertragsquote von 58,2 Prozent und verfehlte damit die eignen Vorgaben von 48 bis 52 Prozent. Allerdings steht HSBC damit deutlich besser da als etwa die Deutsche Bank , die im zweiten Quartal trotz eines Gewinnsprungs immer noch 85 Cent ausgab, um einen Euro zu verdienen. (awp/mc/upd/ps)