Hypothekarbank Lenzburg: Der Dämon Inflation erwacht

(Bild: Adobe Stock)

Von Marc Fischer*

Lenzburg – Die Inflation hat einen schlechten Ruf. Bei Sparern, weil sie angesparte Vermögen vernichtet. Bei Notenbankern, weil sie ab einer Rate von mehr als 2 Prozent eine Gefahr für die Volkswirtschaft darstellt. Und wie der Teufel das Weihwasser fürchtet man sie in der beruflichen Vorsorge: Kommt nämlich die Inflation, steigen die Zinsen und die Obligationenbestände, die in Milliardenhöhe in den Depots der Vorsorgeinstitutionen lagern, verlieren an Wert. Der Schaden wäre gigantisch.

Aber was heisst da wäre? Der Konjunktiv lässt Raum für Hoffnung, die möglicherweise schon heute trügerisch ist: Denn der Dämon Inflation – der US-Ökonom Herbert Stein sprach 1974 von einem «hydraköpfigen Monster» – ist erwacht.

Die Tiefststände erreicht
Nachdem die Inflationsraten der grössten Volkswirtschaften im Verlaufe der zweiten Hälfte von 2015 gegen 0 Prozent konvergiert waren und sie damit neue Tiefststände erreicht hatten, ist es in den letzten Monaten wieder zu höheren Teuerungsraten gekommen (s. Grafik 1). Zwar verharren diese weiterhin unter dem von Zentralbanken anvisierten Wert von rund 2 Prozent. Der Trend hin zu höheren Preisen scheint sich in den letzten Monaten aber klar etabliert zu haben.

«Eine Schlüsselrolle kommt in diesem Zusammenhang den Zentralbanken zu», heisst es im aktuellen Bericht des HBL Asset Managements, der sich dem Thema der Geldentwertung widmet. Im Nachgang zur Finanzkrise 2008/09 hätten die Währungshüter mit einer ultraexpansiven Geldpolitik sehr aktiv in die Finanzmärkte eingegriffen und die Welt auf noch nie dagewesene Art und Weise mit Liquidität versorgt.

In welchem Ausmass dies für Inflation gesorgt habe, sei zwar bis jetzt noch nicht klar. Mit Sicherheit aber habe diese Politik ein erhöhtes Inflationspotential aufgebaut. «Viele der deflationären Tendenzen haben in der jüngsten Vergangenheit eher an Bedeutung verloren», so das HBL Asset Management. Das sei auch politisch motiviert.

Reindustrialisierung als Beschleuniger
Bei konservativen Politikern vom Schlage eines Trumps seien Anstrengungen unübersehbar, die einst in Billiglohnländer ausgelagerten Produktionskapazitäten in westliche Industrienationen zurückzubringen. «Diese Reindustrialisierung der westlichen Welt wird höhere Inflationsraten zur Folge», sagt Reto Huenerwadel, Chef des HBL Asset Managements.

Der mit Abstand wichtigste Grund für die zuletzt wieder gestiegenen Inflationsraten ist aber die verbesserte Situation auf den Arbeitsmärkten, so die Vermögensverwaltungsspezialisten der Hypothekarbank Lenzburg: «Auch hier hat die ultraexpansive Geldpolitik dazu geführt, dass sich die konjunkturelle Situation in den letzten Wochen und Monaten weiter stabilisiert hat.»

Besonders augenfällig sei dies in den USA, wo die Arbeitslosenrate seit rund sieben Jahren sinke (s. Grafik 2). Und die konjunkturellen Stimulierungsprogramme, welche die Regierung unter dem neuen Präsidenten Donald Trump für die kommenden Jahre angedacht habe, dürften das Wirtschaftswachstums weiter beschleunigen. Deshalb sei auf dem Arbeitsmarkt mit einer weiteren Verknappung der Arbeitskräfte und mit einem erhöhten Lohndruck zu rechnen.

Eine verbesserte Situation auf dem Arbeitsmarkt lasse sich ebenso in anderen Ländern beobachten. Nicht zuletzt in Europa, weshalb das HBL Asset Management auch hier höhere Inflationsraten prognostiziert. «Auch in der Schweiz wird die Inflation zurückkehren», sagt Huenerwadel. So müssten sich etwa die Mieter auf steigende Wohnkosten einstellen.

Wie gut die Inflationsprognosen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sind, und wie Anleger von der Geldentwertung profitieren könnten, erfahren Sie im neuen Börsenvideo vom HBL-WebTV. Jetzt reinschauen! (Hypothekarbank Lenzburg/mc/ps)

*Marc Fischer ist Leiter Digitale Medien bei der Hypothekarbank Lenzburg.

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