IHAG-Kommentar: Börsenwoche mit Korrektur

Symbolbild IHAG Privatbank

Zürich – Nach der starken Erholung im Oktober kam es an den Börsen zu einer Korrektur. Über die Woche verloren der DAX und der SMI je 2.5%. Die USA waren noch während den Terroranschlägen in Paris offen und der S&P 500 korrigierte 3.6%. Zwei Tage hintereinander mit einem Rückgang von mehr als 1% konnte man in den USA schon lange nicht mehr beobachten.

Auch bei den Zinsen kam der Anstieg zum Erliegen. Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen in den USA bewegten sich seitwärts, sanken aber am Freitag auf 2.29%. In Europa geht man für anfangs Dezember von weiteren Massnahmen zur Lockerung aus und die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe sank in Deutschland rund 10 Basispunkte auf 0.56%. In der Schweiz verharrte der Zins bei -0.30%.

Der USD/CHF konsolidierte bei höherer Volatilität um 1.0040. Laut Händlern wurden auf beiden Seiten Stopps abgeräumt, ohne eine neue Richtung einzuschlagen. Die Tendenz des FED zu höheren Zinsen in den USA bei gleichzeitig expansiver EZB führt im Konsens zu einem schwachen Euro. Allerdings hat der Sinkflug des EUR/USD in der letzten Woche nun eine Pause bei 1.0750 eingelegt. Wenn bereits die meisten Marktteilnehmer positioniert sind, kann es unerwartet zu einer Richtungsänderung kommen. Der EUR/CHF wird weiterhin in einem engen Band bei 1.08 gehalten.

Goldpreis wieder unter 1100 USD
Der Goldpreis ist am Freitag auf USD 1082 pro Unze gesunken. Dies entspricht dem Niveau vom letzten grösseren Einbruch von Mitte Juli, von wo es dann zu einer Gegenbewegung kam. Gut möglich, dass sich Gold auch jetzt in einem überverkauften Bereich befindet. Die Terroranschläge helfen kurz als Flucht in Sicherheit. Fast alle Rohstoffe sanken weiter, so auch der Ölpreis. WTI in Texas sank unter USD 41 pro Fass und Brent in Europa auf USD 44. Damit liegt der Ölpreis 50% unter dem Niveau von 2010 und man fragt sich, wer da noch Gewinn macht. Aus Sicht der Förderer in Schwellenländern mit schwacher Währung sieht es allerdings ganz anders aus. In Rubel notiert der Ölpreis über 5 Jahre gesehen z.B. sogar 12% im Plus. Somit lohnt es sich für die Russen weiterhin, so viel wie möglich aus dem Boden zu pumpen. Ähnlich beim Kupfer, welches in USD sinkt und sinkt, aber aus Sicht einer chilenischen Mine in chilenischen Pesos seit 5 Jahren noch an einem unteren Seitwärtsband notiert. Somit bleibt das Angebot bei den meisten Rohstoffen hoch und trifft auf eine flaue globale Nachfrage.

Die OECD senkte die Wachstumsaussichten: Neu wird global ein BIP-Wachstum 2015 von 2.9% statt bisher 3.0% und 2016 von 3.3% statt 3.6% erwartet. In Europa ist gemäss einer ersten Schätzung von Eurostat das BIP im 3. Quartal um 0.3% gegenüber dem Vorquartal gestiegen. Über 12 Monate bedeutet dies ein Wachstum von 1.6%. Ein Lichtblick ist in Europa Spanien, wo das BIP keine Ermüdung zeigt und im letzten Quartal 0.8% stieg. Auch werden dort weiter neue Stellen geschaffen. Insgesamt ist in den meisten Regionen eine moderate Entwicklung der Wirtschaft zu beobachten. Sie bleibt aber kraftlos und anfällig. Dies spiegelt sich auch in der nun zu Ende gehenden Berichtesaison, wo die meisten Unternehmen eine passable Entwicklung vorweisen konnten, aber nur einen moderaten Ausblick wagten und auf die hohen Währungsschwankungen verwiesen.

Portugal verunsichert
Politisch gab es in Europa ein paar negative Faktoren, welche verunsichern. Portugal will sich mit der neuen Linksregierung wie in Griechenland von der bisherigen Austeritätspolitik abwenden. Auch Griechenland selbst muss Forderungen der Geldgeber erfüllen und die Rekapitalisierung der Banken gelang am Wochenende noch nicht.

Am Freitag Abend nach Börsenschluss in Europa hat der Krieg mit den massiven Terroranschlägen und vielen Toten in Paris nun auch Europa erreicht. Dies macht uns mehr betroffen, als Bilder mit Toten aus fernen Kriegsgebieten. Das Leben muss aber weiter gehen und die Börsen werden wohl nüchtern reagieren. Historisch gesehen gab es bisher bei solchen Terrorakten jeweils nur einen kurzen Rücksetzer, was auch diesmal erwartet werden kann. Auf ein paar Wochen gesehen ergeben sich nach der Korrektur eher Kaufgelegenheiten.

HeidelbergCement und Deutsche Wohnen im Fokus
Gut läuft es HeidelbergCement, welche im Hauptmarkt Nordamerika stark positioniert sind und dort von einem Aufschwung im Zyklus profitieren. In Indonesien, einem anderer wichtigen Markt, konnte die hohe Marge gehalten werden und im Oktober kam es dort zu einer anziehenden Nachfrage nach Zement. Im 3. Quartal konnte HeidelbergCement die Marge weiter steigern und musste keine a.o. Effekte ausweisen. Es zeichnet sich zunehmend ab, dass die zuerst skeptisch aufgenommene Übernahme von Italcementi dank der grossen Erfahrung bei Integrationen schnell zum Erfolg geführt werden kann. Nach einer Unternehmenspräsentation können wir die Aktie klar zum Kauf empfehlen, zumal die Bewertung angesichts des starken erwarteten EPS-Wachstums günstig bewertet ist (siehe auch Bericht im Marketwatch vom 9. November).

Interessant ist Deutsche Wohnen, die Nummer 2 bei Wohnimmobilien in Deutschland. Selber sehr gut unterwegs, liegt seit ein paar Wochen ein Übernahmeangebot der Nummer 1 Vonovia bei EUR 26 vor. Der CEO von Deutsche Wohnen wehrt sich aber vehement, weshalb der Aktienkurs auf EUR 24 zurückkam. Der Investor kann hier Zukaufen und abwarten. Entweder Vonovia legt ein höheres Angebot vor oder zieht sich zurück. Im letzten Fall hält der Investor aber eine solide Aktie, welche durch steigenden NAV (aktuell bei EUR 20.8) mittelfristig auch alleine ein weiteres Kurspotential aufweist. (IHAG/frp/mc/ps)

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