Zürich – Die vergangene Woche startete mit einem Erleichterungs-Rally. Der Hurrikan Irma traf die USA schwächer als befürchtet und in Nordkorea blieb es nach dem Unabhängigkeitstag vom Samstag vorerst ruhig. Die Rückversicherungsaktien sprangen in die Höhe und mit den sich erholenden Zinsen konnten auch die gebeutelten Finanzwerte mit nach oben ziehen. Selbst der neue Raketentest Nordkoreas später in der Woche konnte die Anleger nicht mehr abschrecken. Der DAX kletterte am Montag und Dienstag jeweils mehr als 1 %, allerdings erlahmte danach der Elan. Über die Woche konnte er 1.8% zulegen und scheint sich auf den Weg Richtung 13‘000er Marke zu machen.
Stetig dazugekauft werden Aktien in den USA. Der S&P klettert unaufhaltsam von Rekord zu Rekord und schloss über 2500 Punkte, mit einem Wochenplus von 1.6%. Der SMI konnte 1.3% zulegen, gebremst von Nestlé, welche infolge Gewichtungsreduktion im SMI stehen blieb.
An der Zinsfront fand Beachtung, dass die Teuerungsrate innert einem Jahr in den USA mit 1.9% entgegen den Erwartungen wieder anstieg. Der anfangs Woche eingeleitete Zinsanstieg wurde damit gestützt. Über die Woche erhöhte sich die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen von 2.05% auf 2.20%. Auch in Deutschland und der Schweiz kletterten die entsprechenden Renditen 10 Basispunkte im Bund auf 0.43% und in den Eidgenossen auf -0.06%.
Der EUR/USD schwächte sich von knapp 1.21 per Freitag der Vorwoche bis am Donnerstag auf 1.1850 ab, erholte sich dann aber am Freitag wieder in Richtung 1.20. Der USD-Index konnte sich kurz etwas aufraffen, aber der Schwung ging am Donnerstag bereits wieder verloren. Dennoch konnte der USD/CHF über die Woche von 94.50 Rappen auf 96 Rappen zulegen. Die Schweizer Nationalbank änderte am Donnerstag anlässlich der neusten geldpolitischen Lagebeurteilung die Wortwahl. Anstatt „deutlich überbewertet“ wurde der CHF neu lediglich noch als „weiterhin hoch bewertet“ eingestuft. Der EUR/CHF kletterte über die Woche von 1.14 gegen 1.15.
Mit der Rückkehr des Risikoappetits sank der Goldpreis, nämlich von USD 1350 auf USD 1322 pro Unze. Der Ölpreis konnte sich in Texas und auch in Europa weiter erholen. Die OPEC erhöhte die Prognosen für den Konsum und in den USA laufen immer mehr Raffinerien wieder im Normalbetrieb. Damit gelang ein schöner Anstieg von über 3% innert einer Woche auf USD 55.80 pro Fass Brent.
China: Jammern auf hohem Niveau
Die moderat aber stetig wachsende Konjunktur in Europa ist eine Stütze für die europäischen Börsen, der starke Euro dagegen bremst. In China waren die jüngsten Daten etwas schwach, denn der Detailhandel konnte mit 10.1% etwas weniger zulegen als die erwarteten 10.5% und die 10.4% im Vormonat. Auch die Industrieproduktion entwickelte sich verhaltender als erwartet. Allerdings ist dies Jammern auf hohem Niveau. Politische Störfeuer kamen aus Nordkorea, welche erneut eine Rakete über Japan hinweg abfeuerte. Allerdings gewöhnen sich die Investoren auch daran. Insgesamt hellt sich die Stimmung weiter auf und negative Faktoren rücken in den Hintergrund.
Bossard profitiert von Tesla-Produktion
Viele Schweizer Aktien sind bereits stark gelaufen. Dennoch sehen wir bei Firmen, welche von einem positiven Umfeld profitieren, weiteres Kurspotential. Bossard profitiert von der gut laufenden Konjunktur, der zunehmenden Digitalisierung der Prozesse in der Industrieproduktion sowie vom nun grössten Kunden Tesla, welcher die Produktion des Models 3 hochfährt. Bossard kann dort Befestigungslösungen von gegen USD 500 pro Fahrzeug zuliefern.
Unverändert gut bleibt das Umfeld für Partners Group. Infolge der tiefen Zinsen fliesst viel Geld in den Private Market, wo Partners Group mit ihrem globalen Netzwerk stark positioniert ist und den Kunden in drei Bereichen (Equity, Debt, Infrastructure) Programme über mehrere Jahre anbieten kann. Auch wenn die aktuellen neuen Investitionen hoch bewertet sind (teils über 12x EV/EBITDA) sollten sich immer noch Renditen erzielen lassen, welche klar über den aktuell sehr tiefen Bondrenditen liegen. Damit segelt Partners Group weiterhin mit Rückenwind. Wir erhöhen ein weiteres Mal unser Kursziel und würden zukaufen.
Finanzaktien, insbesondere Bankaktien, haben seit ein paar Wochen korrigiert und mit den wieder steigenden Zinsen sehen wir gutes Erholungspotential. Im Vordergrund stehen UBS und ING. (IHAG/mc)