Zürich – Die EZB-Ratssitzung am vergangenen Mittwoch lieferte keine neuen Impulse und die Anleger hielten sich mit Blick auf die am Freitag anstehenden US-Arbeitsmarkdaten zurück. Diese fielen überraschend schwach aus, was die Börsenindices am Freitag mit bis zu 1% belastete. Die US-Börsen zeigten sich aber nach anfänglichen Verlusten weiterhin resistent und der S&P 500 schloss die Woche unverändert bei hohen 2099 Punkten. Europa war schwächer und über die Woche verloren der Euro Stoxx 50 2.6% und der DAX 1.8%. Schwach waren Banken (CS, Deutsche Bank je -8%), was auch den SMI belastete. Zudem gab es bei Roche und Novartis leichte Gewinnmitnahmen und der SMI gab über die Woche 1.7% nach.
Bei den Devisen und den Bonds waren die Auswirkungen grösser. Der schwache Arbeitsmarktbericht stoppte den Höhenflug des USD und die zuvor gestiegene Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung im Juni implodierte. Der EUR/USD sprang am Freitag innert wenigen Minuten fast 200 Stellen in die Höhe auf 1.135 und im Gegenzug verlor der USD/CHF von 99.20 auf 97.50. Der EUR/CHF schwächte sich etwas weniger aber und kletterte lediglich von 1.1040 auf 1.1080. Heute Montag kann eine Stabilisierung beobachtet werden.
Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen sackten am Freitag in den USA 15 Basispunkte ab auf 1.70% und ermässigten sich in Deutschland von 0.12% auf 0.07%. In der Schweiz war schon über die Woche eine sinkende Tendenz zu beobachten. Der Wochenschluss lag bei -0.42%, was in diesem Jahr lediglich per Ende Februar mit -0.45% übertroffen wurde.
Opec kann sich nicht auf Förderquoten einigen
Damit konnte Gold als sicherer Hafen wieder auftrumpfen und nachdem der Support bei USD 1200 die Unze getestet worden war, sprang der Kurs am Freitag auf USD 1240 hoch, was einem Wochenplus von 2.3% entsprach. Die Opec hat sich bei ihrem Treffen in Wien nicht auf Förderquoten einigen können. Gleichzeitig meldete die EIA in den USA sinkende Lagerbestände. Der Ölpreis blieb fest und der Future für ein Fass Brent in London notierte kurz über USD 50. Der schwächere USD kompensierte den moderateren Konjunkturausblick und das Barrel Brent schloss über die Woche kaum verändert.
EZB-Entscheid wie erwartet
Die Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) und die Pressekonferenz blieben ohne Überraschungen. Die EZB liess die Zinsen unverändert und kündigte zugleich den Start des Kaufprogramms für Unternehmensanleihen (CSPP) für den 8. Juni an. Ausserdem wurde die Wachstumsprognose für dieses Jahr von 0.1% auf 0.2% angehoben, aber für 2017 beibehalten. Damit wird weiter eine moderate Konjunkturerholung sowie eine höhere Inflationsrate im zweiten Halbjahr erwartet. Der EZB-Rat bleibt im Wartemodus, wobei Präsident Mario Draghi die Tür offen gelassen hat für mögliche weitere Massnahmen.
Der schwache Arbeitsmarktbericht hat für Nervosität gesorgt und der sich verbessernden Stimmung einen Dämpfer versetzt. Die Konjunktur in den USA entwickelt sich zwar besser als in den meisten übrigen Regionen der Welt, aber Fahrt aufnehmen kann die Lokomotive auch nicht. Zuvor schien sich gerade an den US-Börsen die Feder für einen Sprung nach oben zu spannen, aber nun dürfte sich etwas Ernüchterung breit machen und die Konsolidierung im breiten Seitwärtsband in den kommenden Wochen das wahrscheinlichste Szenario sein.
Möglicher «Brexit» im Fokus
In Europa bleiben die Augen auf Grossbritanien gerichtet. Von einem „Brexit“ profitieren könnte Compass, welche der Leader bei Catering ist, von Outsourcing-Potential profitiert und wegen der globalen Aufstellung von weiteren Umschichtungen von UK-Investoren profitieren würde. Allerdings müsste man die GBP-Position beobachten und allenfalls hedgen.
Ansonsten bleiben wir auf der Seitenlinie oder würden bei Zukäufen Firmen mit strukturellem Wachstum bevorzugen, auch wenn diese meist mit einer Prämie bewertet sind. Darunter fällt Essilor, welche bei Brillengläsern global führend ist das Potential hat, das EPS über die kommenden Jahre pro Jahr im zweistelligen Bereich steigern zu können. (IHAG/mc)