Zürich – Die Aktienmärkte nahmen in der letzten Woche wieder Fahrt auf. Positive Wirtschaftsnachrichten aus den USA und China sowie gute Unternehmensresultate aus Europa hellten die Stimmung auf. Der S&P500 gewann 2.2% und befindet sich nur noch 10 Punkte unter dem Höchst aus dem Jahre 2007. Der Dax durchbrach am Freitag kurz die Marke von 8‘000, schloss aber leicht darunter. Über die Woche resultierte ein Plus von hohen 3.6%. Auch der bereits gut gelaufene SMI gewann 1.9%, weil unter anderem die Finanzwerte wieder gesucht waren.
In Europa verzichtete die EZB auf eine Zinssenkung. Dies und starke US-Wirtschaftsnachrichten (z.B. Arbeitsmarkt) sorgten für einen anhaltend starken USD. Der EUR/CHF entfernte sich wieder von der Marke bei 1.20 und schloss bei 1.24. Entsprechend notierte der USD bei 0.95 Rappen, dem höchsten Stand seit letztem September. Die Zinsen machten vor allem in den USA einen Satz nach oben und die zehnjährige Referenzanleihe beendete die Woche bei 2.06%. Wie gehen allerdings nur noch von einem geringen zusätzlichen Zinssteigerungspotential aus, weil die US-Notenbank die kurz Sätze noch lange tief halten wird und gleichzeitig Anleihen kauft.
Ölmarkt: Keine Engpässe nach Chávez› Tod befürchtet
Bei den Rohstoffen bewegte sich der Ölpreis in der letzten Woche seitwärts. Wir denken nicht, dass der Tod von Chavez zu Versorgungsengpässen auf dem amerikanischen Ölmarkt führen wird. Der Goldpreis kommt nach wie vor nicht vom Fleck. Immer mehr Finanzinvestoren kehren dem gelben Edelmetall den Rücken zu. Es wurde bekannt, dass alleine im Februar über 100 Tonnen Gold aus ETP’s abgezogen wurde. Diese Umschichtungen dürften mit dem steigenden Risikoappetit der Investoren zu tun haben. Während die Kapitalflüsse schwierig zu prognostizieren sind, bleiben die positiven Faktoren fürs Gold wie negative Realzinsen, Inflationsgefahren durch QE und die physische Nachfrage aus China intakt. Positiv ist auch, dass vor allem asiatische Notenbanken weiterhin auf der Käuferseite sind.
Hausse an Aktienbörsen will nicht abbrechen
Allen Unkenrufen zum Trotz will die Hausse an Aktienbörsen nicht abbrechen. Risikofaktoren wie der Sequester oder die Wahlen in Italien wurden wegesteckt. Diese Woche steht auf dem EU-Gipfel unter anderem Zypern auf der Agenda der Politiker. Nach wie vor ist die Frage offen wie weit sich Anleger an der anstehenden Rettung der zyprischen Banken beteiligen müssen. Ein weiterer Risikofaktor ist die Zukunft des Quantiative Easing in den USA. Es ist unklar wie lange die Notenbank ihre Bondkäufe fortsetzen wird und entsprechend nervös reagieren die Börsen jeweils auf Meldungen zu diesem Thema. Wir denken, dass eine Fortsetzung bis Ende Jahr möglich ist. Der US-Arbeitsmarkt ist noch lange nicht wirklich gesund, auch wenn im Februar 236‘00 Stellen geschaffen wurden. Die Notenbank wird über die nächsten Monate eine Bestätigung abwarten. Zudem drohen durch den Sequester Jobverluste in der Höhe von 700‘000, unter anderem in der Rüstungsindustrie. Gleichzeitig sehen wir kaum Inflationsgefahren.
«Sell in May and go away» auch heuer gültig?
In Europa bleibt zwar das Italien-Risiko, aber Länder wie Spanien und Portugal haben Fortschritte gemacht und die Konjunktur ist sich in Deutschland am verbessern. Die Wahrscheinlichkeit einer erneuten drastischen Eskalation der Eurokrise wie im letzten Mai ist relativ gering. Wir sehen deshalb ein Nachholbedarf bei den europäischen Aktienmärkten im März bis in den April hinein. Ab Mitte April muss die Lage neu betrachtet werden, denn das Thema „Sell in May and go away“ könnte auch dieses Jahr wieder Gültigkeit erlangen. Diese Regel bewahrheitete sich bekanntlich in den beiden letzten Jahren. Der Markt kann in den nächsten Tagen eine Verschnaufpause machen, aber eine grössere Korrektur ist wenig wahrscheinlich. Wir beobachten laufend Sektorrotationen, die das Abwärtsrisiko reduzieren.
Roche im Fokus
Bei den Einzeltiteln gefallen uns die Aktien von Roche. Die Gesellschaft verzeichnete in der letzten Woche den Dividendenabgang und wir denken, dass dieser schnell wieder wettgemacht wird. In Deutschland gehört Linde zu unseren Favoriten. Die Gastechnologiefirma ist ein defensiver Wachstumswert mit einem Umsatzanteil von fast 30% in Emerging Markets wie China oder Indien. Weiter ist Linde einer der Profiteure vom Schiefergasboom in den USA, der noch Jahre anhalten wird. Linde baut LNG-Terminals und Anlagen zur Umwandlung von Gas in Benzin. (IHAG/wum/mc/ps)