IHAG-Kommentar: Börsen im Konsolidierungsmodus
Zürich – Nach den Verlusten in der Vorwoche zeigten die Aktienmärkte in der letzten Woche keine nennenswerte Gegenreaktion. Der S&P500 schloss in einer verkürzten Handelswoche unverändert. Der technologielastige Nasdaq schaffte ein kleines Plus von 0.2%.
In Europa stieg der Dax leicht um 0.5% und der SMI fiel um 0.3%. Der Gesamtmarkt, gemessen am Stoxx Europe 600 erhöhte sich um 0.2%, wobei es grössere Divergenzen zwischen den Sektoren gab. Gefragt blieben Bankaktien, aber auch die Werte der Rohstoffbranche. Auf der Verliererseite standen Nahrungsmittel, Medien und Real Estate.
Die Banken profitierten von den Zinsen, die weiter anzogen. So stiegen die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen um neun Basispunkte auf 2.39% und jene für deutsche Staatsanleihen um elf Basispunkte auf 0.57%.Damit notieren die deutschen Zinsen etwa wieder auf dem Stand vom Herbst 2015. Das bisherige Tiefst wurde am 8. Juli des letzten Jahres bei -0.19% erreicht.
Bei den Währungen entwickelte sich der EUR/USD seitwärts. Selbst die sehr guten US-Arbeitsmarktdaten vom Juni halfen dem Dollar nicht auf die Beine. Von der anhaltenden Euro-Stärke profitierte auch der Schweizer Franken. Am Freitagabend touchierte der EUR/CHF erstmals seit dem Mai 2016 wieder die Marke von 1.10. Ein USD kostete zum Wochenschluss 96.4 Rappen.
Am Ölmarkt blieb die Preisentwicklung volatil. Nachdem dem Rebound in Richtung USD 50/bbl, machte das Öl wieder rechtsumkehrt und korrigierte innert Wochenfrist um mehr als 4%. Als Gründe wurde eine höhere Anzahl aktiver Bohrtürme in den USA angeführt. Auf der anderen Seite sanken die Lagerbestände um 6.3 Mio. bbl. Beim Gold geht der Abwärtstrend weiter. Das gelbe Edelmetall verliert über einen Monat mehr als 6%. Die steigenden Zinsen schmälern klar die Attraktivität vom Gold.
Synchrone Expansion in USA, Europa und Japan
Betrachtet man die wirtschaftliche Entwicklung, sieht man eine synchrone Expansion in den USA, Europa und Japan. Damit wachsen alle drei wichtigen Regionen parallel, was schon seit längerer Zeit nicht mehr der Fall war. Weiter auf grün stehen die Ampeln auch in China, auch wenn sich das Tempo etwas verlangsamt hat. Die jüngsten Daten der Einkaufsmanager-Indizes bestätigen das positive Bild.
Die Bondmärkte stehen seit der Rede von M. Draghi in Sintra, Portugal unter Verkaufsdruck. Die Marktteilnehmer befürchten, dass die EZB ihre Geldpolitik bald restriktiver gestalten wird. Die EZB hat in ihrem QE-Programm seit März 2015 Anleihen im Umfang von etwa EUR 1‘650 Mrd. gekauft. Das aktuelle Programm dauert noch bis Ende 2017, womit sich noch ein Volumen von EUR 360 Mrd. ergibt. Gemäss unseren Berechnungen neigt sich aber das kaufbare Volumen an deutschen Staatsanleihen bald dem Ende zu. Die EZB kauft schon seit einigen Monaten mehr französische, italienische und spanische Anleihen zulasten deutscher, was ein Indiz für die Knappheit letzterer darstellt. Wir erwarten an der EZB-Sitzung im September Details zur Zukunft des QE. Bis dann dürften die Bondmärkte volatil bleiben. Es ist auch anzunehmen, dass die EZB die Zinsen (und den Euro) nicht zu fest steigen lassen möchte und entsprechend wahrscheinlich sind taubenhafte Kommentare.
Warten auf die Earnings Season
In dieser Woche beginnt die Earnings Season in den USA mit den Zahlen wichtiger Banken. Allgemein ist die Gewinnrezession überwunden und die Firmen konnten im 1. Quartal sehr gute Gewinnsteigerungen von 14.6% ausweisen. Fürs 2. Quartal wird nun für die im S&P500 vertretenen Unternehmen ein Gewinnzuwachs von ungefähr 6% erwartet. Höhere Zinsen und der schwächere USD sollten Unterstützung bieten. Gerade Banken dürften vom besseren Zinsumfeld profitieren und können daneben dank den gut ausgefallenen Stresstests mehr eigene Aktien zurückkaufen. Insgesamt erwarten wir eher positive Impulse von der Earnings Season.
Bei den Einzeltiteln empfehlen wir einen Blick auf die Aktien von Amazon.com zu werfen, solange diese noch unter USD 1‘000 handeln. Die Firma baut ihre Position im E-Commerce laufend aus und auch das Cloudgeschäft (Amazon Web Services) läuft hervorragend. Ein wichtiges Element der Strategie ist Prime. Prime sichert den Abonnenten günstigere Preise, schnellere Lieferungen und beispielsweise auch Zugriff auf exklusive Filme. Nun wurde bekannt, dass Amazon in den USA bald mehr Prime Abonnenten hat als die gesamte Kabelindustrie. Prime hat gemäss Morningstar 79 Mio. Abonnenten verglichen mit 90 Mio. der Kabelindustrie. (IHAG/wum/mc/ps)