Zürich – Nach dem unerwarteten Ausgang der Brexit-Abstimmung kamen die Europäischen Börsen am Montag zunächst nochmals unter Verkaufsdruck. Im Soge der Amerikanischen Märkte setzte jedoch eine Gegenbewegung ein, die den Börsen hohe Wochengewinne bescherten. Der S&P500 stieg über 3%, der Dax 2.3% und der SMI kletterte sogar um mehr als 4% und überschritt die Marke von 8‘000 Punkten.
Bei den Währungen wurde der Euro gegenüber dem Dollar wieder etwas stärker. Der Franken blieb gesucht, was darauf hindeutet, dass die Risiken immer noch als hoch angesehen werden. Die SNB dürfte hohe Mittel aufgewendet haben, um auch nur schon das aktuelle Level zu verteidigen. Der USD/CHF beendete die Woche bei 0.97 (+0.69%). Das Pfund verlor über die Woche gegenüber dem CHF 2% und schloss bei 1.29. Das sind mehr als 12% weniger als zu Jahresbeginn.
Die Zinsen gingen auf breiter Front nochmals tiefer. So resultierte beispielweise für zehnjährige US-Staatsanleihen ein Renditerückgang um 12 Basispunkte auf 1.46%. Der zehnjährige Eidgenosse hat nun eine negative Rendite von -0.58%, nach
-0.46% vor einer Woche.
Gold auf neuem Jahreshoch
Der Goldpreis korrigierte zu Wochengewinn etwas, setzte aber danach seinen Aufwärtstrend fort. Mit einem Wert von USD 1‘340/Unze wurde erneut ein neues Jahreshöchst markiert. Gründe für die Avancen sind die gesunkenen Wahrscheinlichkeiten für höhere Zinsen nach dem Brexit. Der Ölpreis erholte sich in der letzten Woche um 2.3% auf USD 50/bbl. Nach den hohen Preissteigerungen in den letzten Wochen erwarten wir eine Konsolidierung.
Die Börsen haben sich schneller als erwartet von den Brexit-Verlusten erholt. Wie so oft in den letzten Jahren resultierte eine V-förmige Gegenbewegung. Der S&P500 hat die Verluste bereits wieder aufgeholt, das gleiche gilt für den SMI. Der FTSE100 handelt sogar 4% über dem Stand von vor der Abstimmung. Auf Branchenebene gibt es aber grosse Unterschiede. Gesucht waren vor allem defensive Aktien während Zykliker (z.B. Autowerte) und Banken beim Rebound underperformten.
Geldschleusen bleiben offen
Während die wirtschaftlichen Risiken aufgrund des Brexits gestiegen sind, droht weniger Gefahr von der Geldpolitik. Die Notenbanken stellen grosszügig Liquidität zur Verfügung. Die US-Notenbank dürfte ihre nächste Zinserhöhung noch länger hinauszögern. Gemäss den Fed-Fund Futures ist die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung aktuell sogar grösser als für eine Erhöhung. Die Zinsen am langen Ende werden somit kaum ansteigen können. In Europa sorgt das Quantitative Easing der EZB für zusätzlichen Druck auf die Zinsen.
Unter diesen Gegebenheiten dürften die Aktienmärkte über den Sommer hinweg volatil seitwärts tendieren. Angesichts des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds rechnen wir nicht mit positiven Überraschungen bei der Earnings Season fürs 2. Quartal. Zudem werden die Unternehmen aufgrund des Brexits wohl nur verhaltene Ausblicke geben. Wir würden weiterhin vorsichtig agieren und Cash-Reserven bereithalten. Aktien, die bereits grössere Kurssteigerungen hinter sich haben, würden wir nicht mehr nachrennen. Rückschläge in Qualitätstiteln würden wir hingegen zu Käufen nutzen. (IHAG/wum/mc/ps)