IHAG-Kommentar: Börsen mit schlechter Woche, weiterhin vorsichtig und defensiv agieren
Zürich – Die Nerven der Investoren wurden auch in der letzten Woche strapaziert. Die Börsen starteten zwar euphorisch in die Woche, nachdem die USA und China am G-20 Treffen einen Waffenstillstand verkündeten. Die Freude war aber nur von kurzer Dauer und die Korrektur setzte sich im Wochenverlauf fort. Gründe waren die Angst vor einer Rezession und die Verhaftung der Finanzchefin von Huawei, die beschuldigt wird, Geschäfte mit dem Iran gemacht zu haben. Insgesamt korrigierte der S&P500 über die Woche 4.6%. In Europa verloren der Euro Stoxx 50 3.6% und der Dax 4.2%. Der SMI ging aufgrund seines defensiven Charakters mit 3.3% etwas weniger zurück.
Bei den Währungen hielt die USD-Stärke an und der CHF blieb gesucht. Ein Dollar kostete per Wochenschluss etwas weniger als einen Franken.
Die Zinsen befinden sich weiter im Rückwärtsgang. Dazu trägt auch der tiefere Ölpreis bei, der die Inflation senkt. In den USA fiel die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen etwa 14 Basispunkte auf 2.85%. Damit sind die Zinsen wieder auf dem Stand vom Sommer. Diese Woche könnte ein hohes Emissionsvolumen an neuen Bonds den Zinsrückgang stoppen. Auch die deutschen Zinsen sanken weiter und notieren mit 0.24% auf einem 52-Wochentiefst. Der zehnjährige Eidgenosse weist eine negative Rendite von 0.15% auf.
Opec drosselt Ölproduktion
Im Ölmarkt beschloss die Opec die Ölproduktion ab dem 1. Quartal 2019 um 1.2 Mio. bbl/Tag zu drosseln. Damit soll das Überangebot eingedämmt werden und sicherlich will man auch eine Situation wie zu Beginn 2016 verhindern, als der Ölpreis bis auf USD 30/bbl einbrach und zu zahlreichen Verwerfungen im Markt führte. Zudem will Kanada seine Ölförderung in Alberta um 325‘000 bbl/Tag senken. Damit sollte sich der Preis wohl auf einem Niveau von USD 65/bbl bis USD 70/bbl einpendeln, was den Wünschen der Opec entsprechen dürfte.
Gold verteuerte sich über die Woche um mehr als 2%. Das gelbe Edelmetall profitiert davon, dass man im Markt mit weniger Zinserhöhungen durch die US-Notenbank rechnet als auch schon.
Zurzeit beschäftigen die Marktteilnehmer vor allem zwei Fragen. Die erste ist der Handelskrieg der USA mit China. Im ausgehandelten Waffenstillstand verzichten die USA auf die Erhöhung der Zölle auf den USD 200 Mrd. Warenimporten von 10% auf 25%, die am 1. Januar 2019 in Kraft getreten wären. Im Gegenzug wollen die Chinesen deutlich mehr Güter aus den USA importieren. Davon dürften sicherlich die Produzenten von Sojabohnen profitieren. Der Waffenstillstand gilt bis zum 1. März 2019. Das lässt nicht viel Zeit für diese komplexen Verhandlungen, betreffen sie doch auch Themen wie Diebstahl von geistigem Eigentum, Staatsförderung der Wirtschaft, staatliche Betriebe und Marktzugang. In unseren Augen wäre es eine Überraschung, wenn man sich bis zum 1. März einigen könnte. Die Gefahr ist gross, dass uns dieser Konflikt noch lange begleitet.
Mögliche Rezession in den USA
Das zweite Thema ist die wirtschaftliche Abschwächung bzw. eine mögliche Rezession in den USA. Durch den Zinsrückgang am langen Ende ist die US-Zinskurve deutlich flacher geworden und sie könnte im Zuge von weiteren Zinserhöhungen bald eine inverse Struktur annehmen. Eine solche war in der Vergangenheit meistens ein zuverlässiger vorlaufender Indikator für eine Rezession. Ob es diesmal auch so kommt, muss abgewartet werden. Wir gehen nicht davon aus. Erstens ist die Zinskurve noch nicht invers, es besteht immer noch ein Abstand von 46 Basispunkten zwischen den 10-Jahres und 3-Monatszinsen. Zweitens kommt eine Rezession nicht dann, wenn alle davon sprechen, sondern unerwartet. Dies war beispielweise in den beiden letzten Rezessionen der Fall. Die Börsen haben aber bereits mit Kurseinbussen darauf reagiert und zyklische Aktien dürften zumindest eine milde Rezession bereits einpreisen.
Für den Investor heisst das abwarten bis sich die Lage beruhigt. Eine vorsichtige und defensive Haltung ist weiterhin angebracht und wir empfehlen nach wie vor Cash-Bestände zu halten. (IHAG/wum/mc/ps)