IHAG-Kommentar: China belastet zum zweiten Mal innert Wochen

IHAG-Kommentar: China belastet zum zweiten Mal innert Wochen

Zürich – Zum zweiten Mal innert einem Monat belasteten Nachrichten aus China die Börsen. Die überraschende Abwertung des chinesischen Yuan durch die Peoples Bank of China sorgte am Dienstag und auch Mittwoch für grossen Druck an den Aktienmärkten, hauptsächlich via Futures und ETF’s. Die Verunsicherung über den Konjunkturverlauf in China und die Auswirkungen für europäische Exporteure setzte diversen Titeln zu (BMW, Daimler, Swatch verloren rund 8%).

Der Euro Stoxx 50 gab über die Woche 4.0% und der Dax 4.4% nach. Der SMI konnte sich mit -0.7% dank einem Erleichterungsrally bei Nestlé nach robuster als befürchteten Semesterzahlen klar besser in Szene setzen. Auch die Amerikaner blieben cool und der S&P 500 schloss dank einem positiven Freitag sogar mit 0.7% im Plus.

Zu den Profiteuren der neuen China-Ängste gehörten auch Staatsanleihen mit steigenden Kursen und sinkenden Renditen. In den USA fiel die Rendite zehnjähriger Staatsbonds von 2.20% kurz auf 2.05%. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel in Deutschland auf 0.60%. Aussagen aus China, wonach die Korrektur im Yuan nun vorerst beendet sei, beruhigten die Gemüter und die Zinsen erholten sich in den USA wieder auf 2.20%. In der Schweiz waren die Ausschläge geringer und die Rendite der zehnjährigen Eidgenossen sank leicht auf -0.16%.

Zinswende  in USA doch erst im kommenden Jahr?
Als Folge der chinesischen Abwertung könnte sich die in Amerika erwartete Zinswende bis ins nächste Jahr verzögern. Daher brach der USD/CHF seinen Anstieg Richtung Parität ab und schloss bei 97.6 Rappen 1% tiefer. Der EUR/USD erstarkte auf 1.11, da das Hilfspaket für die Griechen fast unterschriftsreif entwickelt wurde. Der EUR/CHF scheint nun vorerst bei 1.0850 halt zu machen. Die Abwertung der chinesischen Währung ist ein gewollter Schritt auf dem langen Weg hin zur Liberalisierung des Finanzmarktes, welche seit einiger Zeit  auf der Agenda der chinesischen Regierung steht. Dies sollte nicht beunruhigen.

Der Goldpreis versucht gegen oben auszubrechen. Die Unze avancierte über die Woche von USD 1090 bis auf USD 1123, kam dann aber am Freitag auf USD 1115 zurück. Übers Wochenende meldete China, dass ihre Goldreserven im letzten Monat leicht aufgestockt wurden. Damit bleibt der Rebound intakt. Der Öl-Ausstoss der Opec erreichte den höchsten Stand seit 3 Jahren, da Iran jetzt auch wieder exportiert, was sofort auf den Preis des schwarzen Goldes drückte. Der Ölpreis sank in den USA weiter bis auf USD 42.70 pro Fass WTI. In Europa blieb er unter USD 49 pro Fass Brent. Ein Rebound ist nicht in Sicht.

Die Weltwirtschaft wächst zwar nur verhalten, aber sie wächst. Auch im Jahr 2015 wird China schneller als die meisten anderen Schwellenländer und alle Industrienationen wachsen, allerdings weniger als bisher. Die Wachstumsverlangsamung ist ein absehbarer Prozess und die neue Normalität. Das BIP in Europa ist im 2. Quartal mit 0.3% nun schon zum neunten Mal in Reihe positiv und der Aufschwung hat sich in fast allen Mitgliedstaaten fortgesetzt. V.a. Spanien entwickelte sich mit +1.0% dynamisch und Deutschland mit +0.4% robust. Tiefe Preise bei den Rohstoffen (Öl, Metalle) helfen den Margen und freuen die Konsumenten.

Erneut aufkeimende Sorgen um den Zustand von Chinas Wirtschaft
Nach dem überraschenden Schritt der chinesischen Notenbank, welche den Referenzkurs des Yuans zum Dollar um 3% senkte, kamen bei den Investoren wieder Sorgen um den Zustand von Chinas Wirtschaft hoch. Das belastete vor allem Exportwerte wie die Autobauer in Deutschland oder die Luxusgüterkonzerne in Frankreich, Italien und der Schweiz. Im Dax rutschten die Aktien von VW, BMW, dem Autozulieferer Continental und Daimler mehrere Prozente ab. Dies scheint doch etwas übertrieben, aber diverse Aktien und auch Indices, wie der DAX, befinden sich gefährlich nahe bei charttechnischen Supports, welche halten müssen. Es ist möglich, dass diese in einem kurzen Sell-off fallen, aber die Wahrscheinlichkeit einer Abwärtsspirale scheint geringer als ein Rebound. Am Freitag haben sich die US-Börsen bei geringem Volumen positiv entwickelt. Dies lässt einen positiven Wochenstart in Europa erwarten. Zudem scheint das Hilfspaket für Griechenland vor dem Abschluss, was stabilisierend wirkt.

Im grossen Bild tendieren die Börsen weiterhin in einem volatilen Seitwärtsband. Dies braucht bei Zukäufen am unteren Ende Nerven, sollte sich aber lohnen. Für den mutigen Investor ergeben sich daher Kaufgelegenheiten bei den überverkauften Werten Richemont, Swatch und Autowerten wie Daimler. Aber auch Bayer unter EUR 130 sollte sich mittelfristig auszahlen. Falls der Goldpreis sich weiter erholt, hat die solide Goldminenaktie Newmont Mining (die Produktionskosten für Gold wurden auf USD 880/Unze gesenkt) ein interessantes Erholungspotential. (IHAG/frp/mc/ps)

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