Zürich – Der sich immer klarer abzeichnende griechische Staatsbankrott erhöhte die Unsicherheit über die Auswirkungen auf das europäische Finanzsystem und erstickte den Rebound vom Dienstag in der Wochenmitte sofort wieder. Eine Bekräftigung zu einem geeinten Europa mit stabilem Euro und einer schnellen Problemlösung von Bundeskanzlerin Merkel beruhigte am Freitag wieder.
In einer volatilen Woche ging der S&P 500 im Wochenvergleich unverändert aus dem Handel, der STOXX 50 0.2% höher, wogegen der SMI 0.8% nachgab. Bei zehnjährigen Staatsanleihen blieb es ruhig und die Renditen hielten sich unverändert auf tiefem Niveau. Dagegen erhöhte sich die Nervosität im Euro. Der EUR/CHF-Kurs sank kurz unter die Marke von 1.20, konnte am Freitag dann aber bei 1.21 schliessen. Der USD/CHF-Kurs entwickelte sich um das Niveau 0.85 seitwärts. Der Goldpreis blieb ebenso in ruhigen Bahnen um das Niveau von USD 1538 die Unze.
Fortsetzung der Ölpreis-Korrektur
Dagegen setzte der Ölpreis zu einer Korrektur von fast 4% an und schloss bei USD 114 pro Barrel Brent. Das Treffen der OPEC in Wien vor mehr als einer Woche brachte zuerst keine Entspannung. Die meisten Mitglieder wollten die Förderquote belassen und wiesen die von Saudi Arabien angeregte Erhöhung zurück. Saudi Arabien liess dann verlauten, man werde dennoch die Förderung erhöhen um die fragile Weltwirtschaft zu stützen. Schwache Makrodaten dürften ebenfalls auf den Preis gedrückt haben.
Schuldenlast von Griechenland bleibt
Das griechische Volk sieht nach der bereits einjährigen Rosskur keine Verbesserung und steigt gegen die unfähigen Politiker auf die Barrikade. Ohne Rückhalt im Volk verpuffen die EU-Milliarden im Sande, andererseits haben die EU-Politiker aus unterschiedlichen Gründen Angst davor, Griechenland fallen zu lassen. Es wird Zeit geschunden und die Staatspleite von Hellas nicht akzeptiert. Die Verunsicherung steigt weiter, was Gift für die Börsen ist und die Aktienkurse sinken unaufhaltsam, weil Käufer fehlen. Am Freitag Nahmittag beruhigte dann ein gemeinsames Statement von Bundeskanzlerin Merkel und Premierminister Sarkozy, dass Europa gleich Euro sei, beide Länder von einem stabilen Euro profitierten und zu einer schnellen Lösung gefunden werden müsse. Frau Merkel verwässerte die bisher strikte deutsche Haltung, wonach auch die privaten Gläubiger sich an der Lösung beteiligen müssten. Vage angedeutet wurde nun eine freiwillige Beteiligung in Kooperation mit der EZB. Diese unpräzise Andeutung beruhigte die Börsen und der DAX wie auch der STOXX 50 erholten sich am Freitag markant. Am Mittwoch müsste nun das griechische Parlament den Ministerpräsidenten Papandreou auf seinem Sparkurs stützen, damit weitere Gelder von der EU fliessen. Damit würde Zeit gewonnen, aber keine tragende Lösung geschaffen. Die Schuldenlast bleibt.
Viele Titel in einer überverkauften Situation?
Wir sehen noch keinen Auslöser für eine Gegenbewegung, denken aber, dass sich viele Titel in einer überverkauften Situation befinden. Da die Unternehmen gesund sind, auf vollen Touren laufen und die Bewertung von Aktien immer interessanter wird, bietet dieser „Sommerausverkauf“ Einstiegsgelegenheiten, falls man an das Szenario eines Mid-Cycle-Slowdowns und einer Rettung des Euros glaubt. Die Mai-Verkaufszahlen der deutschen Automobilhersteller waren jedenfalls sehr stark, wovon auch Georg Fischer profitieren sollte. Die Titel haben seit Anfang Mai 20% korrigiert und erscheinen uns überverkauft. Auch bei Sulzer scheint uns der Rückgang nach der Abwerbung des CEO durch Akzo übertrieben. Die Gesellschaft ist seit Jahren auf solidem Wachstumspfad, produziert vor Ort und die vier Divisionsleiter werden ihre Bereiche wie bisher weiterführen. In Europa kam Metro unter die Räder, obwohl das Kostensenkungsprogramm läuft und die deutschen Konsumenten wieder etwas kauffreudiger werden sollten. Deutsche Post (DHL) ist von den gesunkenen Frachtraten nicht betroffen, da die Kunden Cost-Plus bezahlen. Die Volumen laufen weiterhin gut und nach dem Dividendenabgang Ende Mai notieren die Titel auf interessantem Niveau. (IHAG/mc/hfu)