Zürich – Schwache Industrieproduktion in Deutschland und Frankreich bewirkten seit Beginn der Woche sinkende Börsenkurse. Der Wirbel um die portugiesische Finanzgruppe Espirito Santo hat am Donnerstag an den europäsichen Börsen zu heftigen Abgaben geführt, weil Ängste vor einer neuen Instabilität im Finanzsektor aufkamen. Bankaktien und zyklische Werte gerieten unter die Räder mit teils heftigen Verlusten. Amerika reagierte klar gemässigter. Der S&P 500 verlor über die Woche 0.9%, wogegen der Euro Stoxx 50 und der DAX Verluste von 2.9% respektive 3.4% hinnehmen mussten. Aber auch der defensivere SMI verlor 2.4%.
Sicherheit war wieder gefragt und die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen sanken in den USA 12 Basispunkte auf 2.52%, in Deutschland von 1.265% auf 1.203% und in der Schweiz von 0.66% auf 0.61% auf das Jahrestiefst. In Spanien stieg die Rendite von 2.67% per Montag auf 2.82% am Donnerstag und kam am Freitag wieder auf 2.77% zurück. Somit hielt sich der negative Effekt aus Portugal in Grenzen.
Mit der erhöhten Unsicherheit hätte sich eigentlich der EUR abschwächen sollen, was aber nicht passierte. Der EUR/USD verzeichnete am Donnerstag nur einen leichten Rückgang auf 1.36. Auch der USD/CHF blieb bei 0.892. Der EUR/CHF sank allerdings leicht ans untere Band bei 1.214. Auch der Goldpreis stieg nur leicht von USD 1325 auf USD 1335 die Unze. Der Ölpreis wird von anderen Faktoren bestimmt und sank auf USD 107.50 pro Barrel Brent. Aus dem Irak kamen keine News und Libyen steigerte den Ölexport weiter.
Devisenmarkt gegenüber Problemen in Portugal gelassener
Vor einer Woche schien die Welt noch in Ordnung. Die globale wirtschaftliche Erholung gab zwar gemischte Signale, die Erholung stockte hier und dort (tiefere Industrieproduktion in Europa) und die Aktienindices bedurften nach dem schnellen Anstieg einer Pause. Allerdings drehte das Sentiment schnell und mit heftigen Bewegungen ins Negative. Diverse Aktien und Indices fielen in Europa auf oder gar unter wichtige Unterstützungslinien, was im Zeitalter der Computertrades weitere Abgabe bewirkte. Der Devisenmarkt sah das Problem in Portugal allerdings gelassener.
Es geht um ein intransparentes Geflecht mit Krediten der Espirito Santo International (ESI) und Espirito Santo Financial Group (ESFG), welche 25% an der grössten portugiesischen Bank Banco Espirito Santo (BES) hält. Letztere gewährte der EFSG und ESI Kredite, genau EUR 1.2 Mrd. Da EFSG nun in Zahlungsschwierigkeiten kam, sind diese gefährdet. BES wies per Ende März Eigenkapital von EUR 7.7 Mrd. und ein Core Tier 1 Ratio von 10.1% aus. In einem Statement bezeichnete BES den Kapitalpuffer bei EUR 2.1 Mrd. bis zum Minimum Core Tier 1 Ratio von 8% und auch die Portugiesische Nationalbank versuchte zu beruhigen. Eigentlich sollte ESFG somit weder Portugal und schon gar nicht den EUR zum Einsturz bringen. Aber die Angst oder Beunruhigung vor einem Dominoeffekt und dem unguten Gefühl, dass immer noch Risiken in den Bankbilanzen schlummern, bewirkten starke Abgaben bei Bankaktien, v.a. in der Peripherie. Wir erachten die Wahrscheinlichkeit als gross, dass sich die Situation beruhigen sollte und sehen keinen Dominoeffekt aus Portugal.
Burberry und Bossard überraschen positiv
Es gab aber auch Positives zu vermelden. So konnte die hochpreisige Marke Burberry gute Zahlen mit Gewinnwachstum melden, auch in Asien, trotz negativen Währungseffekten. Darauf sprang der gedrückte Aktienkurs hoch. Allerdings stimmten die Aktionäre einen Tag später gegen die GBP 20 Mio. Lohntüte des CEO. Auch der kleine Schraubenlieferant Bossard, welcher als ein Frühindikator für die Industrie gilt, überraschte positiv mit anziehenden Umsätzen im gebeutelten Europa und einem starken Halbjahresgewinn.
Negative Börsentage sind meist heftig und eliminieren in kurzer Zeit die zuvor mühselig aufgebauten Kursavancen. Nachdem der DAX und auch der S&P 500 auf Höchstkurse gekletterte waren, hatte die Wahrscheinlichkeit einer Korrektur zugenommen. Auch diesmal kippte die Stimmung ohne wirklich klaren Grund und führte zu einem Sommergewitter an den Börsen. Schwache Monatsdaten aus Deutschland und Frankreich und die Entwicklung in Portugal müssen zwar beobachtet werden, aber wir erachten den Ausverkauf bei zyklischen Werten als übertrieben. Allerdings würden wir für Zukäufe erst eine Bodenbildung abwarten. Die Berichtesaison wird neue Impulse geben.
Heineken neu auf der Aktienliste
Konservativere Anleger können den Kauf weniger volatiler Getränkeaktien ins Auge fassen. Wir haben hier Heineken neu auf die Aktienliste genommen, weil die aufgebaute Positionierung in den wachsenden Schwellenländern sowie die interne Kostensenkung Potential für weiteres Gewinnwachstum bieten. Nach einer Kurskorrektur infolge Wachstumspause im 2013, schwenkte der Trend wieder nach oben. (IHAG/frp/mc/ps)