IHAG-Kommentar: Die Börsen konsolidieren in Europa
Zürich – Die Börsen haben in der letzten Woche in Europa in einer überkauften Situation konsolidiert. In den USA zogen die Aktienkurs allerdings am Freitag weiter nach oben und der Dow Jones knackte die wichtige Marke von 14‘000 Punkten, welche nur noch knapp unter dem Allzeithöchst von 2007 liegt. Der breitere S&P 500 stieg über die Woche 0.7%, dagegen verloren der Europe Stoxx 50 0.7% und der SMI 0.5%. Der SMI setzte sich im Januar mit einem Plus von 8.3% ins internationale Spitzenfeld, vor dem S&P 500 (+5.0%), dem Euro Stoxx 50 (+2.5%) und dem DAX (+2.2%). Der SPI Small & Midcap Index vermochten den Blue Chips mit einem Monatsgewinn von eigentlich guten 4.7% aber nicht zu folgen.
Die Stärke des SMI erstaunt doch sehr. Bei näherem Betrachten konnten nur 6 SMI Titel den Index schlagen, darunter CS (+20.8%) und UBS (+10.6%). Die Schwergewichte Roche GS (+9.5%), Novartis (+7.9%) und Nestlé (+7.2%) lagen nahe beieinander. Dies unterstützt die Vermutung, dass viel Geld via Indexprodukte in den SMI floss, teils auch aus Umschichtungen aus Obligationen oder Liquidität.
Handelskrieg mit Abschwächung der eigenen Währung gewinnt an Brisanz
Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen verdauten den seit 6 Wochen dauernden Anstieg vorerst und konsolidierten in der Schweiz und Deutschland, stiegen in den USA aber am Freitag über 2%. Der Euro zog weiter nach oben und erstarkte gegenüber dem USD auf 1.37. Der EUR/CHF gab etwas nach und schloss bei 1.235. Somit schwächte sich der USD weiter ab und näherte sich mit CHF/USD 0.903 der psychologisch wichtigen Marke von 0.90. Das FOMC Meetings brachte keine Impulse. Der bisherige Kurs der Zukäufe von Bonds wird beibehalten, was den USD schwächt. Eine anhaltende Schwäche wird im Pfund registriert, wo CHF/GBP zuletzt bei 1.42 gehandelt wurde. Auch die von der japanischen Regierung gewünschte Abschwächung des Yen ging weiter und der USD/JPY stieg auf 92.5. Insgesamt sind die Währungen somit in Bewegung und der Handelskrieg mit Abschwächung der eigenen Währung zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit gewinnt an Brisanz.
Ölpreis klettert in kleinen Schritten, aber stetig nach oben
Bei den Edelmetallen wurde ein Rebound versucht, welcher aber scheiterte. Gold stieg am Mittwoch mit den auf den ersten Blick schwachen BIP-Daten in den USA kurz auf USD 1680 die Unze, fiel dann aber nach einem Tag wieder auf das Niveau von USD 1670 zurück. Der Ölpreis kletterte in kleinen Schritten, dafür stetig nach oben und das Fass Brent schloss bei USD 115. Der Raketenangriff Israels auf ein Ziel in Syrien sowie der schwache USD können als Erklärung angeführt werden.
Genügend Gründe für Gewinnmitnahmen
Es gäbe genügend Gründe für Gewinnmitnahmen an den Aktienmärkten. Mit dem Abschuss einer Rakete Israels nach Syrien könnte die Situation im Nahen Osten eskalieren. In Europa scheint es Konsens zu sein, dass das Schlimmste vorüber sei, was das Börsenrally der letzten Monate unterstützte. Allerdings dürfte die Konjunktur auf tiefem Niveau verharren, denn ein realer Aufschwung zeichnet sich nicht ab. Am besten steht bekanntlich Deutschland da, wo die saisonal adjustierte Arbeitslosenrate mit 6.8% auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren fiel. Allerdings lassen sich die seit je sparsamen Deutschen dadurch nicht positiv stimmten, denn der Konsum sank im wichtigen Weihnachtsmonat Dezember gegenüber Vorjahr um markante 4.7%. Zu gross ist die Sorge über das Umfeld. Angesichts der maroden Wirtschaft in Europa erstaunt es schon, dass der Euro derart erstarken kann, was die globale Wettbewerbsfähigkeit schwächt und wiederum den erhofften Aufschwung bremst. Daher scheint fundamental die Luft bei europäischen Aktien etwas draussen zu sein und die Börsen könnten zu viel vorwegnehmen. Ein Beispiel gab Richemont ab, welche zwar im Weihnachtsquartal immer noch den Umsatz steigern konnte, aber weniger stark als erwartet. Es kam sofort zu Gewinnmitnahmen aus einer überkauften Situation und einer Konsolidierung.
Mit frischem Elan in den neuen Monat
Auf der positiven Seite steht die wieder anziehende Konjunktur in Asien und insbesondere in China. Der HSBC-China-PMI stieg am Freitag leicht auf 52.3 Punkte und beflügelte die Börsen. Ebenso in den USA, wo der ISM Manufacturing Index von 50.7 auf 53.1 hochschnellte. Zudem wurde am Freitag die Anzahl geschaffener privaten Stellen per Dezember hochrevidiert. Trotz Vorsicht ist es daher gut möglich, dass nun mit frischem Elan in den neuen Monat gestartet wird und weitere Zuflüsse in Aktien die Börsen noch ein paar Wochen nach oben treiben.
Diageo im Fokus
Wir sehen bei Aktien mit starker Stellung in den Schwellenländern weiteres Kurspotential. Dabei gefällt uns Diageo, welche 42% vom Umsatz in diesen Ländern erzeugt und von der neuen Kaufkraft der Mittelschicht profitiert. Der soeben präsentierte Halbjahresabschluss überzeugte (Bericht auf Seite 5). Auch Holcim generiert einen hohen Umsatzanteil in den wachsenden aufstrebenden Ländern und trimmt die Effizienz. Die Aktie ist weiterhin im Aufwärtskanal. Einen guten Lauf in den letzten Tagen hatte der Backwarenhersteller Aryzta. Die Aktie ist auf EV/EBITDA immer noch billig und Kunden wie McDonald’s oder Starbucks meldeten wieder bessere Geschäfte. Die Resistance bei CHF 50 wurde genommen eröffnet weiteres Kurspotential. (IHAG/frp/mc/ps)