Zürich – Die Euphorie über das jüngste EU-Rettungspaket ist mit der überraschenden Ankündigung eines möglichen Referendums in Griechenland schlagartig verpufft. Ein Kursgewitter entlud sich am Dienstag über den europäischen Aktien und die Indices verloren bis zu 5%, Banken und zyklische Werte markant mehr. Die vermeintliche Beruhigung der Lage mit Zeitgewinn hat sich als Illusion erwiesen und die Erholung der letzten Woche wurde an einem Tag ausradiert.
Am meisten unter die Räder kam der DAX, welcher im Wochenvergleich 6% einbüsste. Der Europe STOXX 50 verlor 3.4%, der S&P 500 2.5% und der SMI 3.3%. Flucht in Sicherheit stand im Vordergrund und die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen sanken wieder global. Der Euro schwächte sich zum USD 3% ab, wohl auch mit der Zinssenkung, und gab anfänglich auch gegenüber dem CHF nach. Allerdings bewirkten die wider Erwarten tiefer ausgewiesenen Devisenreserven der SNB am Freitag eine Abschwächung des CHF. Gold konnte nach anfänglichen Verlusten über die Woche etwas zulegen und die Unze stieg auf USD 1755. Der Ölpreis pendelt seit ein paar Wochen in einem Seitwärtsband von USD 108 bis USD 112 pro Barrel Brent.
Plan B Euro ohne Griechenland andenken
Mit dem Hick-Hack um die Macht in der griechischen Regierung wurden Stimmen laut, dass man sich des eigentlich kleinen Griechenproblems (2% vom Euro GDP) überdrüssig sei, ein Ausscheiden aus der Eurozone zwar schmerzhaft aber sogar positiv sein könnte, weil man dann klare Verhältnisse hätte und sich auf die anderen Patienten konzentrieren könnte. Die Europolitiker mussten den von ihnen bisher gescheuten Plan B Euro ohne Griechenland andenken. Ministerpräsident Papandreou wollte mit dem Referendum als politischer Schachzug Neuwahlen verhindern, welche er wohl verlieren würde und die Griechen mit der Faust im Sack zur Vernunft zwingen. Die Ereignisse überschlugen sich aber und übers Wochenende einigten sich die zerstrittenen Griechen auf eine einheitliche Übergangsregierung, um doch noch EU-Gelder zu erhalten. Papandreou muss aber abtreten und für Februar sind Neuwahlen geplant. Damit beruhigt sich die Lage um Griechenland etwas. Das G-20-Treffen in Cannes stand im Zeichen um das Chaos in Griechenland und auch Berlusconi wurde ermahnt, in Italien mehr und konkretere Sparmassnahmen vorzulegen. Sein Sitz wankt und das globale Interesse richtet sich nun auf Italien.
Lage in Europa dürfte schwierig bleiben
Von Seiten der Berichterstattung zum dritten Quartal gab es bisher weniger Enttäuschungen als befürchtet, aber vorsichtige Ausblicke. Besser als erwartete (oder befürchtete) Abschlüsse vorlegen konnten z.B. die international tätigen Firmen BMW, Fresenius, HeidelbergCement, Metro, Geberit und Swiss Re. Die Realität ist in den düsteren Prognosen einer Rezession (zumindest in Europa) noch nicht angekommen. Die Lage bei den Unternehmen ist soweit noch gut, aber eine Abschwächung wird meist erwartet. Dies wurde mit der Arbeitslosenrate in der Eurozone, welche auf rekordhohe 16.2 Mio. oder 10.2% der Arbeitsbevölkerung (22.6% in Spanien) gestiegen ist, unterlegt. Die Lage in Europa dürfte somit schwierig bleiben und beim Umsatz kaum Wachstum zulassen, wogegen die meisten Firmen mit Effizienzsteigerungen einen möglichen Abschwung abfedern können. Wir denken aber, dass der Rebound bei der günstig bewerteten Metro weiter gehen sollte, was ein risikofähiger Investor nutzen könnte. Ein sicherer Wert in diesen Zeiten ist Fresenius SE, welche als global tätige Firma im Gesundheitswesen einen guten Quartalsabschluss mit erhöhter Guidance vorlegte und wir daher weiterhin zum Kauf empfehlen. Der Titel versucht den Widerstand bei EUR 73 zu knacken. Generell stehen die Ampeln aber auf Orange und wir würden mit Neuengagements zuwarten. (IHAG/mc/hfu)
Plan B Euro ohne Griechenland andenken. Plan B Euro ohne Griechenland andenken.