IHAG Kommentar: Appetit für Risiko nimmt wieder zu

IHAG Kommentar: Appetit für Risiko nimmt wieder zu

Zürich – Die Herabstufung durch die Ratingagentur S&P von neun Euro-Staaten vom Freitag den 13. liess die Märkte am Montag rund 1% tiefer eröffnen. Allerdings waren die Investoren davon nicht mehr gross beindruckt und danach ging es nur noch aufwärts. Der S&P 500 durchstiess locker die 1300er Linie und gewann im Wochenvergleich 2.0%. Gewinner waren aber die europäischen Börsen, allen voran der DAX mit 4.3%. Der Euro Stoxx 50 stieg 3.8% und der SMI 2.1%.

Treiber waren wohl Eindeckungen von Leerverkäufen bei Bankaktien, wonach beispielsweise Société Générale 26%, Deutsche Bank, CS sowie UBS rund 12% zulegten. Geholfen haben auch diverse gute Auktionen von Staatsanleihen, welche die Furcht vor kommenden Refinanzierungen abschwächte. Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen entwickelten sich in der Schweiz seitwärts, zogen aber in den USA und Deutschland leicht an, weil im Gegenzug zu den steigenden Aktien die Bonds nachgaben. Mit dem erhöhten Risikoappetit gab auch der USD nach und der EUR/USD stieg bis kurz vor die 1.30-er Marke und schloss über die Woche 2% höher bei 1.29. Im Gegenzug sank der USD/CHF-Kurs 2% von 0.955 auf 0.93. Der Goldpreis stieg etwas weiter auf USD 1657 die Unze. Basismetalle, wie Kupfer, waren gesucht und konnten sich nach besser als erwarteten Daten zur chinesischen Wirtschaft weiter erholen. Der Ölpreis ging am Freitag etwas leichter aus der Woche und sank 1.7% auf USD 111.4 pro Barrel Brent.

Makrodaten blieben global erfreulich
Die gemeldeten Makrodaten blieben global erfreulich. In China schwächte sich das BIP-Wachstum im 4. Quartal auf Jahresbasis von 9.1% auf 8.9% ab, was aber besser als die erwarteten 8.5% war. Die Steigerung im Detailhandel blieb mit 17.1% auf konstant hohem Niveau und die Industrieproduktion zog mit 12.8% sogar an. Dies verhalf den Börsen in Asien zu Kursavancen. In Deutschland bleibt die Konjunkturlokomotive in Fahrt. Nach 3% BIP-Wachstum 2011 erwartet die Bundesregierung für 2012 ein Plus von 0.75% und die Anzahl der Beschäftigten soll um 0.5% auf 41.3 Mio. Stellen steigen. Auch die wieder gesunkenen Erstanträge auf Arbeitslosengelder in den USA gefielen. Diverse Auktionen von Staatsanleihen (Italien, Portugal, Frankreich) verliefen besser als erwartet und zu tieferen Zinsen als vor einem Monat, trotz S&P Rückstufung. Bleibt noch Griechenland bei den Investoren als Risikofaktor auf dem Radarschirm. Allerdings ist Hellas wohl abgeschrieben oder es wird ein Plan B ohne die Griechen im Euro erwartet. Zusammen mit guten Konjunkturdaten aus den USA und China nahm damit der Risikoappetit bei den Investoren zu und liess die Aktienindices weiter steigen, trotz erwarteter Rezession in Europa. Dies wiederum bewirkte Shorteindeckungen sowie ein Nachrennen bei den meist untergewichteten Banken.

Bankenwerte im Vordergrund
Nachdem zu Beginn des Jahres zyklischer Auto- und Industriewerte gesucht waren, rückten in einer Sektorrotation die Bankenwerte in den Vordergrund. Die Berichte der US-Banken zum 4. Quartal waren zwar gemischt bis schwach, aber wohl besser als befürchtet. Zudem scheint die geforderte Rekapitalisierung der Banken in Europa in geordneten Bahnen abzulaufen. Die grösste Unterdeckung von EUR 15 Mrd. wies die spanische Bank Santander auf. Via Verkauf einer Beteiligung in Brasilien, Konversion von Fremdkapital in Eigenkapital einbehaltenen Gewinnen sowie Reduktion von risikoreichen Assets soll die geforderte Kernkapital-Ratio von 9% allerdings ohne Kapitalerhöhung erreicht werden. Den anderen Weg beschritt die italienische Unicredit, welche die geforderten EUR 8 Mrd. am Markt aufnahm, allerdings zum Preis einer massiven Verwässerung und eines anfänglichen Kurssturzes. Auch die deutsche Commerzbank will die EUR 5.3 Mrd. ohne Staatshilfe und Kapitalerhöhung schliessen. Nach den Kreditfazilität der EZB, welche die Liquidität der Banken sicherte, scheint nun auch die geforderte Rekapitalisierung der grossen kotierten Banken zu gelingen.

Positive Stimmung scheint weiter anzuhalten
Die positive Stimmung an den Aktienmärkten scheint weiter anzuhalten und viele Investoren sind bei Aktien wohl untergewichtet und wurden auf dem falschen Fuss erwischt. Die Hausse könnte daher noch ein paar Tage anhalten, es dürfte ihr aber bald die Luft ausgehen. Entscheidend wird die Earnings-Season in den USA sein. Wir würden noch dabei bleiben, den Trend beobachten und die Stopps nachziehen. Richemont und Swatch könnten noch etwas weiter laufen. Auch Zurich FS bleibt im Aufwärtstrend. Credit Suisse dürfte wohl die Tiefstkurse bei CHF 20 nicht mehr testen. Nach dem Kurssprung am Donnerstag könnte auch hier ein Aufwärtstrend beginnen. Bei den Banken haben wir eigentlich erst später im Jahr einen Rebound erwartet, aber offenbar ist bereits viel Negatives in den Kursen drin und es gibt kaum mehr Verkäufer. Risikobewusste Anleger können einen Aufsprung auf den fahrenden Zug probieren, sich aber mit engen Stopps (z.B. 3% tiefer) absichern. (IHAG/mc/hfu)

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