Zürich – Die Aktienmärkte verbuchten in der letzten Woche auf breiter Front hohe Zugewinne. Zuvorderst steht der Nikkei mit einem Wochengewinn von mehr als 9%. Der bis anhin arg gebeutelte japanische Markt profitierte vom sich abschwächenden Yen. In den USA ist der S&P500 aus dem seit November 2014 andauernden Seitwärtstrend ausgebrochen und verbuchte ein Allzeithöchst nach dem anderen. Ebenfalls gut unterwegs war der Dax. Mit einem Plus von 4.5% wurde die Marke von 10‘000 Punkten übertroffen. Der SMI konnte nicht mithalten. Gründe waren die Gewinnwarnung von Swatch (-4.3% über die Woche) und die unterdurchschnittliche Performance der defensiven Schwergewichte Novartis (-0.6%), Roche (+0.4%) und Nestlé (+0.7%).
Bei den Währungen war eher eine USD-Stärke zu beobachten. Wie angetönt, schwächte sich der JYP gegenüber dem USD um mehr als 4% ab. Der EUR/USD fiel leicht auf 1.10. Der CHF hat sich allerdings gegenüber dem Euro noch nicht abschwächen können. Über die Woche notiert er nahezu unverändert bei 1.085.
Die Zinsen zeigten in der letzten Woche vor allem in den USA einen Rebound. Die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen stiegen von 1.36% auf 1.59% und die Wahrscheinlichkeiten für eine Zinserhöhung in diesem Jahr sind wieder gestiegen. Die nächste FOMC-Sitzung findet am 27. Juli statt und die Notenbank dürfte vorerst an den bisherigen Zinsen festhalten. Auch die US-Notenbank wird zuerst die Auswirkungen des Brexits abwarten wollen, bevor sie allenfalls die Zinsen erhöht.
Investoren wenden sich wieder Aktienanlagen zu
Der Ölpreis zeigte eine Gegenbewegung und gewann über die Woche 1.8%. In den USA ist die Zahl der aktiven Bohrtürme wieder am steigen. Grosse Produktionszuwächse dürfen aber noch nicht erwartet werden. Der Goldpreis korrigierte 2.2%, was dem ersten Wochenverlust seit Ende Mai gleichkommt. Die Investoren scheinen sich vorerst vom Gold abzuwenden zugunsten von Aktienanlagen. Der gescheiterte Putsch in der Türkei dürfte keine grösseren Bewegungen in Richtung der Safe Haven Assets zur Folge haben, da Erdogan die Lage schnell stabilisieren konnte.
Es sind nicht positive Wirtschaftsnachrichten, die Börsen zu neuen Höhenflügen verleiten. Im Gegenteil, aufgrund des Brexits haben die ökonomischen Risiken sogar noch zugenommen. Es ist vielmehr die Hoffnung auf neue Stimuli, die die Börsen treibt. Etliche Investoren erwarten von der japanischen Notenbank (BoJ) deutliche Signale. Die Rede ist von Helikoptergeld. Dabei emittiert der Staat Obligationen mit unendlicher Laufzeit und einem Zins von 0%, die dann von der BoJ gekauft werden. Somit könnte sich der Staat gratis finanzieren und müsste die Schulden nie mehr zurückzahlen. Das erhaltene Geld könnte in die Wirtschaft gepumpt werden und würde wahrscheinlich den JPY schwächen. Rechtlich gesehen würde sich Japan mit dem sogenannten Helikoptergeld in einer Grauzone bewegen. Wir denken trotzdem, dass Helikoptergeld in einer Form kommen wird. Denkbar wäre z.B. eine Einführung mit beschränkter Laufzeit, so wie dies bereits um 1935 der Fall war.
Keine ansteigenden Zinsen in Sicht
Auch von der EZB, die am kommenden Donnerstag ihre nächste Sitzung abhält, werden mehr Stimuli erwartet. Die EZB wird zwar am Donnerstag noch nichts unternehmen, aber Mario Draghi dürfte das Feld für eine noch grosszügigere Geldpolitik vorbereiten. Gründe dafür sind der Brexit und die fragile Erholung der Europäischen Wirtschaft.
Das Hoffen auf grössere und nachhaltige Zinsanstiege erscheint in einem solchen Umfeld illusorisch. Die Investoren jagen deshalb jede noch so kleine Rendite. Im Bondbereich sind dies beispielsweise High Yield Anlagen. Trotz der Korrektur im Ölpreis (-10% seit dem 8. Juni), sind diese weiter gestiegen. Angesichts der möglichen weiteren Lockerungen bei der Geldpolitik könnten auch die Börsen noch etwas weiter steigen. Im Zentrum des Interesses dürften die in den letzten Monaten vernachlässigten zyklischen Titel stehen. Uns gefallen beispielsweise die Aktien von Continental. Der Kurs korrigierte in diesem Jahr stark um 30%, zeigt nun jedoch Erholungstendenzen. Daimler, ein wichtiger Kunde von Conti, erreichte im 2. Quartal gute Zahlen, wovon die Hannoveraner profitieren dürften. Continental wird die Halbjahreszahlen am 3. August publizieren. Die Chancen stehen gut, dass die Aktie wieder das Niveau von EUR 200 erreichen wird. (IHAG/wum/mc/ps)