Zürich – In der letzten Woche kam es an den Aktienmärkten zu grösseren Kursverlusten, wobei Europa mehr gelitten hat als die USA. Auslöser war einerseits die Notenbanksitzung der amerikanischen Zentralbank, an der ein Ende des Quantitative Easing (QE 3) aufgezeigt wurde. Andererseits schnellten in China die Interbanken-Zinssätze stark in die Höhe, was bei den Investoren Ängste über einen bevorstehenden Credit Crunch in dieser wichtigen Volkswirtschaft hervorgerufen hat.
Über die Woche verloren der S&P500 2.1%, der Euro Stoxx und der Dax mehr als 4% und der SMI ging um 2.8% in die Knie. Im Gegenzug kam es zu einem dramatischen Zinsanstieg: So stieg beispielsweise die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen innert einer Woche um 39 Basispunkte und steht nun bei 2.51%. Anfangs Mai rentierten dieselben Papiere noch 1.6%. Selbst in der Schweiz stiegen die Zinsen für zehnjährige Eidgenossen und zwar um 14 Basispunkte über eine Woche. Die aktuelle Rendite beträgt 0.89%, nach etwa 0.55% Anfangs Mai.
Zugkräftiges Argument der Goldbullen fällt weg
Bei den Währungen profitierte der Greenback von der möglichen geldpolitischen Straffung und gewann gegenüber dem Euro 1.5%. Der EUR/CHF schwächte sich marginal ab und entsprechend stieg der USD/CHF um 1.5% und notiert bei 0.93. Der Ölpreis litt unter dem stärkeren USD und höher als erwartet ausgefallenen Lagerbeständen in den USA. Über die Woche resultierte ein Verlust von 0.7%. Mit dem absehbaren Ende des QE 3 fällt ein relativ zugkräftiges Argument der Goldbullen weg, nämlich dasjenige des quasi unbegrenzten Gelddruckens und als Folge davon das Ausbrechen einer hohen Inflation. Der neuerliche Fall des Goldes um 7% auf USD 1290 pro Feinunze überrascht damit nicht.
Bernanke-Aussagen rütteln Märkte weltweit hart durch
Der Zinsschock und die Aussagen Bernankes haben die Märkte weltweit hart durchgerüttelt. Der von der Notenbank dargelegte mögliche Verlauf des QE 3 mit einer Drosselung der Asset-Käufe bereits im September hat die meisten Investoren auf dem falschen Fuss erwischt. Auch wir hatten nicht damit gerechnet, weil die US-Wirtschaftsdaten in den letzten Wochen meist schwächer ausgefallen sind und die Inflation sogar gesunken ist. Der Trend stetig steigender Aktienkurse ist damit vorerst gebrochen. Wir denken, dass man nicht so schnell wieder zur alten Tagesordnung zurückkehren wird. Dazu kommt, dass auch in China wegen schwächeren Wirtschaftszahlen und den gestiegenen Interbankenzinsen die Risiken zugenommen haben. Wir würden derzeit von Aktien, die ein hohes China-Exposure aufweisen abraten. Ebenso dürfte die Zeit von Aktien mit hohen Dividendenrenditen, die als Bondersatz gekauft wurden, vorerst vorbei sein. Insgesamt gehen wir davon aus, dass die Volatilität an den Börsen hoch bleibt und die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass wir die Tiefstkurse in der aktuellen Korrektur noch vor uns haben.
Comcast im Fokus
Generell sind wir in diesem Umfeld bezüglich Neuengagements vorsichtig. Die Gefahr ist gross, dass man zu früh kauft. Wir würden warten bis sich die Lage beruhigt hat, was in der Regel mehrere Wochen dauern kann. Es empfiehlt sich auch gestaffelt zu kaufen. Eine der wenigen aktuellen Kaufchancen orten wir in den Aktien von Comcast. Comcast ist der grösste Kabelnetzbetreiber in den USA und besitzt seit diesem Frühling auch das Medienunternehmen NBC Universal. Wir denken, dass sich die Firma in eine strategisch gute Position manövriert hat, indem die Inhalte sowie deren Verbreitung kontrolliert werden. Wir würden die zehnprozentige Korrektur in dieser Aktie für erste Positionsbezüge nutzen. (IAHG/wum/mc/ps)