IHAG-Kommentar: Die Kräfte schwinden
Zürich – Nach mehrwöchiger stabiler Lage, haben diverse Aktienindices am Donnerstag wichtige Unterstützungslinien verloren, ohne klaren Auslöser. Sorgen um eine Drosselung der ultralockeren US-Geldpolitik nach den tiefer als erwartet ausgefallenen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe in den USA können allenfalls herangezogen werden. Der S&P 500 verlor über die Woche 2.1% und der SMI 0.2%. Der Euro Stoxx 50 gewann 0.1%.
Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen sprangen in den USA auf 2.82%, ein Wert, welcher zuletzt im November 2011 erreicht wurde. Auch in Deutschland zog die Rendite auf 1.88% an. In der Schweiz war der Anstieg moderater, aber erreichte dennoch 5 Basispunkte über eine Woche auf 1.05%. Die anziehenden Renditen in den USA haben dem USD nicht geholfen, sondern die erhöhte Unsicherheit den CHF gestärkt. Nach einem Anstieg bis kurz vor 0.94 drehte der USD am Donnerstag und sank zum CHF auf 0.927. Ähnlich der EUR/CHF, welcher wieder unter 1.24 fiel und bei 1.235 schloss. EUR/USD bewegte sich seitwärts und schloss bei 1.333.
Revival von Metallen und Edelmetallen
Gold gelang am Donnerstag ein weiterer Rebound über die Hürde von USD 1340 auf USD 1368 die Unze. Im Markt kursierten Gerüchte von Shorteindeckungen. Andere Metalle und Edelmetalle erlebten ebenfalls ein Revival. Silber, Platin, Kupfer und auch Eisenerz kletterten und damit auch der Minensektor. Öl übersprang am Donnerstag USD 110 pro Barrel Brent, teils wegen besseren Konjunkturdaten, teils wegen wieder aufkeimenden Unruhen in Ägypten. Am Freitag wurde dann USD 111 bezahlt und es wird sich nun weisen, ob dies der Ausbruch aus der Seitwärtsformation nach oben ist.
Eurozone: BIP-Zahlen überraschen positiv
Positiv überraschten vergangene Woche die Quartalszahlen zur BIP-Entwicklung in Europa. Das Ende der Rezession in Deutschland (+0.7%) und Frankreich (+0.5%), welche zusammen fast 50% der Eurozone ausmachen, sorgen auch für einen Anstieg des BIP von 0.3% in den EU27 Staaten gegenüber dem Vorquartal. Gegenüber Vorjahr ist das BIP immer noch 0.2% tiefer. Allerdings liegen Spanien 1.7%, Italien und Portugal sogar je 2% unter Vorjahr, wobei Portugal sequenziell eine unerwartete Verbesserung von 1.1% ausweisen konnte. Euphorie ist fehl am Platz, aber auch diese Daten geben Hoffnung, dass das Schlimmste in Europa vorbei ist.
Nach der Berichte-Saison sind die Augen wieder auf Makrodaten und die Politiker gerichtet. Im Vordergrund steht dabei das jährliche Treffen der Notenbanker in Jackson Hole (USA) vom 22. bis 24. August. Auch die Minutes des letzten FOMC-Meetings am Mittwoch werden wohl genau studiert.
Berichtsaison: Abschlüsse durchzogen
Insgesamt haben sich die Aktienmärkte im Jahresverlauf sehr erfreulich entwickelt, wobei die Korrektur im Juni verunsicherte und viele Investoren auf der Seitenlinie in Lauerstellung bleiben liess. Billig sind Aktien nicht mehr, bleiben aber relativ zu anderen Anlageklassen attraktiv. Die Abschlüsse waren durchzogen und Enttäuschungen wurden markant abgestraft. Insgesamt sind die Unternehmen aber immer fitter, können auch bei stagnierenden Umsätzen den Gewinn erhöhen und strotzen vor Liquidität. Oft wurde das sehr tiefe Zinsumfeld zur vorsorglichen Mittelaufnahme auf Vorrat benutzt, um flexibel zu bleiben.
Viele Aktien sind in den letzten Monaten markant gestiegen und nun im überkauften Bereich. Wir erwarten kurzfristig eine leichte Korrektur, welche am Donnerstag bereits begann und bald neue Opportunitäten eröffnet. Zurückgebliebene Werte sind bereits jetzt interessant. Die Zementfirma Holcim kämpfte im ersten Semester mit schlechtem Wetter und sinkendem Gewinn in der wichtigen Region Indien. Trotzdem zeichnete sich im 2. Quartal eine sequentielle Margenverbesserung ab, weil das Effizienzprogramm greift und auch die Preise diszipliniert angehoben werden konnten. Steigende Volumen, welches wir ab 2014 erwarten, bewirkt einen hohen Gewinnhebel. Bei einem P/E 2014 von 12x ergibt sich ein interessantes Kurspotential.
Schindler im Fokus
Auch Schindler hat korrigiert, weil einige Investoren von der sinkenden EBIT-Marge überrascht wurden. Allerdings ist es die Strategie, in den nächsten Jahren stark zu wachsen und das Margenziel in den Hintergrund zu stellen. Mittelfristig sollte dies sich via erhöhter installierter Basis und Service auszahlen. Mittelfristig orientierte Investoren, welche vom Urbanisierungsboom in China profitieren wollen, können den Kursrückschlag für Zukäufe in Schindler nutzen. (IHAG/frp/mc/ps)