Zürich – Die Börsen starteten freundlich in die vergangene Woche und kletterten auf hohem Niveau weiter nach oben. Gespannt wartete man auf die Rede von Notenbankchef Ben Bernanke vor dem Kongress, um Hinweise auf das weitere QE-Programm zu erhalten. Er äusserte sich ähnlich wie schon bei früheren Gelegenheiten dahingehend, dass die Stimulierungsmassnahmen zurück- gefahren würden, sobald sich der Arbeitsmarkt nachhaltig verbessere. Nichts Neues, aber die Wahrscheinlichkeit, dass das FED schon bald den Fuss vom Gaspedal, respektive der Notenpresse nehmen könnte, wurde darauf als erhöht interpretiert. Die Kauflaune kippte dann, als auch der Einkäuferindex in China (durch HSBC ermittelt) im Mai von 50.4 auf 49.6 zurück glitt, was im S&P 500 am Mittwoch zu leichten Gewinnmitnahmen führte.
Am Donnerstag Morgen leuchtete dann der Nikkei Index in Japan mit einem Tagesverlust von 7% rot auf den Bildschirmen. Dies löste in Europa die bereits mehrmals erwartete Korrektur ein, welche am Freitag aber bereits wieder verebbte. Der S&P 500 verlor über die Woche nur 1.1%, der Euro Stoxx 50 1.9% und der SMI 1.4%. Die Marktteilnehmer fanden Anhaltspunkte, dass das FED die lockere Geldpolitik auch wieder straffen könnte. Somit zogen die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen in den USA und der Schweiz 5 Basispunkte, in Deutschland 10 Basispunkte an.
Euro legt zum Dollar zu
Die Nervosität und Volatilität an den Devisenmärkten nahm während der Rede von Ben Bernanke massiv zu, beruhigte sich dann aber wieder. Der EUR konnte zum USD über die Woche sogar fast ein Cent auf 1.293 zulegen. Mehr Bewegung gab es im EUR/CHF. In eine Rede in Frankfurt liess SNB-Präsident Jordan alle Optionen offen, auch Negativzinsen. Auch dies ist eigentlich nichts Neues, aber der CHF schwächte sich am Mittwoch kurz bis auf 1.265 ab, fiel dann aber sogleich wieder auf 1.245 zurück. Ein ähnliches Bild im USD, welcher zum CHF bis auf 0.98 erstarkte, dann aber auf 0.96 zurück fiel.
Stabilisierung der Edelmetallpreise
War Gold in volatilen Zeiten früher eher gesucht, hat sich das Bild dieses Jahr wegen Abgaben von Investoren bei Zertifikaten geändert. Nach einem Kursrückgang der Vorwoche und einer schwachen Eröffnung am Montag konnten sich die Edelmetallpreise immerhin stabilisieren. Gold schloss im London Fixing bei auf USD 1388 die Unze und Silber bei USD 22.4. Mit dem schwachen Einkäuferindex in China gab auch das Öl 2% nach und das Fass Brent sank auf USD 102.
Keine unmittelbare Straffung der US-Geldpolitik
Drosselung der Die Geldpolitik der US-Notenbank ist abhängig vom weiteren Konjunkturverlauf. Sollte die Erholung auf dem Arbeitsmarkt weitergehen, ist mit einer Drosselung der quantitativen Lockerung und schliesslich mit einer Einstellung der Wertschriftenkäufe zu rechnen. Allerdings steht dies nicht unmittelbar bevor, da die die Arbeitslosenrate noch klar über 6.5% liegt. Bereits die Andeutung von geringeren Stützungskäufen durch das FED macht aber die bisher liquiditätsgetriebenen Märkte nervös. Der Einbruch des Nikkei von 7% an einem Tag ist auf den ersten Blick schockierend, aber angesichts des Kursanstiegs von 50% im laufenden Jahr, respektive 13% allein im Mai, relativiert sich diese Korrektur. Das Wachstum der japanischen Wirtschaft oder der Unternehmensgewinne können nämlich diesen Kursanstieg nicht erklären. Insgesamt ist die P/E-Expansion wegen der Liquiditätshausse und den tiefen Zinsen der Hauptfaktor der starken Kursgewinne. Wenn hier nun etwas Luft abgelassen wird, ist dies positiv zu werten.
SMI: Konsolidierung im Sinne einer Verschnaufpause gesund
Nach den konstant positiven Tagen im SMI muss man sich erst wieder an eine Korrektur von 3% gewöhnen. Allerdings ist noch nicht viel passiert und die Indices stehen höher als Ende April. Eine Korrektur wurde schon länger erwartet. Die Frage ist nun, wie es weiter geht. Wir erachten eine Konsolidierung im Sinne einer Verschnaufpause als gesund. Vor dem langen Wochenende (USA und UK sind am Montag geschlossen) wollte man die Engagements wohl nicht erhöhen. Dass sich die Indices bereits fangen ist daher positiv zu werten. Ein weiterer Kursrückgang von 3% auf das Niveau von anfangs Mai ist möglich, aber einen wirklichen Einbruch erwarten wir nicht. Die Fundamentaldaten sind zu stark. Zudem haben viele Investoren die Aktienrally verpasst und warten auf einen Einstieg. Kurzfristig muss die überkaufte Situation der Aktien verdaut werden, weshalb wir mit Zukäufen noch warten würden (IHAG/mc).