HSBC winkt nach Gewinnanstieg mit höheren Dividenden
London – Die britische Grossbank HSBC erwartet nach einem kräftigen Schub durch die gestiegenen Zinsen auch 2023 höhere Einnahmen und mehr Gewinn. Der Zinsüberschuss soll um mehr als zehn Prozent auf mindestens 36 Milliarden US-Dollar (33,7 Mrd Euro) wachsen, teilte die vor allem in Asien aktive Bank am Dienstag in London mit. Die Rendite auf das materielle Eigenkapital soll sogar um mehr als ein Fünftel steigen. Den Anlegern winken eine Sonderdividende aus dem Verkauf des Kanada-Geschäfts sowie ein Aktienrückkauf. Für die HSBC-Aktie ging es an der Börse dennoch abwärts.
Kurz nach Handelsstart in London büsste die Aktie trotz überraschend guter Jahreszahlen gut ein Prozent ein. Börsianer bemängelten die Ertragserwartungen des Managements für das neue Jahr als zu vorsichtig – denn Bankchef Noel Quinn hatte die 36 Milliarden schon bisher in Aussicht gestellt.
Allerdings waren die Zinsen im vergangenen Jahr immer weiter in die Höhe geklettert, und im vierten Quartal fiel der Anstieg des Zinsüberschusses mit mehr als 40 Prozent deutlich stärker aus. Auf das Gesamtjahr gesehen legte der Zinsüberschuss der HSBC um knapp ein Viertel auf 32,6 Milliarden Dollar zu. Die operativen Erträge wuchsen – bereinigt um Sondereffekte – um fast ein Fünftel auf gut 55 Milliarden Dollar.
Vorsteuergewinn klar über den Erwartungen
Ohne Sonderbelastungen wie Abschreibungen auf das zum Verkauf stehende Geschäft in Frankreich sprang der Vorsteuergewinn um knapp 17 Prozent auf rund 24 Milliarden Dollar nach oben und übertraf damit klar die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten. Unter dem Strich machte die bilanzielle Aufwertung einer Steuerforderung die Belastung aus Frankreich praktisch wett, sodass der Überschuss um rund 13 Prozent auf 16,7 Milliarden Dollar zulegte.
Umbau auf Kurs
HSBC-Chef Noel Quinn sieht sich beim Umbau der Bank auf Kurs. Die erste Phase der Transformation sei abgeschlossen, und dem Geldhaus gelängen nun weltweit Gewinne auf einer breiten Basis. Für 2022 sollen die Aktionäre eine Schlussdividende von 23 US-Cent je Aktie erhalten, was die Jahresdividende auf insgesamt 32 Cent bringt. Dies sind 7 Cent mehr als für 2021 und entspricht einer Ausschüttung von 44 Prozent des bereinigten Gewinns je Aktie.
Für 2023 und 2024 soll die Ausschüttungsquote auf 50 Prozent steigen – stärker als von Analysten erwartet und auf Basis eines voraussichtlich deutlich höheren Gewinns als im Vorjahr. Bei den nächsten Quartalszahlen im Mai 2023 will das Management zudem den Rückkauf eigener Aktien ins Auge fassen.
Gewinne sollen weiter steigen
Jedenfalls rechnet das Management mit weiter steigenden Gewinnen. So soll die Rendite auf das materielle Eigenkapital der Bank im laufenden Jahr und darüber hinaus von zuletzt 9,9 Prozent auf mindestens 12 Prozent steigen. Dazu beitragen sollen neben den höheren Zinsen auch die Einsparungen durch den Konzernumbau. Die bereinigten Kosten dürften in diesem Jahr jedoch um etwa drei Prozent steigen – statt um zwei Prozent, wie bisher erwartet. Die Bank nannte in diesem Zuge Ausgaben für Abfindungen von bis zu 300 Millionen Dollar für einen weiteren Stellenabbau. Dadurch soll sich die Effizienz des Instituts ab dem Jahr 2024 weiter verbessern.
Mögliche Sonderausschüttung
Unterdessen stellt das Management den Aktionären eine Sonderausschüttung aus dem Verkauf der Kanada-Sparte in Aussicht. Aus dem Verkaufserlös von zehn Milliarden Dollar werde die Zahlung einer Extra-Dividende in Höhe von 21 US-Cent je Aktie erwogen, hiess es. Die HSBC hatte den Verkauf des Grossteils des kanadischen Geschäfts im November angekündigt. Er soll bis Ende 2023 abgeschlossen sein. Die Sonderdividende soll dann Anfang 2024 fliessen.
Zudem stehen weitere Sparten zur Disposition, vor allem in Europa. HSBC-Chef Quinn will das Frankreich-Geschäft verkaufen und die Bank damit noch stärker auf Asien ausrichten. Der chinesische Grossaktionär Ping An hat indes gefordert, das Asien-Geschäft der HSBC abzuspalten. Der Versicherungskonzern aus China ist nach Daten der Nachrichtenagentur Bloomberg mit einem Anteil von etwas mehr als acht Prozent der grösste Anteilseigner der Bank.
Quinn steht unter Druck, weil der Aktienkurs seit seinem Amtsantritt im August 2019 entgegen dem Branchentrend gefallen ist. Zuletzt hat der Manager an der Börse allerdings etwas Vertrauen gewonnen. Seit der Bekanntgabe der Zahlen zum dritten Quartal Ende Oktober hat der Börsenwert der Bank um rund 40 Prozent auf wieder mehr als 120 Milliarden Pfund zugelegt. (awp/mc/pg)