IHAG-Kommentar: Börsen klettern entgegen der vorsichtigen Stimmung
Zürich – Ohne grosse News kletterten die Börsen letzte Woche entgegen dem verhaltenen Marktsentiment weiter. Der S&P 500 gewann über die Woche 2.3%, der Euro Stoxx 50 3.9% und der SMI 3.7%. In der Schweiz wurden bei Roche gute Studiendaten zum Nachfolgeprodukte des momentanen Blockbuster Rituxan positiv aufgenommen. Roche stieg über die Woche 6.6%. Auch das zweitägige Analystenmeeting von Nestlé (+2%) wurde honoriert.
Bei den Zinsen haben Mitglieder des FED auf eine baldige Zinserhöhung hingewiesen, was seit einer Woche eingepreist wird. Eine „falkenartige“ Rede von US-Notenbankchefin Janet Yellen am Freitagabend untermauert dies. Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen konsolidierten in den USA bei 1.85%, sanken aber in Deutschland und der Schweiz ein paar Basispunkte auf 0.14%, respektive -0.30%.
Beim USD ergab sich ein ähnliches Bild wie bei den Zinsen. Der USD/CHF stagnierte bei 99 Rappen. EUR/USD ist nach dem letzten Sprint über 1.16 anfangs Mai nun bis auf 1.11 zurückgeglitten. Hier scheint sich nun eine Konsolidierung abzuzeichnen. Der EUR/CHF ging mit 1.1050 kaum verändert aus der Handelswoche.
Brent kurzzeitig über 50 USD
Am Donnerstag notierte der Futures pro Barrel Brent kurz über USD 50, fiel aber am Freitag wieder darunter. Auf Wochenfrist ergibt sich eine Konsolidierung. Der seit Mitte Januar begonnene Aufwärtskanal bleibt charttechnisch intakt, solange USD 43.50 nicht unterschritten wird. Ein anderes Bild ergibt sich beim Gold, wo die Unze von USD 1300 anfangs Mai nun gegen den Support des seit Februar geltenden Seitwärtskanals bei USD 1200 absinkt. Mit USD 1214 im London Fixing bleibt der Test noch aus.
Ohne grosse News hat sich das extrem tiefe Bullish-Sentiment in fast täglich steigenden Aktien-Indices entladen. Positiv war die Einigung der Euro-Staaten und des IMF mit Griechenland. Damit bekommen die Griechen im Juni eine frische Kredittranche von EUR 10.3 Mrd. und es wurde, im Gegensatz zu früheren Verhandlungen, nicht bis zur letzten Minute gewartet. Das Verschuldungsproblem der Griechen von EUR 311 Mrd. (177% des BIP) bleibt aber ungelöst, die Probleme werden nach hinten verschoben. Der IMF pocht auf Schuldenerleichterung, die EU-Politiker wollen dies aufschieben. Dem DAX geholfen haben ein sich erholender Ifo-Index in Deutschland sowie der schwache Euro.
G7-Gipfel als Festival der Langeweile
Der G7-Gipfel der Staats- und Regierungschefs in Japan war ein Festival der Langeweile. Mit grossem Aufwand konnte Kanzlerin Merkel das Flüchtlingsthema auf die Tagesordnung setzen. Japan ist bereit, 150 syrische Studenten aufzunehmen. Die aufwendig inszenierten Gipfel sind immer ein Medienereignis, produzieren aber selten Ergebnisse. Dafür mundeten wohl die legendären „Ise Ebi“ (Krebse der Region Ise).
Die Marktkommentatoren sind gespalten. Das Bullish-Sentiment ist gemäss dem viel beachteten AAII Sentiment Indikator mit 18% noch tiefer als nach der Finanzkrise. Viele Investoren warten auf eine Korrektur. Falls diese nicht kommt, braucht es aber nicht viel für eine Deckung der Shorts und weiter steigende Aktienkurse. Allerdings fehlen die Triggers. Geholfen und gestützt hat bisher der starke Charttrend der Kurserholung beim Öl, wogegen andere Rohstoffe (Silber, Gold, Kupfer, etc.) nur eine kurze Kurserholung realisierten und nun bereits wieder zurückfallen. Wir bleiben vorsichtig, warten ab und würden nur bei Einzelsituationen zukaufen.
Roche im Fokus
Die Pharmawerte sind mit den US-Wahlen in Sippenhaft unter die Räder gekommen und beginnen sich zu erholen. Bei Roche haben wir mehrmals auf die gute Pipeline hingewiesen. Nun wurden überraschend früher als erwartet gute Resultate für Gazyva publiziert, wonach ein erhöhtes progressionsfreies Überleben bei Leukämie im Vergleich zum bisherigen Roche Medikament Rituxan beobachtet werden konnte. Damit könnte Gazyva den bisherigen, von Patentverfall durch Biosimilars (Novartis ist hier in den Startlöchern) bedrohten Blockbuster ablösen. Es wird noch spannend mit dem kommenden ASCO-Meeting, wo wir weitere positive Nachrichten zu diversen Studien gegen Krebs mit dem neuen Wirkmechanismus PD-L1 erwarten. Roche bleibt unser Favorit bei den europäischen Pharmawerten.
Der Dividendenabgang von Partners Group (2.8% Rendite) war der Startschuss zu einem Kursrally. Die Aktie ist bei einem P/E von 26x optisch teuer, aber das günstige Umfeld dürfte ein zweistelliges, vorhersehbares Gewinnwachstum ermöglichen. Solche Titel sind rar und bleiben gesucht. Weiterhin kaufen. (IHAG/frp/mc/ps)