IHAG Kommentar: Earnings Season löst Gewinnmitnahmen aus
Zürich – Die Börsen notierten in der letzten Woche auf breiter Front schwächer. Die Verluste reichten von 0.6% im Nasdaq über 2% beim Dax bis zu 2.3% beim SMI. Die bisher vorliegenden Unternehmenszahlen können meist nicht voll überzeugen und viele US-Gesellschaften klagen über einen enttäuschenden Geschäftsgang in Europa.
Bei den Währungen fiel der Euro gegenüber dem Dollar wieder unter die Marke von 1.30. Die US-Wirtschaft expandierte im 3. Quartal um 2%, was dem USD etwas Rückenwind verliehen hat. Der EUR/CHF pendelte während der ganzen Woche in einem engen Band um die Marke von 1.21. Nachdem die 1.20 etwa fünf Monate hielten, scheint sich eine neue Marke bei 1.21 zu etablieren. Bei den Rohstoffen tendierte der Ölpreis innert Wochenfrist schwächer. Auf der Angebotsseite ist ersichtlich, dass der Irak bei der Ölförderung grosse Fortschritte erzielt und momentan 3.27 Mio. Barrel Öl pro Tag fördern kann. Zusammen mit der wieder aufgenommenen Ölproduktion in Libyen kann der Ausfall aufgrund des Embargos mit dem Iran problemlos kompensiert werden. Wir denken, dass der Ölpreis in den nächsten Monaten bestenfalls seitwärts tendieren wird. Der Goldpreis hat seine Korrektur fortgesetzt und ist für eine kurze Zeit sogar unter USD 1‘700/Feinunze gefallen. Spekulanten haben ihre Positionen zurückgefahren. Die tieferen Preise sollten nun aber eine gute Basis für eine anziehende physische Nachfrage darstellen. Zeichen dazu sind in China und Indien ersichtlich, wo das Diwali Goldfest kurz bevorsteht.
Einkaufsmanager-Indizes im Oktober weiter verschlechtert
Zum Ausblick: Bislang ist man davon ausgegangen, dass sich die europäische Wirtschaft im 4. Quartal zumindest leicht verbessern kann. Die jüngsten Daten sprechen aber eine andere Sprache. So haben sich die Einkaufsmanager-Indizes im Oktober weiter verschlechtert und selbst der deutsche Ifo-Index ist zum sechsten Mal in Folge zurückgegangen. Weiter zeigen die aktuellsten Daten, dass die Kreditvergabe durch die Banken an die Privatwirtschaft weiter geschrumpft ist. Die europäischen Banken sind ungesund und können zuwenig neue Kredite vergeben, was fürs Wachstum schlecht ist. Ob das von der EZB aufgespannte Sicherheitsnetz hier Abhilfe schaffen kann, bleibt abzuwarten. Bis jetzt hat gut die Hälfte aller im S&P500 vertretenen Gesellschaften die Zahlen fürs 3. Quartal publiziert. Davon haben zwar 63% die Gewinnerwartungen übertreffen können, aber nur deren 37% konnten auch mehr Umsatz als erwartet ausweisen. Das Umsatzwachstum beträgt bis jetzt 3.2% und der Gewinn pro Aktie steht 6.4% über dem Vorjahreswert. Solche Daten können den immer noch nahe den Höchstständen handelnden Börsen keine neuen Impulse verleihen. Wir bleiben deshalb vorsichtig positioniert und rechnen für die Gesamtmärkte eher mit weiteren Gewinnmitnahmen.
Aktien mit guten Gewinnausweisen wurden belohnt
Die Earnings Season zeigte aber auch, wie wichtig das Stock Picking ist, denn Aktien mit guten Gewinnausweisen wurden belohnt. Dazu gehörten auch jene von SAP, die im letzten Quartal deutlich mehr Sofware-Lizenzen absetzen konnten als erwartet. SAP hat zahlreiche neue innovative Produkte im Angebot (z.B. HANA, Cloud-Produkte), die von den Kunden mit Begeisterung gekauft werden. SAP zählt nach wie vor zu unseren Favoriten im europäischen Technologiesektor und wir halten entsprechend an unserer Kaufempfehlung fest. Die Korrektur von mehr als 10% bei Qualcomm führt unserer Ansicht nach zu einer Kaufgelegenheit in dieser qualitativ hochwertigen Technologieaktie. Der wichtige Kunde Apple hat die Erwartungen beim iPhone 5 übertroffen und auch Samsung meldete gute Smartphone-Verkäufe. Damit sollten das Chip- und Lizenzgeschäft von Qualcomm profitieren können. Wir würden eine Position eingehen vor den Quartalszahlen, die am 7. November veröffentlicht werden. (IHAG/mc/hfu)