IHAG-Kommenmtar: EU-Rettungsplan – Der Teufel steckt im Detail
Zürich – Nachdem die EU-Staaten am Donnerstag einen umfassenderen Rettungsplan für Griechenland und die Banken vorlegten, erlebten die Aktienmärkte ein wahres Kursfeuerwerk. Über die Woche gewann der DAX 6.3%, der S&P500 3.8% und der SMI steht 1.7% höher. Betrachtet man die Performance in dem sich zu Ende neigenden Oktober, glänzt beispielsweise der S&P500 mit einem exorbitant hohen Plus von 13.6%. Man muss bis in den Januar 1987 zurückblättern, bis man auf eine ähnlich gute Kursentwicklung trifft.
Auch der Euro profitierte vom neuen Rettungsplan und erstarkte gegenüber dem Dollar um 2.0%. Entgegen den Erwartungen konnte sich aber die europäische Einheitswährung gegenüber dem Schweizer Franken verteuern. Gold gewann über die Woche mehr als 6%. Mit ein Grund dafür ist sicherlich die erneute USD-Schwäche. Auf der anderen Seite vergrössert sich die Schuldenlast durch die Hebelung des EFSF sogar noch, was Goldanlagen zugute kommt. Wir bleiben positiv fürs Gold, zumal mit der Weihnachtszeit die starke Saison für das Edelmetall naht. Der Ölpreis bewegte sich über die Woche mit einem Plus von 2.2% vergleichsweise moderat. Im Vergleich zu anderen Rohstoffen hat Öl in den letzten Monaten allerdings auch nur wenig korrigiert. Öl der Sorte Brent ist seit dem Höchst im April nur 13.5% tiefer, während der Kupferpreis trotz des jüngsten Rallys immer noch mehr als 20% unter den Jahreshöchstständen notiert.
USA: Ängste vor «Double Dip» vorerst zerstreut
Wie geht es an der Börse weiter? Die jüngsten Wirtschaftsdaten sprechen durchaus für eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten. Das wieder höhere Wirtschaftswachstum in den USA kann zweifelsohne die Ängste vor einem „Double Dip“ zerstreuen. Wir denken, dass uns aus den USA in den nächsten Wochen weiterhin tendenziell bessere Wirtschaftsdaten erreichen könnten. Allerdings sieht es in Europa weniger gut aus. Dort sprechen die Makrodaten eher für eine Rezession. Unternehmensseitig konzentriert sich das Interesse der Marktteilnehmer auf die Quartalszahlen. Die grossen Enttäuschungen sind hierbei ausgeblieben und etliche Gesellschaften konnten die Erwartungen der Analysten übertreffen. Manche Unternehmensführer geben jedoch einen vorsichtigen Ausblick und erwarten eine Fortsetzung des wirtschaftlichen Abschwungs. Insgesamt dürften somit von der Earnings Season positive Impulse ausgehen, was kurzfristig kursunterstützend wirken sollte.
Mittelfristige Aussichten weniger rosig
Die mittelfristigen Aussichten präsentieren sich weniger rosig, was mit der Neugestaltung des ESFS zusammenhängt. Die Pläne der EU-Regierung mit der Erhöhung der Feuerkraft des Fonds, des Haircuts für griechische Staatsanleihen und der Rekapitaliserung der Banken weisen in die richtige Richtung. Jedoch ist es erst ein Plan und bei der Umsetzung ergeben sich zahlreiche Fragezeichen. Wie kann beispielsweise im Rahmen der Banken-Kapitalisierung sichergestellt werden, dass die Banken nicht ihre Risiken herunterfahren und weniger Kredite vergeben? Was ist die zukünftige Rolle der EZB? Werden es die Marktteilnehmer goutieren, dass man Banken dazu zwingt freiwillig auf die Hälfte der griechischen Schulden zu verzichten und sogar einen Credit Default Swap umgeht? Investoren könnten italienische Staatsanleihen meiden, denn wer garantiert, dass am Ende nicht auch Italien der Verlockung eines Schuldenschnittes nicht widersteht? Die bisherigen Daten zeigen jedenfalls ein ernüchterndes Bild: Die Renditen für italienische Staatsanleihen sind nach Bekanntgabe der neuen Pläne nicht gefallen.
Rückschläge bei EFSF-Umsetzung nicht ausgeschlossen
Wir sind der Ansicht, dass es bei der konkreten Umsetzung des neuen Rettungsplanes zu Schwierigkeiten resp. Rückschlägen kommen dürfte. Derartige Umsetzungsprobleme könnten den Börsenmotor ins Stottern bringen und für eine Korrektur sorgen. Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass kurzfristig die Ampeln noch auf grün stehen, mittelfristig aber erneut eine Korrektur droht. Auf der Einzeltitelebene würden wir vorsichtig agieren und hauptsächlich in Unternehmen investieren, die die Erwartungen übertreffen konnten und den Ausblick erhöhten. Ein Beispiel dazu ist Caterpillar. Die Firma meldete solide Quartalszahlen und kann sogar bereits fürs nächste Jahr eine Prognose abgeben. (IHAG/wum/mc/ps)