IHAG-Kommentar: Bondkrise auch in Deutschland angekommen

IHAG-Kommentar: Bondkrise auch in Deutschland angekommen

Zürich – Mit einem Verlust von nahezu 5% erlebten die US-Börsen die schlechteste Thanksgiving-Wochenperformance seit 1932. Die Gründe dafür waren aber weniger in den USA zu suchen, sondern vielmehr in Europa, wo sich der Stoxx 50 und der Dax um 4.4% resp. 5.3% verbilligten. In Deutschland wurde in Sachen Bondverkäufen ein neues Kapital aufgeschlagen. Erstmals konnte der Musterschüler in Europa eine Bondemission nicht vollständig am Markt platzieren. Dies muss als eine grosse Enttäuschung gewertet werden und zeigt, dass die Bondkrise nun auch in Deutschland angekommen ist. Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen stiegen entsprechend von unter 2% auf 2.3%.

Das Fortschreiten der Vertrauenskrise in Europa äusserte sich in einem weiteren Zerfall der Einheitswährung. Der EUR/USD verlor innert Wochenfrist 1.9% und schloss bei 1.33. Da der EUR/CHF seitwärts tendierte, resultierte ein um fast 2% stärker US-Dollar. Wir gehen davon aus, dass der Trend schwächerer Euro und stärkerer USD weitergeht. Auf der Rohstoffseite ging der Ölpreis leicht um 1.6% auf USD 107.8/bbl zurück. Die neuesten Daten zeigen aber, dass die Nachfrage aus China sehr hoch bleibt. Wir rechnen nicht damit, dass der Ölpreis nachhaltig unter USD 100/bbl fällt. Gold litt unter dem stärkeren USD und verlor innert Wochenfrist fast 2%.

Wahrscheinlichkeit für starke Rezession in Europa steigt
Zum Ausblick: Mittelfristig dürfte die Lage an den Aktienmärkten schwierig bleiben, solange sich die EU nicht zu einer nachhaltigen Lösung der Schuldenkrise durchringen kann. Vor allem Deutschland stellt sich vehement gegen ein Eingreifen der EZB zur Stabilisierung der Bondmärkte für Staatsanleihen. In der Zwischenzeit nimmt die Vertrauenskrise zusehends grössere Ausmasse an und die Wahrscheinlichkeit für eine starke Rezession in Europa im 1. Quartal steigt. Erste Prognostiker erwarten bereits eine BIP-Kontraktion von 1% in Europa im 1. Quartal. Besser sieht es dagegen in den USA aus. Der Privatkonsum gewinnt etwas an Schwung und die „Black Friday“ Verkäufe stiegen um hohe 6.6% auf USD 11.4 Mrd, nach schwachen 0.3% im letzten Jahr.

Chance auf kurzfristige Gegenbewegung
Während die mittelfristigen Börsenaussichten sehr unsicher sind, besteht die Chance auf eine kurzfristige Gegenbewegung. Die Märkte sind stark überverkauft und das Sentiment gegenüber Dividendenpapieren ist schlecht. Wir empfehlen tradingorientierten Anlegern den Rebound mit qualitativ guten Aktien, die stark korrigiert haben, zu nutzen. Interessant erscheinen beispielsweise die Titel von Continental. Die Firma meldete gute Zahlen und der globale Automarkt dürfte auch im nächsten Jahr weiter wachsen. Conti ist mit einem P/E 2012 von unter 6x sehr günstig bewertet. In den USA gefällt uns Baker Hughes. Die Aktie dieser aussichtsreichen Ölservice-Gesellschaft hat alleine im November 20% verloren und ist nun bereit für einen Rebound. (IHAG Privatbank/wum/mc/ps)

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