IHAG Kommentar: Anleger sind vorsichtig, Griechenland im Fokus
Zürich – Die Aktienmärkte zeigten in der letzten Woche ein gemischtes Bild. Während die asiatischen Börsen im Allgemeinen fester notierten (z.B. Nikkei +3.5%), rutschte insbesondere der SMI weiter ab.
Der Schweizer Index schloss knapp unter der Marke von 6‘000 Punkten und steht mit einem Verlust seit Jahresbeginn von 6.8% an der Spitze bei den Verlierern. Die Schwäche ist sicherlich auch eine Folge der Frankenstärke. Der EUR/CHF verlor innert Wochenfrist mehr als 2.0% und steht aktuell bei 1.182.
Entspannung am Ölmarkt?
Bei den Rohstoffen stand Öl im Mittelpunkt, nachdem die IEA bekanntgab über 30 Tage 60 Mio. bbl Öl aus den strategischen Reserven in den Markt zu geben. Eine solche Freigabe ist bei Versorgungsengpässen vorgesehen. Es stellt sich allerdings die Frage, wieso die IEA die Reserven erst jetzt anzapft. Die Libyen-Krise liegt schon einige Monate zurück und der Ölpreis hat sich bereits von den Höchstständen entfernt. Aufgrund des zusätzlichen Ölangebots verlor der Ölpreis über die Woche 4.1%. Wir denken, dass diese Massnahme die prekäre Lage im Ölmarkt nur kurzfristig entspannen kann und rechnen bis Ende Jahr mit höheren Preisen. Ebenfalls unter Druck kam der Goldpreis (-2.0%). Die Korrektur beim Goldpreis könnte noch etwas anhalten, weil die physische Nachfrage saisonal bedingt schwach ist. Die Renditen für längerfristige Staatsanleihen setzten ihren Abwärtstrend fort und widerspiegeln die Unsicherheiten über die künftige wirtschaftliche Entwicklung. So fiel die Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen unter 3%. Seit Jahresbeginn beträgt der Zinsrückgang fast 40 Basispunkte.
Mit Spannung erwarteter Einkaufsmanager-Index der US-Industrie
Im Aktienmarkt dominieren zwei Themen. Es sind dies die Griechenland-Krise und die Stärke des wirtschaftlichen Abschwungs. In dieser Woche dürfte sich herausstellen, ob der griechische Premierminister Papandreou die Sparpläne im Parlament durchbringt. Kommt es zu einer Einigung könnten allen voran die Devisenmärkte reagieren und der Schweizer Franken dürfte sich gegenüber dem Euro stark abschwächen und mittelfristig wieder gegen 1.25 tendieren. Ob eine mögliche Einigung auch den Börsen nachhaltigen Schub verleihen kann, erscheint dagegen eher unwahrscheinlich, denn die Sorgen der Anleger über die wirtschaftliche Lage sind unabhängig von Griechenland. Einen wichtigen Hinweis zur Beurteilung erhalten die Marktteilnehmer am Freitag, wenn der Einkaufsmanager-Index der US-Industrie publiziert wird (siehe auch Terminkalender auf der nächsten Seite). Ein Rückgang wird erwartet. Sollte der Index sogar unter die Marke von 50 fallen, droht eine neuerliche Verkaufswelle an der Börse.
Weiterhin Vorsicht geboten
Wir empfehlen den Investoren nach wie vor auf der vorsichtigen Seite zu agieren. Dennoch gibt es vereinzelte Kaufgelegenheiten. So denken wir, dass der SMI via einen schwächeren CHF bei einer Einigung der griechischen Sparmassnahmen positiv reagieren könnte. In einem solchen Fall ergeben sich Einstiegschancen bei ABB, Sulzer oder Novartis. (IHAG/mc/hfu)