IHAG-Kommentar: Börsen mit Rückschlag, volatiler Seitwärtstrend erwartet
Zürich – Die letzte Börsenwoche gestaltete sich schwierig, denn die meisten Indizes mussten Federn lassen. Hauptgrund war die Angst vor einem Ausufern des Handelskonflikts der USA mit China. Der S&P500 verlor 0.9% und der Dow Jones 2%.
Kaum besser sah es in Europa aus, wo der Euro Stoxx 50 1.8% einbüsste. Der Dax brach sogar um über 3% ein. Auf der Verliererseite standen unter anderem die Aktien von Volkswagen (-7.2% über die Woche), nachdem Audi-Chef Stadler wegen Verdunkelungsgefahr im Dieselskandal verhaftet wurde.
Der SMI hielt sich ausnahmsweise besser. Dank den defensiven Werten Roche, Swisscom und Nestlé verlor der SMI ledigleich 0.3%.
Bei den Währungen zeigte der Euro teilweise Lebenszeichen und der Abwärtstrend scheint vorerst gestoppt. Geholfen hat ein besser als erwarteter Einkaufsmanager-Index des Dienstleistungssektors im Juni. Der EUR/CHF fiel weiter und schloss nur knapp über der Marke von 1.15. Im gegenwärtigen Umfeld suchen die Investoren wieder den CHF als sicheren Hafen. Ein Dollar kostete per Wochenschluss etwa 99 Rappen.
Die zehnjährigen Zinsen kamen in den USA etwas zurück und schlossen bei 2.89%. In Deutschland rentieren die Zehnjährigen noch 0.33%, nach 0.4% vor einer Woche. Insgesamt bremst die Angst vor einem Handelskrieg den Aufwärtstrend bei den Zinsen etwas.
Opec+ plant Fördererhöhung
Im Ölmarkt stand das Opec-Meeting im Zentrum des Interesses. Die Ölminister planen eine Erhöhung der Förderquote um 1 Mio. bbl/Tag und tragen damit den Ausfällen von Venezuela, dem Iran und Libyen Rechnung. Allerdings ist nicht ganz klar, wer wieviel mehr fördern wird und ob schliesslich tatsächlich 1 Mio. bbl/Tag mehr gepumpt wird. Insgesamt dürfte dies nicht reichen um die Ausfälle aus den genannten Ländern zu kompensieren, die auf über 2 Mio. bbl/Tag geschätzt werden. Zusammen mit den Kapazitätsengpässen bei US-Schieferöl lässt sich schliessen, dass der Ölpreis über den Sommer kaum zurückgehen wird. Der Goldpreis bleibt eine Enttäuschung und damit im Abwärtstrend. Nicht gut getan hat dem Edelmetall die Zinserhöhung in den USA und die Aussichten auf weitere.
Die Börsen befinden sich Spannungsfeld zwischen einer guten Wirtschaftslage und dem Handelskonflikt. Vor allem in den USA hat die Wirtschaft ein hohes Momentum, das noch einige Zeit anhalten dürfte. In Europa hat die Dynamik zwar nachgelassen, ein Einbruch droht aber nicht. In diesem Umfeld sollten die Unternehmen gute Gewinnzahlen ausweisen können. Daneben wirkt das hohe Volumen an Aktienrückkäufen in USA als Stütze. Weiter positiv ist das anhaltende Übernahmefieber. Dies beispielsweise im Mediensektor, wo Walt Disney das Angebot für Fox erhöht hat. Aber auch im Nachrungsmittelsektor bahnen sich neue Übernahmen an. Hier führt Conagra Brands Gespräche mit Pinnacle Foods und anscheinend hat Kraft Interesse an Campbell Soup. Auf der negativen Seite belastete eine Gewinnwarnung von Daimler den gesamten europäischen Autosektor.
Auf der anderen Seite steht der Handelskonflikt der USA mit den Chinesen. Nachdem Präsident Trump auf weiteren USD 200 Mrd. Zölle von 10% androhte und die Übernahme von US-Firmen durch Chinesische erschweren will, befürchten immer mehr Marktteilnehmer, dass der Handelskonflikt ausartet oder sich zumindest nicht schnell lösen lässt. Theoretisch wäre eine Lösung bis zum 6. Juli immer noch möglich, aber die Interessen liegen wohl zu weit auseinander. In diesem Umfeld dürften die Börsen weiterhin Mühe bekunden und ein volatiler Seitwärtstrend ist wahrscheinlich. Der Dax befindet sich etwa in der Mitte seines nun schon länger andauernden Tradingbereichs und könnte noch bis auf 12’000 Punkte fallen. Kurzfristig sollten Erholungen in den Börsen immer noch verkauft werden.
Kroger und Ölwerte im Fokus
Bei den Einzeltiteln fallen die Aktien von Kroger auf. Der Einzelhändler aus den USA konnte im letzten Quartal zum wiederholten Male positiv überraschen und trotzt mit Innvoation der Konkurrenz aus dem Internet. Das Short-Interesse in dieser Aktie ist immer noch relativ hoch und wir denken, dass Kroger sich weiter erholen kann.
Öl-Aktien dürften ein Thema bleiben. Interessant erscheinen die grossen Europäer Eni, Royal Dutch und Total, aber auch kleinere Amerikaner wie EOG Resources und Hess. (IHAG/mc/ps)