Zürich – Die Börsen konnte sich in der letzten Woche erholen. In einer wegen dem Unabhängigkeitstag verkürzten Handelswoche in den USA stieg der S&P500 um 1.5%. Der Nasdaq gewann sogar 2.4%. In Europa konnte sich der Stoxx Europe 600 nur marginal verbessern. Besser lief es dem Dax, der 1.6% nach oben kletterte. Neben den Versorgern E.On und RWE setzten die Autowerte zu einem Rebound an, nachdem Vertreter der USA und Deutschlands über die Importzölle auf Autos verhandelten. Es ist allerdings zu bezweifeln, dass die EU bilaterale Deals mit den USA überhaupt zulässt. Der SMI stieg über die Woche 1.0%. Der Index profitierte von seiner defensiven Ausrichtung mit Kursgewinnen bei Nestlé (+3.7% über die Woche), Swisscom (+3.5%), Givaudan (+3.1%) und Lonza (+2.5%).
Bei den Währungen scheint der EUR/USD seine Bodenbildung zu festigen und schloss über 1.17. Die Einigung im Asylstreit in Deutschland dürfte geholfen haben, wobei noch viele Fragen ungelöst sind. Der CHF wurde wieder etwas schwächer und verlor gegenüber dem EUR ein halbes Prozent. Ein Dollar kostete per Wochenschluss 99 Rappen.
Der Ölpreis kam etwas zurück, bleibt aber mit USD 77/bbl relativ teuer. Die Nachfrage ist robust und Präsident Trump fordert einen tieferen Ölpreis. Saudi-Arabien soll die Fördermenge erhöhen, um die Ausfälle vom Iran und weiteren Ländern zu kompensieren. Ob das Vorhaben gelingt bleibt abzuwarten. Die Höhe der Reservekapazität wird wieder ein Thema und der Markt könnte diese während des Sommers testen. Der Goldpreis zeigte endlich eine Gegenreaktion, nachdem er in den Wochen zuvor etwa 9% korrigierte. Ob dies mit der Angst vor einem Handelskrieg zusammenhängt, ist unklar.
Diese Angst beschäftigt die Marktteilnehmer immer noch am meisten. Die USA haben letzten Freitag wie beabsichtigt Zölle auf China-Importe im Volumen von USD 34 Mrd. in Kraft gesetzt. Dabei handelt es sich zum grössten Teil nicht um Konsumprodukte, womit es die Inflation nicht tangieren dürfte. China reagierte seinerseits mit Zöllen hauptsächlich auf Nahrungsmittel wie Soja und Fahrzeugen.
Keine Eskalation des Handelskriegs erwartet
Das Thema, das die Markteilnehmer am meisten beschäftigt, bleibt der Handelskrieg. Wie angedroht haben die USA am Freitag Zölle auf China-Importe in der Höhe von USD 34 Mrd. implementiert. Dies hauptsächlich auf Zwischenprodukte, die zudem oft substituierbar sind, wodurch der Einfluss auf die Inflation vernachlässigbar erscheint. China reagierte seinerseits mit Zöllen auf Nahrungsmitteln, wie Soja und Autos aus den USA. Mit dieser Zollrunde wird erst ein Bruchteil der gesamten Warenimporte mit Zöllen belastet. Ob sich daraus ein grosser Handelskrieg entwickelt, bei dem China und die USA gegenseitig immer mehr Zölle erheben, bleibt abzuwarten. Wir gehen in unserem Szenario von keiner Eskalation aus. China wird am Ende in irgendeiner Form nachgeben müssen, denn sie sind auf die Exporte angewiesen. Firmen dürften sich immer mehr überlegen, ob sie überhaupt noch Produktionen in China aufbauen sollen und dürften in andere asiatische Länder ausweichen.
Earnings Season steht vor der Tür
Als nächstes steht die Earnings Season vor der Tür. Die US-Unternehmen haben im 1. Quartal sehr hohe Gewinnsteigerungen ausweisen können. Dies aufgrund der Steuerreform, aber nicht nur. Auch die Umsätze sind um 8% gestiegen. Fürs 2. Quartal wird ein Gewinnwachstum von gut 20% erwartet. Diese robuste Gewinnentwicklung sollte die Börse mittelfristig stützen. Dazu kommen Aktienrückkäufe von über USD 650 Mrd.
Die Börsenstimmung ist sicherlich negativ, wodurch sich für den längerfristig disponierenden Anleger Kaufchancen ergeben können. Uns gefallen immer noch eine ABB oder Continental unter EUR 200. In den USA geht der Aufschwung bei den Tech-Werten weiter. Interessante Aktien in diesem Bereich sind Adobe, Activsion und Alphabet. (IHAG/mc)