Zürich – Die Hypothekarbank Lenzburg will weiter wachsen, zum einen im angestammten Bankgeschäft, aber vor allem über die digitale Bankenplattform Finstar und mit der Schweizer Smartphone-Bank Neon als Partner. Derweil werden Negativzinsen weiterhin nur in seltenen Fällen und «selektiv» an die Kunden weiterverrechnet.
In Zeiten anhaltend tiefer Zinsen und sinkender Zinsmargen sei der Ausbau der digitalen Aktivitäten ein wichtiger Schritt gewesen, sagte Gerhard Hanhart, Verwaltungsratspräsident der Hypi Lenzburg, am Freitag an der virtuellen Bilanzmedienkonferenz. Die Bank habe vor zwei Jahren beschlossen, die Digitalisierung voranzutreiben und gezielt in die IT-Infrastruktur und das Personal investiert.
Laut CEO Marianne Wildi tragen die Bemühungen Früchte. So lässt sich die Entwicklung der Partnerschaft mit Neon, für welche die Hypi die Kunden-Konti verwaltet, bei den Kundengeldern ablesen. Diese haben 2020 um knapp 9 Prozent oder 351 Millionen auf 4,35 Milliarden Franken zugelegt. Dazu hat Neon einen wesentlichen Beitrag geleistet. Gut 150 Millionen des Wachstums stammen von Neon-Kunden.
Wachstum mit Neon und Finstar
Neon wächst und dürfte laut Einschätzung von Wildi trotz Konkurrenz auch in Zukunft wachsen. In den vergangenen zwei Jahren kletterte die Zahl der Neon-Kunden auf beinahe 50’000. Die Tatsache, dass Neon als innovatives Fintechunternehmen am Markt auftrete, biete gegenüber den digitalen Angeboten herkömmlicher Banken durchaus Vorteile, ist die Hypi-Chefin überzeugt. Ein Vorteil sei auch, dass seit letztem Sommer über die britische TransferWise zu günstigen Konditionen Auslandsüberweisungen möglich seien.
Wachsen sollen auch die Angebote der Finstar-Plattform. Aktuell seien die beiden Westschweizer Kleinbanken Caisse d’Epargne d’Aubonne und Caisse d’Epargne Riviera daran, auf das digitale Kernbankensystem zu migrieren. Und mit der Spar+Leihkasse Gürbetal seien die Verträge dazu unterzeichnet worden. Zudem hätten die Vermögensverwalter Belvoir Capital und Everon Finstar als Open-Banking-Plattform gewählt. «Wir haben weitere Offerten für Finstar ausgegeben und rechnen mit weiteren Partnern», sagte Wildi.
Vorsichtig im Zinsengeschäft
Nicht nur mit digitalen Angeboten, sondern auch mit Ausleihungen will die Hypi Lenzburg wachsen. Aufgrund der nach wie vor sehr tiefen Zinsen sei das aber nur zu geringen Margen möglich. «Wir haben unsere Risiken im Hypothekargeschäft im Griff. Uns hilft da die lokale Verankerung», ist Wildi überzeugt. Zudem sei über 90 Prozent des Kreditvolumens im Wohnbau angesiedelt. Bei Renditeliegenschaften bleibe man vorsichtig und auch im Kampf um abwanderungswillige Kunden der Neuen Aargauer Bank (NAB), die in die Credit Suisse integriert wird, werbe die Hypi nicht mit «Dumpingpreisen».
Beim Thema Weitergabe von Negativzinsen bleibt die Hypi Lenzburg ihrer Linie treu. «Wir verrechnen Negativzinsen nur sehr selektiv an unsere Kunden», sagte Wildi. Am ehesten seien öffentlich-rechtliche Kunden davon betroffen, die Gelder auf mehrere Banken verteilen und verschieben, um weniger Negativzinsen bezahlen zu müssen. «Wir wollen nicht zum Parkplatz für solche Gelder werden.» Daher würden, je nachdem wie eng die Kundenbeziehung in der Vergangenheit war, ab einem Betrag von einer Million Franken Negativzinsen an die Kunden übertragen.
Unter dem Strich rechnet man bei der Hypothekarbank Lenzburg im laufenden Jahr mit einem Gewinn auf dem Niveau des letzten Jahres. Im 2020 ging dieser um 14 Prozent auf 18,1 Millionen Franken zurück. Das sei mit Blick auf die hohen Investitionen in die IT-Infrastruktur und ins Personal erwartet worden, gab Wildi zu Protokoll. (awp/mc/pg)