IHAG-Kommentar: Edelmetalle und Rohstoffe brechen ein – Aktien setzen Korrektur fort
Zürich – Am Montag sank in den USA der S&P500 über 2%, eine Tageskorrektur, welche man seit November 2012 nicht mehr gesehen hatte. Generell gaben die Aktienkurse über die Woche weiter nach und erlitten am Mittwoch in Europa einen markanten Taucher bei hohen Volumen. Klare Gründe gab es nicht, aber der Computerhandel wurde schnell als Schuldiger genannt. Am Freitag kam es dann zu einer leichten Erholung. Der SMI inklusive Dividenden verlor über die Woche 1.1%, der Europe Stoxx 50 2.1% und der DAX gar 3.7%. Der S&P 500 konnte bisher lange dem Abwärtstrend trotzen, verlor nun aber auch 2.1%. Massiv unter die Räder kamen Minenaktien, aber auch Apple verlor weitere 9%.
Die schwachen Rohstoffe und Aktien trieben die Anleger wieder in Bonds und die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen sanken in den USA, Deutschland und der Schweiz rund Basispunkte. Interessanterweise zeigte Madrid, dass sich die Eurokrise entspannte. Spanien konnte nämlich EUR 4.7 Mrd. aufnehmen und darunter die Anleihe mit zehnjähriger Laufzeit zu lediglich 4.6% Verzinsung platzieren, der niedrigsten Rendite seit mehreren Quartalen. Auch Italien konnte inflationsgeschützte Anleihen über mehrere Mrd. Euro gut platzieren. Bei den Währungen hat sich die Situation nicht gross verändert. Der EUR erstarkte zum USD kurz bis auf 1.32, fiel dann aber wieder in den Seitwärtskanal zwischen 1.30 und 1.31 zurück. Spiegelbildlich der CHF/USD, wo am Mittwoch kurz 0.92 getestet wurde, aber die Woche unverändert bei 0.93 abschloss. Der EUR/CHF bewegte sich ebenfalls seitwärts mit leicht erstarkender Tendenz am Freitag, wo er bei 1.2170 notierte.
Einbruch der Edelmetalle setzt sich nahtlos fort
Schockierend war, dass sich der Einbruch der Edelmetalle vom Freitag der Vorwoche anfangs Woche nahtlos fortsetzte. Gold sackte am Dienstag bis auf USD 1323 die Unze ab, minus 15% innert drei Tagen, konnte sich dann um 6% erholen und die Marke bei USD 1400 zurückerobern. Gold schloss im London Fixing bei auf USD 1404 die Unze, was ein Verlust von 10% seit Donnerstag 11. April und ein Wochenverlust von 6% ergab. Erklärungen waren dieselben wie letzte Woche, nämlich dass Abgaben aus Funds und die Angst vor Verkäufen angeschlagener Notenbanken eine Abwärtsspirale auslösten. Gegen Ende der Woche hat sich die Lage bei den Edelmetallen, welche alle parallel unter die Räder kamen, stabilisiert. Die hohen Produktionskosten lassen bei einigen Minenbetreibern kaum mehr eine Gewinnmarge übrig, was sich nun stabilisierend auf die Edelmetallpreise auswirken sollte. Allerdings ist das Vertrauen angeschlagen.
Öl: Auch 2013 schwache Nachfrage erwartet
Der Ölpreis sank mit eher schwachen Wirtschaftsdaten weiter bis auf USD 96 pro Barrel Brent, konnte dann aber am Freitag wieder gegen USD 100 hochklettern. Gemäss dem April-Report der International Energy Agency IEA dürfte 2013 das dritte Jahr mit schwachem Wachstum bei Nachfrage nach Öl sein, welche in Europa gar rückläufig sei. Die lahmende Konjunktur, Substitution aber vermutlich auch der effizientere Einsatz von Energie können als Begründung aufgeführt werden. Wachsende Nachfrage kommt klar aus den Nicht-OECD-Ländern. Kurzfristig könnte eine Erholung anstehen, welche aber kaum mehr in das alte Seitwärtsband zwischen USD 105 bis 115 pro Barrel Brent reichen. Mittelfristig hilft ein tieferer Ölpreis dem Konsum und der Wirtschaft.
Wirtschaftsindikatoren mehrheitlich schwach
Die Wirtschaftsindikatoren der abgelaufenen Woche waren mehrheitlich schwach und erhöhten die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der globalen Konjunktur. Das Wachstum in China war etwas schwächer als erwartet, worauf die Rohstoffpreise weiter nachgaben. Gleichzeitig warnte der IMF vor zu starkem Fluten der Märkte mit Geld durch die Zentralbanken. Vielmehr müsse man mit strukturellen Reformen das Wachstum ankurbeln, sonst komme die nächste Krise. Der Einbruch bei den Edelmetallen sowie zeitweise auch bei europäischen Aktienindices verunsicherte weiter und hielt die Käufer fern. Das Markt-Sentiment ist in einem „Risk-off“ Modus und angeschlagen. Bei vielen zyklischen Titeln und Aktienindices hat sich nach gutem Jahresstart seit Mitte März ein Abwärtstrend eingenistet und es wurden charttechnisch kritische Punkte erreicht, welche nun halten müssen, sonst droht eine weitere Rückstufung um ein paar Prozente.
G20-Treffen: Banken weiter unter Druck
Das G20 Treffen am Wochenende in den USA brachte weiteren politischen Druck auf die Transparenz von Bankkunden und damit auf die Schweizer Banken, aber keine News zur Verschuldung. Diese Woche wird am Mittwoch der Geschäftsklima-Index des Ifo-Institutes in Deutschland im Vordergrund stehen, welche schwächer erwartet wird. Allerdings ist das Sentiment bereits vorsichtig und dies dürfte eskomptiert sein. Leicht bessere Daten könnten dagegen sogar positiv aufgenommen werden.
Nestlé überzeugt weiterhin
Die bisherigen Quartalsausweise vieler Unternehmen sind doch passabel und belassen die Hoffnung auf einen nur kurzfristigen Dämpfer mit Potential für einen Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte. Kurzfristig scheinen europäische Aktien und zyklische Titel überverkauft. Wir bleiben daher konstruktiv und sehen bei gewissen Aktien nach der Korrektur Kaufgelegenheiten. Darunter sind Sulzer, Schindler, aber auch SAP. Bei den bisher gut laufenden Werten überzeugt uns Nestlé mit seinem Wachstumsmodell weiterhin. Der Dividendenabgang und der verhaltene Start ins laufende Jahr schwächten den Kurs. Mittelfristig kann man eine grundsolide Aktie mit hohem Freecashflow, 45% vom Umsatz in dynamisch wachsenden Schwellenländern und einer guter Dividendenrendite nun auf tieferem Niveau aufstocken. Syngenta rapportierte einen entgegen den Befürchtungen guten Start ins laufende Jahr. Auch diese Aktie befindet sich strukturell klar auf einem mittelfristigen Wachstumspfad und sollte aufgestockt werden. (IHAG/frp/mc/ps)