IHAG-Kommentar: Die Notenbanken schaffen Liquidität – Und die Börsen applaudieren
Zürich – Die Börsen erhielten diese Woche Rückenwind von den Notenbanken. Mario Draghi unterstrich an Reden am Montag sowie am Freitag die Bereitschaft der EZB, den Kampf gegen Niedriginflation und Wachstumsschwäche auszuweiten. Unterstützt von der Zinssenkung der Notenbank in China stiegen die Aktienindices am Freitag in Europa gute 2%. Über die Woche konnte der DAX 5.2% und der Stoxx Europe 50 2.8% zulegen.
Der S&P 500, welcher seit Tagen auf Allzeithöchst notiert, stieg weitere 1.2%. Der SMI nahm die magische 9000er Marke und konnte auf hohem Niveau nochmals 1.9% zulegen.
Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen bewegten sich in den USA, Deutschland und auch der Schweiz kaum. Allerdings beginnen Deutsche Banken für Grosseinlagen die negativen Zinsen der EZB weiterzureichen. Bereits droht, dass auch Kleinsparer demnächst belastet werden könnten.
SNB verteidigt Euro-Mindestkurs
Der EUR schien sich zum USD bei 1.2550 zu stabilisieren, bis am Freitag Mario Draghi nochmals weitere Eingriffe der EZB betonte. Daraufhin sackte der EUR auf 1.24 ab. Im Gegenzug gab der CHF zum USD etwas nach, schnellte aber am Freitag von 0.9580 auf 0.97 hoch. Die SNB hat alle Hände voll zu tun, um den Mindestkurs zu verteidigen, zumal mit der Goldinitiative bei Annahme weiteres Ungemach droht. Dennoch, 1.2010 im CHF zum EUR wurde verteidigt, mit einem Wochenschluss bei 1.2015.
Der Goldpreis machte bereits am Freitag Abend der Vorwoche einen Sprung von USD 40 auf USD 1190 und konnte im Lauf der Woche zwei Mal kurz über USD 1200 abschliessen, mit Wochenschluss von USD 1205. Die Russische Notenbank fiel gemäss World Gold Council im 3. Quartal mit Käufen von 55 Tonnen auf. Auch wird die Welt gewahr, dass die SNB bei Annahme der Goldinitiative zu massiven Goldkäufen gezwungen werden könnte, wenn auch die Implementation noch offen ist. Der Ölpreis hat sich etwas gefangen und stieg am Freitag wieder über USD 80 pro Barrel Brent. Auch WTI zeigte in den USA ein ähnliches Bild. Möglich, dass der harsche Wintereinbruch in New York die anziehende Nachfrage im Winter ins Bewusstsein rückte.
Die Ukraine-Krise bleibt. Neue Sanktionen stehen nicht an, aber Putin war am G20 Gipfel in Brisbane isoliert. Nach langem Gespräch unter vier Augen mit Putin und Merkel macht sich Ernüchterung breit. Mit harten Worten warf die Bundeskanzlerin Merkel am Montag Putin indirekt vor, uneinsichtig zu sein und die europäische Friedensordnung infrage zu stellen. Dennoch versuchte der deutsche Aussenminister Steinmeier in einer kurzen Unterredung mit Putin in Moskau den Dialog aufrecht zu erhalten.
Zinsen in USA dürften noch geraume Zeit niedrig bleiben
Bei Laune halten die Märkte zurzeit vor allem die Notenbanken. Gemäss dem am Mittwoch veröffentlichten Protokoll will die US-Notenbank trotz des Aufschwungs die Zinsen noch geraume Zeit niedrig halten. Nach dem überraschenden Rückfall Japans in die Rezession hoffen die Anleger im Nikkei auf noch mehr Hilfen von den Notenbankern in Tokio. In Europa hat EZB-Chef Mario Draghi am Montagnachmittag in Brüssel explizit Staatsanleihekäufe als mögliches geldpolitisches Instrument bezeichnet. Am Freitag doppelte er auf einem Bankenkongress in Frankfurt nach, er werde die schwache Teuerung wenn nötig mit allen Mitteln bekämpfen, um die Konjunktur in der Euro-Zone zu beleben. „Wir werden das tun, was wir tun müssen…“ heizte die Fantasie an den Börsen an. Im Vorfeld hatte zudem in China die Notenbank die Zinsen gesenkt. Rückenwind kam auch von der Wall Street mit guten Vorgaben, wo diverse Indices jeden Tag neue Rekordwerte markieren. Auch dürften Shorteindeckungen mit dem Optionenverfall am Freitag die Kurse zusätzlich befeuert haben.
Durch das starke Rally seit Mitte Oktober sind die Aktienmärkte tendenziell überkauft, aber gegen die Notenbank will man nicht ankämpfen und Ende Jahr auch nicht zu hohe Cashbestände in den Depots ausweisen. Daher könnte das Rally auch auf überhöhtem Niveau noch etwas anhalten. Man kann die Gewinner weiterlaufen lassen oder sogar mutig die Gewinner zukaufen.
Swatch günstig bewertet
Besser erscheint uns, zurückgebliebene, aber qualitativ gute Titel zu kaufen. Nach doch ordentlichen Uhrenexportdaten könnten die bisher verschmähten Uhrentitel Swatch den Abwärtstrend brechen. Die Titel sind günstig bewertet und bei einigermassen passablem Weihnachtsgeschäft braucht es nur wenig gute Nachrichten, um die Erholung weiterzuführen. ABB ist 2014 noch klar hinter dem SMI und hat mit dem anziehenden Auftragseingang Aufholpotential. Falls die charttechnisch wichtige Marke von CHF 22 gehalten werden kann, dürfte bald CHF 23 anvisiert werden. (IHAG/frp/mc/ps)