IHAG Kommentar: Angst vor einer neuen Rezession in den USA

Zürich – Die weiterhin steigenden Staatsverschuldungen und sich abschwächende Wirtschaftsindikatoren schürten die Angst vor einer nahenden Rezession, die globale Verkaufswellen an den Aktienmärkten auslöste. 7.2% brach in dieser schwarzen Woche der S&P 500 ein, 9.2% der Europe Stoxx 50 und gar 10.6% der SMI.

Die anhaltende Flucht in Sicherheit reduzierte die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen in der Schweiz weiter von 1.34% auf 1.25%. Die Intervention der SNB durch Reduzierung des Zinssatzes verpuffte und der USD/CHF-Kurs sank weiter von 0.78 auf 0.76, der EUR/CHF-Kurs von 1.11 auf 1.08. Sicherheit zu jedem Preis stand im Vordergrund. Vermutlich dürfte das Downgrading der USA von den Akteuren zu einem grossen Teil schon eingepreist sein und keine Beschleunigung der Talfahrt auslösen.

Die Abwärtsspirale hat Fahrt aufgenommen
Der Preis pro Unze Gold kletterte in diesem trüben Umfeld von USD 1631 auf USD 1663, heute sogar auf über USD 1700. Dagegen kam der Ölpreis mit den Konjunkturängsten ins Rutschen und das Fass Brent sank 6% auf USD 111. Nach der bereits schwachen Vorwoche brachte die abgewendete Zahlungseinstellung der USA nicht die erhoffte Erleichterung. Gute Halbjahresabschlüsse mit positivem Ausblick verpufften. Die Angst vor einer starken Abkühlung der globalen Konjunktur löste eine Verkaufswelle aus. Industrie- und Rohstoffwerte gerieten besonders unter Druck. Die Käufer fehlten oder zaghaftes Einsteigen wurde sofort durch noch tiefere Schlusskurse bestraft. Die Abwärtsspirale hat Fahrt aufgenommen, wohl verstärkt durch Verkaufsprogramme und Shorts. In den USA verlor der Dow Jones am Donnerstag 4.3%, der höchste Tagesverlust seit Dezember 2008, als sich die Finanzkrise zuspitzte. Das nach Börsenschluss kommunizierte Downgrading der langfristigen US-Schulden ist weniger überraschend, wurde doch schon im Juli gewarnt. Zudem kursierte dieses Gerücht bereits kurz nach den guten Arbeitsmarktdaten am Freitag, was die Kurserholungen erstickte. Die Medien dürften diese News mehr bewegen als den professionellen Investor.

Timing bleibt schwierig
Nach diesem massiven und beschleunigten Kursrutsch und schmerzhaften Verlusten im Depot steckt der Investor in einem Dilemma: Soll man bei diesen Crashkursen auch noch etwas verkaufen, weil sich die Abwärtsspirale weiter dreht oder fehlt der Baisse die fundamentale Grundlage und es ergeben sich bald günstige Einstiegspunkte? Viele Aktien notieren auf einem Zweijahrestiefst, aber die Unternehmen stehen besser da als vor zwei Jahren. Die meisten Manager blicken positiv in die Zukunft und die wenigsten sehen einen Abschwung. Wir erachten die Baisse daher als übertrieben. Ein Verkauf auf diesen tiefen Nivaus scheint uns nicht ratsam. Wir gehen weiterhin von einer Sommerabkühlung im noch anhaltenden Konjunkturzyklus aus, aber noch nicht von einem Rückfall in eine neue Rezession. Nach diesem Gewitter ist ein schneller Rebound jederzeit möglich, besonders bei den eingebrochenen Zyklikern. Wir denken, es braucht nun Nerven und Geduld, denn der Grund für die Panik ist diffus und nicht eindeutig. Die besser als befürchteten Arbeitsmarktdaten vom Freitag Nachmittag könnten ein Trigger für eine Trendwende mit Shortdeckung sein, das Timing bleibt aber schwierig. Wir würden eine Liste von Kaufkanditaten wie z.B. ABB, Swatch, Sulzer, Deutsche Post, Fresenius, Linde, SAP, aber auch solide Dividendenperlen wie Roche (5.1% Rendite) und Zurich FS (10% Rendite) bereithalten und gestaffelt zukaufen. (IHAG/mc/hfu)



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